Predigten der letzten Sonn- und Feiertage
3. Sonntag der Osterzeit, 14. April 2024 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Der Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Die Osterzeit ist eine Zeit der Freude über das Leben. „Ich darf mich meines Lebens freuen und andren Grund zur Freude sein“, haben wir in der Fastenzeit öfter in dem Lied: Sag ja zu mir, wenn alles Nein sagt“, gesungen. Wenn wir Ostern 7 Wochen lang feiern, ist das nicht nur schöne Zeremonie, die schließlich auch langweilig würde, sondern Anregung das Leben wertzuschätzen. Wir begegnen täglich der Missachtung des Lebens in den kriegerischen Auseinandersetzungen, in den Abtreibungsdebatten, die widerlich sind. Unsere Liturgie, die Texte, die wir hören, die Lieder, die wir singen, werden wiederholt, und das ist der Sinn von Liturgie, dass sie in uns Eingang finden, dass auch in entsprechenden Situationen, die Sätze ins Bewusstsein treten, die in dieser Situation Trost spenden oder erklärend und anregend wirken – so entsteht christliche Lebenskultur. „Den Urheber des Lebens habt ihr getötet“, sagt Petrus zu einer Menge von Leuten, die nach einer Heilung zusammengeströmt waren. Das ist eine Anklage, die hellhörig machen soll. Den Urheber des Lebens zu töten, ist Menschen möglich, anders gesagt, das Leben unmöglich zu machen, aber: was immer Menschen auch treiben, das Leben ist stärker, weil der Urheber des Lebens lebendig bleibt und nicht getötet werden kann. Das ist eine Frohe Botschaft für die Menschen, die das Leben schätzen und schützen. Zur christlichen Lebenskultur gehört die Pflege und der Schutz des Lebens, das soll in dieser Osterzeit eingeprägt werden. Jesus zeigt seinen Jüngern, dass er lebt, und zwar so, wie sie ihn gekannt haben, als einer, der dem Leben dient, dessen Leben aber jetzt nicht mehr gefährdet ist Das Brechen des Brotes zeigt symbolisch, dass Jesus immer im Dienst am Leben der Menschen bleibt. Die wichtigste liturgische Feier der Christen, die Eucharistiefeier wird auch Brotbrechen genannt, und ich zeige vor der Kommunion bewusst, die gebrochenen Teile der Hostie. Sie wäre als schöne unversehrte weiße Scheibe schöner anzusehen, würde aber dann nicht ganz ausdrücken, was die christliche Botschaft der Welt mitteilen möchte, nämlich Gott begibt sich selbst in den Dienst am Leben der Menschen, das gebrochene Brot ist das Zeichen dafür. Die Jünger selbst sagen, sie hätten Jesus am Brotbrechen erkannt, das war also sein Markenzeichen, und es ist bis heute sein Markenzeichen geblieben. In der Kommunion leistet Jesus diesen Dienst an uns, er spendet Leben und sagt. Was ich für euch tue, sollt auch ihr füreinander tun. So haben wir es beim Bericht von der Fußwaschung gehört. Amen. |
2. Sonntag der Osterzeit, Weißer Sonntag, 7. April 2024 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Berühre die Wunden. |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Der Weiße Sonntag ist der Tag der abgelegten weißen Taufkleider, der Tag, an der für die Neugetauften der christliche Alltag beginnt. Wir haben das Evangelium von Thomas gehört, dem Apostel, der die Wunden Jesu berühren wollte, um glauben zu können. Zunächst scheint es für uns wie ein Beweis für Thomas, dass er es wirklich mit Jesus Christus zu tun hat, dessen Leben und Sterben er miterlebt hat. In der christlichen Tradition ist aber mehr daraus geworden. Wir erleben im Lauf der Zeit Rituale und Auslegungen der Heiligen Schrift und des Lebens Jesu, die das Leben für uns buchstäblich „begreifbar“ machen. Dazu gehört die Palmprozession, die Kreuzverehrung am Karfreitag, der Kreuzweg, das Osterfeuer, das alles sind Liturgien, die die Bedeutung des Lebens Jesu für uns erlebbar machen. In anderen Liturgien gibt es die Suche Jesu: Der verlorene Jesus wird gesucht, in Anlehnung an die Suche der Frauen nach dem verloren geglaubten Leichnam Jesu nach seiner Auferstehung und die Frage des Engels: Ihr sucht Jesus von Nazareth, er ist nicht hier, er ist auferstanden. Am Weißen Sonntag wird auch etwas begreifbar gemacht, nämlich die Berührung der Wunden Jesu, aber in der Form, dass die Wunden unseres Lebens und das unserer Mitmenschen begreifbar gemacht werden. In Jesus ist das Leid aller Menschen gegenwärtig, aber auch schon überwunden. „O wie die Wunden prangen, die er für mich empfangen“, singen wir im Osterlied „Der Heiland ist erstanden.