Wort des Pfarrers
Liebe Astnerinnen und Astner!
In unserer pluralen Welt ist das Wort „Wahrheit“ gefährlich geworden.
Es scheint so, als gäbe es nur rein private Wahrheiten.
Aber eine Wahrheit für sich gäbe es nicht. Nun, schon in der Medizin
z.B. scheitert diese Ansicht: Denn wenn der Arzt nicht die Wahrheit
„meinerKrankheit“ erkennen würde, so könnte er mich nicht behandeln.
Auch bei den Religionen kann mansuchend um
Wahrheit bemühen. Ich bin überzeugt, wenn Suchende die verschiedenen
Religionsgründer und ihre Aussagen gut überdenken, dann finden sie
„Jesus Christus“ als Wahrheit. Keiner hat je so gesprochen, gehandelt
und für uns alle sein Leben am Kreuz hingegeben.
„Jesus Christus, unser einziger Erlöser und Retter“ ist die zentrale
Aussage des Christentums, darin sind sich alle Konfessionen einig.
Es ist die wichtigste Aussage des Evangeliums. Wir wissen allerdings,
dass selbst Christen heute diese Wahrheit bezweifeln oder nicht mehr
glauben. „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am
Herzen des Vaters ruht, hat Kunde gebracht.“ (Joh 1,18).
„Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.
Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt.“ (Kol 2,9)
„Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6).
Solche und viele andere Aussagen finden wir im Neuen Testament
und die Kirche hat durch die zwei Jahrtausende daran festgehalten.
Aber Jesus Christus ist nicht eine abstrakte Wahrheit,
eine Theorie gleichsam. Nein, ihm kann man als Person begegnen.
Wer sich um diesen Glauben bemüht, wird eines Tages eine innere
Begegnung mit dem auferstandenen Christus haben, dem „alle
Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist“. Und es entsteht eine
lebendige, liebende Beziehung, jeden Tag, immer aufs Neue und
überraschend. Und so kann man diese Sätze auch als Wahrheit
erfahren.
Was ist jetzt mit den vielen Menschen weltweit, die nie oder kaum
etwas von Jesus Christus gehört haben? Zuerst sagt die Kirche
im 2. Vatikanischen Konzil: „Die Kirche lehnt nichts Gutes und Wahres
in den anderen Religionen ab.“ (Nostra aetate 2). Wer ohne eigene Schuld
von Christus nichts weiß, aber seinem Gewissen folgt und Gutes tut,
das Böse bereut, dem ist das ewige Heil nicht unmöglich.
Dies gilt ebenfalls in der säkularen Welt des Westens. Denn auch da
gibt es viele Menschen, die nie glaubwürdig von Jesus Christus gehört
haben. Nun: Zu Weihnachten feiern wir genau dieses große Geschenk
Gottes an die Menschheit: In Jesus von Nazareth
ist Gott selbst offenbar geworden. In seiner Person hat der Gott
der Schöpfer der Menschheit das ewige Heil angeboten.
Ein gnadenreiches Weihnachtsfest,
euer Pfarrer Franz Spaller