“ Tomas Halík, ein tschechischer Theologe, hat ein Buch mit dem Titel „Berühre die Wunden“ geschrieben. Wir müssen uns also von den Wunden unserer Mitmenschen und von den Wunden des eigenen Lebens berühren lassen. Vom heiligen Martin erzählt eine Legende, dass ihm der Teufel in der Gestalt Jesu Christi erschienen ist. Martin hat ihn aber durchschaut und gesagt: Du trägst keine Wunden. Du kannst also nicht Jesus Christus sein. Die Wunden der Mitmenschen, und das gibt es viele und sehr große, sind für uns noch sehr schmerzlich, aber wenn sie wahrgenommen werden, ist auch schon ein Teil der Heilung vorweggenommen. In der deutschen Sagenwelt gibt es dafür ein berühmtes Beispiel in der Geschichte von Parsifal, von Richard Wagner in einer großen Oper vertont. In ihr muss zur Erlösung des an einer Wunde leidenden Königs Amfortas Parsifal die Frage stellen: Oheim, warum leidest du? Parsifal wird durch Mitfühlen wissend. Diese Frage bringt für Amfortas die Heilung. Hier ist in einer künstlerischen Form das umgesetzt, was Tomas Halík in seinem Buch beschreibt: Berühre die Wunden. Die ersten Christen hatten alles gemeinsam. Sicher auch das Leid und die Wunden ihrer Mitmenschen, sie brachen in ihren Häusern das Brot, hielten also Eucharistiefeier und berührten auf diese Weise die Wunden Jesu. Durch seine Wunden sind wir geheilt, heißt es im ersten Petrusbrief. Sie nehmen uns die Täuschung, dass Menschen unverwundet leben können. Der Sonntag der Barmherzigkeit ist der Sonntag, an dem die Wunden der Welt berührt werden und so auch die Hoffnung auf Heilung gestiftet wird. Amen. |
Ostermontag, 1. April 2024 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Mein Glaube – meine freudige Hoffnung |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Liebe Schwestern, liebe Brüder! Der Ostersonntag ist der Tag des großen Osterjubels, der Ausdruck des Triumphes über den Tod und Huldigung an Jesus Christus, den Sieger über Sünde und Tod. Der Ostermontag ist etwas einfacher. Hier werden einzelne Wege des Glaubens nachgezeichnet. Zunächst der Glaubensweg der Jünger, die von Jerusalem nach Emmaus gingen. Es ist ein Weg des Glaubens. Wir müssen annehmen, dass diese Jünger zum Kreis der Anhänger Jesu gehörten und von ihm eine großartige Befreiung und Erlösung: Wir hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde, und dann die große Enttäuschung. Er wird selbst zu einem Opfer der herrschenden Kräfte. Durch Jesus selbst werden sie in die Welt eingeführt, in der wirklich Erlösung stattfindet, nämlich im Leben der einzelnen Menschen mit ihren Ängsten, Sorgen und Freuden. „Musste nicht der Messias leiden, und so in seine Herrlichkeit eingehen?“, hören wir Jesus selbst sagen. Kein Mensch darf und soll einen Teil seiner Wirklichkeit ausblenden und leugnen, quod non assumptum, non est redemptum, lautet ein Satz in der Theologie, was nicht aufgenommen ist, wird nicht erlöst. Auch die dunklen Seiten des Menschen werden erlöst und nicht weggeschoben. Das war für diese Jünger neu, und ist oft auch uns noch neu. Sie brauchen eine Zeit lang, um das wirklich in sich aufzunehmen, aber als Jesus beim gemeinsamen Mahl ihnen Brot reicht, wissen sie: Er teilt unser Leben mit uns, auch das fragwürdige, daher dürfen wir auch an dem seinen teilnehmen. Der hl. Paulus hatte einen langen Glaubensweg hinter sich, vom fanatischen Gesetzeslehrer zum Lehrer der Gnade, der Zuwendung Gottes zu den Menschen. Er weiß, was es heißt, als ganzer Mensch mit allen Ecken und Kanten angenommen zu sein, da erscheint ihm der Auferstandene, das heißt er erkennt die Bedeutung Jesu, der unser ganzes Leben mitnimmt in seine Herrlichkeit, eben unser ganzes Leben, nicht nur den schönen Teil Liebes Jubelpaar, ihr habt auch schon gemeinsam einen langen Glaubens- und Lebensweg hinter euch, gemeinsam als Eheleute 50 Jahre. Am Ostermontag 1974 habt ihr geheiratet. Ihr nehmt heute euer gemeinsames Leben mit hierher vor den Altar, also vor Gott, in der Hoffnung, dass alles in eurem Leben seinen Segen bekommt. Bei den schönen Ereignissen ist es leicht, das zu sehen, bei den schweren Dingen weniger. Aber ich bin gewiss, dass auch ihr schon die Erfahrung gemacht habt, dass auch in den schweren Dingen Segen liegen kann, aber hier braucht es seine Zeit bis sich dieser Segen zeigt. Bei manchen wird er sich dann zeigen, wenn alles „wiederhergestellt“ und Zeiten des Aufatmens kommen, wie das Petrus das in seiner Rede sagt, die er nach der Heilung eines Gelähmten im Tempel zu Jerusalem hält. Ich wünsche euch noch viele schöne gemeinsame Jahre in Hoffnung und Zuversicht. |
Ostersonntag, 31. März 2024 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Das ist der Tag, den Gott gemacht. (Ps 118, 24) |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! „Das ist der Tag, den Gott gemacht“, singen wir in einem Osterlied, und dieser Satz stammt aus einem Psalm, also einem Lied des Alten Testaments. Es gibt Tage, da geht nicht nur die Sonne auf und wieder unter, sie haben darüber hinaus eine besondere Bedeutung für unser persönliches Leben, für eine Familie, einen Ort, ein Land und auch solche, die für die ganze Welt Bedeutung haben. Geburtstage haben für uns persönlich eine Bedeutung, bedeutsame gibt es für ein Land: Gründungsfeiern, Jubiläen und andere festliche Anlässe sind besondere Tage. Neuerdings gibt es auch Tage mit besonderen Anliegen: Tag des Kindes, Tag der Frauen und viele andere. Über dem heutigen Tag steht: Das ist der Tag, den Gott gemacht. Nacht unserer gläubigen Überzeugung stellt Gott stellt nicht eine Welt hin und sagt: So, nun ist alles fertig, sondern es gibt ein Wachstum und Vollendung. Der Ostersonntag ist ein Tag, der Vollendung ankündigt, nicht von Menschen, sondern von Gott gemacht. Der Jesuit Alfred Delp wurde ein Opfer des Nationalsozialismus, weil an eine Vollendung der Welt durch Jesus Christus und nicht durch die Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus glaubte. Er hat den Satz: Das ist der Tag, den Gott gemacht hat, für die Osterpredigt 1943 gewählt – eine Zeit des Krieges und großer Verunsicherung. Er sieht den Tag, den Gott gemacht hat, also den Ostertag als einen Tag des Sieges des Lebens, das von Gott ausgeht. Er spricht von 3 großen Würgeengeln, die die Menschen verunsichern: den Tod, die Schuld, die Ohnmacht. Für ihn ist durch die Auferweckung Jesu der Tod entmachtet, die Schuld getilgt, die Ohnmacht in Macht verwandelt, in der der Mensch seiner selbst sicher sein darf. Gott hat für die Menschen einen Tag gemacht, an dem die Entmachtung des Todes, die Tilgung der Schuld und Selbstsicherung des Menschen an einem Menschen, nämlich Jesus Christus, dem ersten von allen Menschen geschehen ist. Auch wir fühlen uns verunsichert, durch Krieg und Tod, durch Schuld und durch innere Ohnmacht, dass wir uns selbst nicht in der Hand haben. Der Ostersonntag, den Gott gemacht hat, ist der Tag einer neuen Schöpfung. Er führt die Schöpfung und den Menschen in ihr weiter in eine gute Zukunft. Delp verweist auf einen Satz, der alten Ministranten vielleicht noch im Ohr ist: Ad Deum, qui laetificat iuventutem meam, also auf dem Weg zu Gott, der meine Jugend erfreut. Gott führt die Welt zu einer inneren Erneuerung und Jugend. In der Lesung greift Paulus ein Ostermotiv des Alten Testaments auf, den Sauerteig, der hinausgeschafft werden muss, um dem neuen Platz zu machen. Wir Christen werden also aufgefordert, das Osterfest zu einem innerlichen persönlichen Fest zu machen, das hinauswirkt und äußerlich auch zu einem Fest der Gemeinschaft wird und wie der Sauerteig Hoffnung und Zuversicht in die Welt bringt und sie damit auch verwandelt. Amen. |
Gründonnerstag, 28. März 2024 Pfarrer Hubert Puchberger,Thema: Begegnung mit Jesus im Alltag. |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Der Gründonnerstag ist ein Tag der Intimität. Jesus begeht mit den Seinen das jüdische Pessachfest, das Fest der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, aber auch das Fest der Befreiung aus jeglicher Sklaverei. Jesus feiert dieses Familienfest, das heute noch in den jüdischen Familien begangen wird, mit seiner Familie – das sind die Apostel, seine Freunde und späteren Botschafter in der ganzen Welt. Christen erinnern sich daran, dass Jesus ihnen ein Gedächtnis mitgegeben, das auf der ganzen Welt fast ununterbrochen von jemandem begangen wird. Es formt damit auch unsere Welt. Dieses Gedächtnis feiern auch wir mehrmals in der Woche und auf jeden Fall am Sonntag. Es ist trotz der weltweiten Verbreitung ein jeweils intimer Anlass. Eine Gottesdienstgemeinde feiert die Gegenwart ihres Herrn und ihre Begegnung mit ihm. Was soll dieses Gedächtnis bewirken, das uns am Gründonnerstag so nachdrücklich ans Herz gelegt wird? Karl Rahner, der große Theologe des 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts sieht darin ein Innehalten und den Alltag unseres Lebens vor uns selbst zu bringen und darin auch eine Begegnung mir Jesus Christus zu erleben. Denn auch die Zusammenfassung seines Lebens in den Zeichen von Brot und Wein ist die Zusammenfassung seines oft bitteren Alltags, vor allem seines Leidens und Sterbens. Karl Rahner zählt aber auch das Unverständnis seiner Familie, seiner Mitmenschen, die Untreue seiner Freunde und die Feindschaft, die ihm entgegenschlägt, auf. Diese Zusammenfassung ist aber auch die Bündelung des Dienstes, den er den Mitmenschen leistet. Wir hören daher als Evangelium, als Frohe Botschaft am Gründonnerstag den Bericht von der Fußwaschung. Für den Evangelisten Johannes ist diese Geste Jesu genauso wichtig, wie die Einsetzung des Altarssakramentes also des Symbols der Erinnerung an sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung, also der Unzerstörbarkeit des Lebens, weil Gott es nicht zerstören lässt. Aber die Fußwaschung ist ein Symbol unseres Alltags. Alles, was in diesem Alltag geschieht, ist Leben und Gottesdienst und Dienst am Nächsten. An Feiertagen wird die schöne Seite dieses Alltags hervorgehoben, aber genauso wichtig ist die Mühsamkeit der alltäglichen Lebensgestaltung. Die Eucharistie, die gemeinsame Erinnerung an das Leben und Sterben Jesu, sagt uns: Dein Leben ist in jeder Phase, in jeder Minute wichtig und bedeutsam und wird vollendet werden, nicht verdeckt, nicht ausgelöscht, sondern vollendet, wie das Leben Jesu bereits vollendet ist. Wir denken am Gründonnerstag an diese Heiligung des Lebens Jesu, die auch die Heiligung unseres Lebens ist, das vor allem aus Alltag besteht. Amen. |
4. Fastensonntag, 10. März 2024, Thema: Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht. – Evangelium |
„Was ist Wahrheit“, ist die berühmte Frage des Pilatus an Jesus. Wir stellen uns diese Frage auch. Im Evangelium hören wir: Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht. Die Wahrheit kennen, ist uns noch als Ausdruck geläufig, aber: Die Wahrheit tun? Die Wahrheit als bloße Erkenntnis wäre zu wenig. Sie muss sich in die Wirklichkeit umsetzen, also wirken. Es ist auch mehr als Wahrhaftigkeit. Die Wahrheit tut der Mensch, der sein Leben an den Gegebenheiten ausrichtet und hier zwischen Wirklichkeit und Täuschung unterscheiden kann. Er kommt zum Licht. Er sieht die Welt in der Klarheit des Lichtes Christi. Die Taufkerze symbolisiert dieses Licht. Das Evangelium spricht vom erhöhten Menschensohn, der erhöht wird. Das ist eine Anspielung auf die Geschichte im 4. Buch Mose, dem Buch Númeri, in der erzählt wird, dass das Volk zur Strafe von Giftschlangen gebissen wurde. Mose hat auf das Geheiß Gottes eine eherne Schlage gegossen und sie an einem Pfahl angebracht, und alle, die zu ihr aufblickten, wurden geheilt. Die Menschen mussten der eigenen Strafe und dem eigenen Unrecht ins Auge sehen. Wer zum Menschensohn, der erhöht ist, also zu Jesus am Kreuz aufblickt, schaut auch der menschlichen Wirklichkeit ins Auge, und das bewirkt Rettung. „Die Wahrheit wird euch frei machen“ (Joh 8,32) sagt Jesus zu den Schriftgelehrten und Pharisäern. Wahrheit ist also die Welt Gottes und die Welt Jesu. „Weg, Wahrheit und Leben“ gehören zusammen. Der Mensch, der die Wahrheit sucht, sucht also Gott und lässt sich vom Geist Gottes leiten. Die Suche nach Wahrheit hat auch eine politische Dimension. Vaclav Havel, der erste tschechische Präsident, wurde für seinen Aufruf, in der Wahrheit zu leben, bedrängt. Seine Politik entsprach seinem Buch „Vom Versuch, in der Wahrheit zu leben“. Seine Politik wurde dadurch glaubwürdig und musste nicht ständig befürchten lassen, dass Politik mit gezinkten Karten gemacht wird. Die Wahrheit tun, ist also Suche nach Wahrheit, und Versuch, in der Wahrheit zu leben, nicht nur politisch, sondern als Lebenskonzept. Diese Haltung führt aber auch zur Freude, denn die Wahrheit Gottes ist nicht muffig und trostlos, sondern die Welt der Freude und Lebensbejahung. Heute am 4. Fastensonntag hören wir diesen Aufruf zur Freude: Laetare, Jerusalem, freue dich Jerusalem. Dieser Aufruf zur Freude ist eine Ermunterung für das Volk Israel, nicht zu zweifeln, dass Gott hinter ihm steht. Wir dürfen diesen Ruf als Vorwegnahme der Osterbotschaft hören: Gott steht hinter unserem Leben. Wer sich daran orientiert, tut die Wahrheit. Amen. |
3. Fastensonntag, 3. März 2024 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Die Gebote Gottes – eine weise Lebensordnung |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Was wir heute als Lesung gehört haben, sind im Katechismus die 10 Gebote Gottes geworden. Viel belächelt und als Freiheitsberaubung abgelehnt, haben sie dennoch ihre Gültigkeit insofern bewahrt, als vielen Menschen viel Leid erspart bliebe, wenn sie als Lebensordnung erst genommen würden. Aus dem Evangelium könnte entnommen werden, dass Jesus selbst diese Gebote nicht ernst nimmt, wenn er den Tempel gewaltsam räumt. Aber was er gemacht hat, entspricht dem Gebot: Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen. Es gibt auch Zeugnisse aus dem Mittelalter, dass die schönen Dome zu Markthallen für jede Art von Geschäft wurden, auch für Prostitution. Das wird wenigstens für den Dom von Straßburg im Führer erwähnt. Menschen haben die Neigung im Namen der Freiheit Strukturen zu zerstören, die den Menschen schützen sollen. Das Bundesgesetz ist eine solche Struktur. Menschen sollen geschützt werden vor den Angriffen anderer und deren Freiheit garantieren. Das gilt für das Leben, die Liebe, die Wahrheit, den Besitz. Leider hat auch oft eine oft kleinliche Auslegung diese Struktur zerstört und die Gebote zu einer Fessel gemacht, indem sie zur Kasuistik ausartete, also dazu, dass jede Situation bereits von einem Verbot begleitet war. Die Fastenzeit als Zeit der Besinnung auf das gute Leben, und bei uns auch auf die Wunden des Lebens, ist auch eine Besinnung auf diese Lebensordnung, die das Volk Israel auf dem Berg Sinai bekommen hat und die sich bis heute erhalten hat. Dem Volk Israel wurde gesagt, dass es ein weises Volk mit einem weisen Gesetz sei. Es hat also mit Weisheit zu tun. Es ist ein Rahmen, in dem ein weises Leben geführt werden kann. Auf einen Punkt sei besonders hingewiesen: Jesus wirft die Händler aus dem Tempel hinaus mit den Worten: Schafft das hier weg, Wir brauchen auch in unserer Welt heilige Orte und heilige Zeichen: Im Mittelalter gab es das Asylrecht in Kirchen und kirchlichen Gebäuden. Wer dort Zuflucht fand, konnte nicht mehr verfolgt werden. Dieses Asylrecht hat vor einigen Jahren Anwendung in der Votivkirche in Wien gefunden, als dort Flüchtlinge untergebracht wurden. Heilige Orte sind also auch Schutzorte, auch heilige Zeiten. Sie sind nicht abgehobene Aussparungen, sondern geschützte Zeiten der Ruhe und Besinnung. Wenn in Interviews der Seitenblicke großspurig gesagt wird, dass einem die Fastenzeit nichts bedeute, soll das Freiheit signalisieren, signalisiert aber eher Gedankenlosigkeit und Egoismus. Das sind Beispiele für das Gebot: Gedenke des Sabbats, halte ihn heilig, also eine heilige Zeit, die nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden soll. Es handelt sich hier um den Sonntag und andere heilige Zeiten. Sie sind zum Schutz des Menschen da. Amen. |
2. Fastensonntag, 25. Februar 2024, Familienfasttagssonntag Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst. |
Predigt am 2. Fastensonntag, 25. Februar 2024 Thema: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst“ ist die Frage eines Psalms. Vorher heißt es: Seh ich den Himmel und das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt, und dann: Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre. Das Evangelium von heute ist eine ähnliche Antwort auf die Frage: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Jesus ist der Mensch, der uns zeigt, wie Gott über den Menschen denkt, nämlich: Du bist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Er ist die Zukunft der Menschen. „Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns“, ist die innere Erfahrung des hl. Paulus, die ihn trotz großer Probleme aufrecht hält. Diese positive Sicht auf den Menschen, ist bewusst in die Fastenzeit gestellt. Sie ist nicht die Zeit eines negativen Menschenbildes, sondern die Zeit, in der wer wir über unser Leben nachsinnen: Was bin ich, dass Gott meiner gedenkt, und auch hier die Antwort: Du hast mich nur wenig geringer gemacht als Gott, und: Wenn Gott für mich ist, wer ist dann gegen mich? Christus zeigt in seiner Verklärung die Zukunft des Menschen, die nicht in der Zerstörung, sondern in der Vollendung mündet. Wir erleben momentan sehr viel an Zerstörung des Menschen und menschlicher Würde, dass die Frage: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, eine andere Antwort nahelegt: Das menschliche Leben ist nichts wert. Wenn heute der Familienfasttag ins Gedächtnis gerufen wird, dann ist das ein Zeichen der Wertschätzung menschlichen Lebens. Das ist nicht so medienwirksam wie Kriegsbilder und Bilder der Zerstörung, aber ein Ausdruck des sanften Gesetzes, wie Adalbert Stifter es in der Natur und im menschlichen Leben wahrnimmt. Jesus gebietet den Jüngern, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten. Zum menschlichen Leben gehören auch die Wunden und die Verletzlichkeit. So ist es auch im Programm für die Fastenzeit vorgesehen, das vom Pfarrassistenten vorgestellt wurde. Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, er sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein. Vor der Herrlichkeit steht noch das Leben mit seinen Grenzen und Wunden, aber das letzte Wort hat der lebendige Jesus, der vor Gott für uns eintritt. Amen. |
Predigt Faschingssonntag, 11. Februar 2024 Seelsorger Franz Pamminger |
Predigt Faschingssonntag 2024
Liaba Leit, es ist wieda ma so weit, Es hoasst, die Kircha braucht a General-Reparatur, Drum is a bei uns aus zwölf friare Pfarrn Dafir ist a Vorstaund bestellt wordn - a Triumvirat Des hoasst – zwölf Jahr laung haum die jetzt des sag´n Doch geh ma davo aus, dass da Hergott net nur beruafa hat Flasch´n Neich is a, dass in den Gemeinden jetzt Ehrenamtliche tuan leit´n Wei des Wichtigste dabei ist nu imma de Freid
Des hoasst vor allem a, Grenz´n setz´n I wü jetzt a wengal vor mi hisinnier´n Dass er net nur vor seh higammelt da in da Kircha herinn Dass wos imma ma denkt, übalegt, macht oda tuat Und waun wer kimmt nach Altenberg, am Markplatz steht Und wauns schweif´n lassn ernan blick Da steht daneb´n a modernes stolzes Pfarrheim Genauso wia de Kinda, de tuan in da Spügrupp´n spü´n Was braucht die Kircha da Zukunft nu? Dass – so wia heit – a Platz hat des Lach´n Wo spiarbar is, da bin i so, wia i bin – wirkle gewollt Wo oba vor all´m Platz hat alles, was gehrt so zum Leb´n Fir di setz i gern ei mei Kraft und meine Ideen |
Predigt am 5. Sonntag im Jahreskreis, 4. Februar 2024 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden. |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Wenn ein Mensch krank ist und Heilung sucht, wird in der Regel nicht das Symptom bekämpft, sondern nach der Ursache gesucht und dort die Heilung angestrebt. Der heilige Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden. Er bringt in seine Welt das Evangelium, die Gute Nachricht von der Gnade Gottes, also der Zuwendung Gottes zu den Menschen unter allen Umständen. Er tut das aber nicht von oben herab als einer, der das gar nicht nötig hätte, sondern als einer, der selbst auch auf diese Zuwendung Gottes angewiesen ist und kann so glaubwürdig diese Frohe Botschaft verkünden. Das ist eine Heilung von innen heraus. Eine Bekämpfung der Ursachen dafür, dass die Welt sich in einem so kranken Zustand befindet. Eine dieser Ursachen ist der Machtkampf, den Menschen einander liefern. Das war zur Zeit des hl. Paulus so wie heute. Er kann auch glaubwürdig betonen, ich habe nichts von dieser Verkündigung, denn ich bin unabhängig, auch finanziell, denn ich habe einen Brotberuf, den ich ausübe. In dieser Hinsicht ist er in einer besseren Position als von der Kirche bezahlte Pfarrer. Jesus heilt Kranke. Er macht den Eindruck, als würde er gottgleich über den Dingen stehen, aber spätestens sein Tod am Kreuz macht offenbar, dass auch er nicht über den Dingen steht, sondern den Schwachen ein Schwacher geworden ist und durch die Kraft Gottes, seines Vaters, den Tod besiegt hat. Der heilige Papst Gregor, der Große, hat um 600 nach Christi Geburt die Kirche geleitet und in ihr viele Dinge geordnet, die heute noch wirksam sind. Dazu gehören der Gregorianische Choral und die Liturgie, die in Grundzügen noch so gefeiert wird, wie er sie konzipiert hat. Die Gregorianischen Messen werden noch manchmal gefeiert, also Eucharistiefeiern an 30 Tagen hintereinander, um Verstorbenen die ewige Seligkeit zu erbitten. Dieser tüchtige Mann sagt von sich selbst: Meine Schwäche ist meine Stärke. Er galt als kränklich und war doch voller Tatkraft und nachhaltigem Erfolg. Die Welt von innen her heilen, war das Anliegen des hl. Paulus, wenn er sagt: Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden. Eine Kette ist so stark wie das schwächste Glied heißt ein Sprichwort, daher ist dort auch die Stärkung am sinnvollsten. Die Kirche, eine Pfarrgemeinde, religiöse Gemeinschaften sind also nicht stark im Sinn von Macht und Stärke, sondern in der Heilung von innen her, also in der Wahrnehmung der Schwachen und Hilflosen, wie immer diese Schwachheit aussehen mag. Diese „Schwäche“ kann auch Anlass sein, am Sinn dieser Arbeit zu zweifeln. Der hl. Paulus weist bewusst darauf hin, weil er überzeugt ist, auf diese Weise dem Evangelium, der Frohen Botschaft, im Sinn Jesu zu dienen. Amen. |
Predigt am 4. Sonntag im Jahreskreis, 28. Jänner 2024 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Worte mit Vollmacht. |
Thema: Worte mit Vollmacht Liebe Schwestern, liebe Brüder! Von Worten mit Vollmacht ist hier die Rede. Sind es Zauberformeln, die den Gang der Welt und den Lebensbereich der Menschen beeinflussen? Formeln, die wie aus einem Zauberbuch magische Gewalt ausüben? Das wäre gegen alle Grundsätze biblischer Verkündigung, die sich immer entschieden gegen Zauberei und Magie gewandt hat. Sind es Worte, die rhetorisch ausgefeilt, die Menschen begeistern. Der Pfarrer von Ars war sicher kein begnadeter Redner und hat die Herzen der Menschen erreicht. Wenn Jesus die Menschen mit seinen Worten beeindruckt hat, dann haben sie nicht in erster Linie Bewunderung erweckt, sondern die Menschen haben gespürt: Er redet nicht nur, sondern von ihm geht eine Kraft aus, die sich aus Vollmacht ergibt. Er hat die Berechtigung so zu reden, weil Gott hinter seinen Worten steht, oder noch deutlicher, weil hier Gott selbst spricht. Wo Gott spricht, entsteht eine Atmosphäre der Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit. Die Menschen haben gespürt: Darauf kann ich mich verlassen, und die bösen Geister, also Mentalitäten, die sich auf Verstellung und Verführung spezialisieren, fühlen sich hier überführt und überwältigt. Sogar die bösen Geister gehorchen ihm, haben die Menschen gesagt und erlebt. Gibt es heute noch diese Worte mit Vollmacht? Es können nur Worte sein, die von Gott stammen. Ich glaube, dass jeder Mensch dazu fähig ist, der sich vom Geist Gottes leiten lässt. Das werden nicht großartige Heilungen und Naturwunder, wie sie von Jesus erzählt werden. Worte mit Vollmacht werden dort gesprochen, wo der Sprecher sich dem Geist Gottes, der auch der Geist Jesu ist, öffnet. Sie werden nicht spektakuläre Heilungen hervorrufen, aber heilsam sein, Vertrauen stiften, trösten, Versöhnung bewirken. Sie werden auch die Fähigkeit verleihen, Situationen richtig einzuschätzen und einen Weg des Lebens zu führen. Wir beten also um diesen Geist Jesu, der aus der Vollmacht Gottes kommt und der Geist der Wahrheit ist, und Menschen, die um ihn bitten und sich ihm öffnen, die Fähigkeit verleiht, heilsam in ihrer Welt zu wirken. „Er ist dein Wort, durch ihn hast du alles geschaffen“, beten wir in der Präfation des 2. Hochgebetes. Der Geist Jesu ist also die Kraft, die Wirklichkeit schafft. In einer Zeit, in der Täuschung und Lüge zu einem Instrument der Weltbeherrschung werden, dürfen wir besonders innig darum bitten, dass uns Jesus an seiner Vollmacht, die aus der Wahrheit kommt, teilhaben und heilsam wirken lässt. Amen. |
Predigt am 3. Sonntag im Jahreskreis, 21. Jänner 2024 Pfarrer Hubert Puchberger: Thema: Menschenfischer – Begeisterung für das Reich Gottes wecken! |
Predigt am 3. Sonntag im Jahreskreis, 21. Jänner 2024 Liebe Schwestern, liebe Brüder! Jesus verspricht den künftigen Aposteln, sie zu Menschenfischern zu machen. Er knüpft also bei ihrer Berufserfahrung an, denn sie waren Fischer, wie wir im Evangelium auch gehört haben. „Sogleich verließen sie alles“, heißt es dann. Jesus muss also einen ungeheuren Eindruck auf sie gemacht haben. Aber worin bestand diese Faszination? Einige Sätze vorher steht der Satz: Das Reich Gottes ist euch nahe. „Reich Gottes“ war zur Zeit Jesu ein bekannter Begriff. Religiöse Menschen erwarteten damals die Verwirklichung dessen, was in ihren Schriften, also im Alten, bzw. Ersten Testament vorkommt, die Herrschaft, das Königtum Gottes. Es wurde zunächst als irdisches Reich missverstanden, doch durch den Einfluss Jesu, lernten die Jünger Jesu diese Erwartung in richtiger Weise zu hegen. Jesus sprach von einem Reich, in dem die Gerechtigkeit und die Liebe herrscht und in dem der Tod überwunden ist. Dafür konnten sie sich begeistern und auch andere begeistern, also Menschen fangen. Dafür zogen sie in die damals bekannte Welt und setzten ihr Leben aufs Spiel. Der Prophet Jonas hat diese Botschaft noch nicht ganz verstanden, er war traurig über seinen Erfolg, er hätte lieber die Erfüllung des Strafgerichtes, also den Untergang der Stadt Ninive gewünscht. Gott hat ihn aber mit dem Rhizinus-Strauch belehrt und gesagt: Um die Pflanze wäre dir leid, um die Menschen nicht, und erst in einer Art von Wiedergeburt aus dem Bauch des Fisches findet er den rechten Weg. Wir hören ebenso die Botschaft: Das Reich Gottes ist euch nahe. Menschen, die sich darauf einlassen, bilden die Kirche. Sie ist nicht Reich Gottes, aber dient ihm und dort, wo die Kirche ihren Auftrag erfüllt, ist auch von diesem Reich der Gerechtigkeit und des Lebens etwas zu spüren. In unserer Mitte, in unseren Pfarrgemeinden, Diözesen und in der Kirche als Ganzes muss davon etwas zu spüren sein, das ist ihr Dienst an der menschlichen Gemeinschaft, die Welt hoffnungsvoll und der Gerechtigkeit verpflichtet, zu erhalten. Kirche wird oft missverstanden als Gemeinschaft, die sich selbst braucht, die ihre Mitglieder braucht. Scharf ausgedrückt, braucht die Kirche die Menschen nicht, sondern die Menschen brauchen sie, aber sie besteht nur aus Menschen, die für diese Gerechtigkeit und diese Hoffnung arbeiten und leben. Die Apostel haben in der Schule Jesu, diese Botschaft verstanden. Wir hoffen, dass sie auch die Getauften und die Menschen, die der Kirche vertrauen, auch verstehen und zum Wohl der Menschen dafür arbeiten und leben. Amen |
Predigt am 2. Sonntag im Jahreskreis, 14. Jänner 2024, Messe des Musikvereins Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Menschen führen einander zu ihrer Aufgabe |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! "Er führte ihn zu Jesus", haben wir von Andreas, dem Bruder des Simon Petrus gehört. Am Beginn der Sonntage im Jahreskreis, also der „gewöhnlichen Sonntage“ werden wir an Personen erinnert, die ihre Mitmenschen zu Jesus geführt haben und sie auf den Ruf Gottes aufmerksam gemacht haben. Dass Menschen einander führen, gehört zum Grundbestand menschlichen Lebens. Den Großteil unserer Lebenshaltungen und -einstellungen lernen wir von unseren Mitmenschen: den Eltern, den Lehrern, Eltern erziehen ihre Kinder, Lehrer rüsten Kinder und Jugendliche für das Leben. Wir wissen das, aber es muss auch ausgesprochen und in Erinnerung gerufen werden, weil sich mit dieser Bewusstmachung unser Leben ändert. Wir haben heute in der Lesung und im Evangelium von Menschen gehört, die ihre Mitmenschen führen. Zuerst der Hohepriester Eli. Er führt den jungen Samuel, der schon von Gott zum Propheten gerufen wurde, und führt ihn dazu, die Stimme Gottes von den Stimmen der Menschen zu unterscheiden. Andreas, der Bruder des Simon Petrus führt diesen zu Jesus, und Petrus findet dort die Berufung seines Lebens. Bei Kindern und Jugendlichen nennen wir das Pädagogik. Darin steckt das Wort „Agogik“. Es hat in den letzten Jahren in unseren Sprachschatz Einzug gehalten. Es heißt „Führung“ und erinnert uns daran, dass wir in vielen Lebensbereichen Menschen sind, die geführt werden. Damit ist aber auch eine große Verantwortung ausgesprochen: Menschen führen einander werden zum Teil dafür verantwortlich, welchen Weg ihre Mitmenschen gehen. Im Zusammenhang mit einer Pfarrgemeinde heißt das, Menschen führen einander zu Gott und lehren einander, die Stimme Gottes von der Stimme der Menschen zu unterscheiden. Sie öffnen das Ohr ihrer Mitmenschen, oder verstopfen es. In der griechischen Sage wird erzählt, dass Odysseus, der große See- und Irrfahrten unternahm, bis er in seine eigentliche Heimat fand, auch an den Ufern der Sirenen vorbeisegeln musste. Diese Sirenen haben mit ihrem Gesang Menschen angezogen und dann ins Verderben geführt, indem sie ihnen das Blut aussaugten. Odysseus hat seinen Genossen die Ohren verstopfen und sich selbst an einen Pfahl anbinden lassen, als er an ihnen vorüberfuhr. Der Sirenengesang ist sprichwörtlich verführerisch und führt die Menschen auf Abwege. Oft werden Menschen aber auch die Ohren für richtungweisende Botschaften verstopft. Verzweifelt sagt der Prophet Jesája: Hören werden sie, aber nicht verstehen. Menschen können also einander Wege zu Gott führen oder auch Irrwege weisen. Sowohl Eli als auch die künftigen Apostel gehen sorgsam um, mit dem, was sie weitergeben. Sie wollen den Propheten Jesus kennen lernen und fragen ihn: Wo wohnst du, und bleiben dann bei ihm, um zu spüren, ob dieser Mensch Jesus Worte ewigen Lebens hat. Heute rückt auch unsere Musikkapelle in den Mittelpunkt unseres Gottesdienstes. Es wird uns dabei auch bewusst, dass hier über 50 Menschen in unterschiedlicher Form auch Menschen führen: zur Freude und zur Unterhaltung, aber auch zur Besinnung, aus dem Leid zum Trost, aus der Feststimmung zu einer inneren Freude. Dafür sei herzlich gedankt. Dem Kapellmeister, der auch eine wichtige Führungsrolle innehat, aber auch jedem einzelnen Musiker und jeder Musikerin, die einander mit ihrem Spiel führen, aber miteinander anderen Menschen Wegbegleiter auf wichtigen Stationen ihres Lebens sind. Amen.
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Predigt am Neujahrstag 2024 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Jeder Tag ist ein Geschenk. |
Mt 6, 34 Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Wir stehen in den ersten Stunden des Neuen Jahres, es hat noch etwas Frisches und Unberührtes an sich wie ein neues Gewand, das noch ganz schön ist, aber noch nicht ganz zu uns gehört. Es ist noch ziemlich fremd, aber es gehört zu uns, wir können es nicht abstreifen, sondern es wir ein Teil unseres Lebens sein. Wir haben heuer 366 Tage vor uns, weil wir uns in einem Schaltjahr befinden. Jeder Tag hat seine eigene Mühe und Plage, jeder Tag ist aber auch ein Geschenk. Dieser Satz stammt von Jesus, er hat noch eine Einleitung, nämlich: Sorgt euch also nicht um morgen. Diese Mahnung ist leichter gesagt als getan. Ich verstehe ihn aber als Hinweis darauf, dass die uns geschenkte Zeit nicht nur Mühe und Plage ist, sondern auch Geschenk. Heute am Oktavtag von Weihnachten wird über das Weihnachtsgeheimnis noch einmal in besonderer Weise nachgedacht, und zwar aus der Perspektive der Mutter Jesu. Sie hat sich wohl Gedanken darüber gemacht, was das für ihr Kind bedeutet, wenn es der Retter sein soll. Denn so hat der Engel des Herrn dieses Kind Jesus genannt, und auch sein Name bedeutet das: Gott rettet. Maria, die Mutter Jesu wusste wohl, dass dieses Leben nicht leicht sein würde, aber sie vertraute darauf, dass es in seiner Gesamtheit den Menschen Gott zeigen werde. Wir dürfen also darauf vertrauen, dass auch die 366 Tage des kommenden Jahres zu unserer Lebensgestalt gehören, die in ihrer Gesamtheit von Gott einmalig gut gemacht wird. Die einzelnen Tage darin sind Teile, die manchmal hell und manchmal dunkel sind, aber zu dieser Lebensgestalt gehören, zu der wir heranreifen dürfen. Jesus, der Retter, schenkt uns dieses Vertrauen. Vertrauensvolle Menschen finden gute Wege. Amen. |
Predigt am Fest der Heiligen Familie, 31. Dezember 2023 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Die Familie ist ein Wert. |
Predigt am Fest der Heiligen Familie Thema: Familie ist ein Wert. Die Familie darf nicht rein wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden. „In den reicheren Ländern hingegen nehmen der übertriebene Wohlstand und die Konsumhaltung sowie eine gewisse paradoxerweise damit verbundene Angst und Unsicherheit gegenüber der Zukunft 5 den Eltern die Hochherzigkeit und den Mut, neues Leben zu wecken. So wird das Leben oft nicht als Segen, sondern als eine Gefahr betrachtet, gegen die man sich verteidigen muß“ (FC 6,4) „Die Kirche auf der Seite des Lebens.“ (FC 30) „Denn als erziehende Gemeinschaft muß die Familie dem Menschen beim Erkennen der persönlichen Berufung und bei der Entscheidung zum notwendigen Einsatz für größere Gerechtigkeit behilflich sein, indem sie von Anfang an zu zwischenmenschlichen Beziehungen erzieht, die von Gerechtigkeit und Liebe geprägt sind.“ (FC 2,2) Liebe Schwestern, liebe Brüder! Die Kirche begeht heute das Fest der Heiligen Familie, also der Familie von Jesus, Maria und Josef. Die Bibel ist in den Schilderungen dieser Familie sehr schweigsam, wir erfahren davon etwas in den Weihnachtsgeschichten, in der Flucht von Ägypten, in der Geschichte vom 12-jährigen Jesus im Tempel und auch davon, dass für Jesus seine eigene Familie eine untergeordnete Rolle spielte, weil für ihn das Hören des Wortes Gottes wichtig war, wie wir aus der Szene wissen, in der erzählt wird, dass die Mutter und die Verwandten auf warteten. Das Fest der hl. Familie nahm seinen Ausgang in Kanada. Der Grund war die Sorge um die christliche Familie. Diese Sorge ist nicht weniger geworden, nicht nur um die christliche Familie, sondern um die Familie überhaupt. Besonders besorgniserregend finde ich die Nachricht, dass ein hoher Prozentsatz an Ehepaaren keine Kinder haben wollen und anstatt von Kinderlosigkeit das Wort „kinderfrei“ verwendet soll, als ob Kinder eine Bedrohung wären und das Wort „kinderfrei“ an das Wort „keimfrei“ erinnert. Wenn wir das Fest der Heiligen Familie feiern, dann feiern wir die Familie als eine wertvolle Lebensform. Was wir von der Heiligen Familie erzählt bekommen, ist die innere Ausrichtung auf den Willen Gottes, die schließlich die Familie auch vor Gefahren bewahrt. Zunächst wird die Verbindung von Maria und Josef bewahrt, dann das Leben des Kindes in der Flucht nach Ägypten und schließlich der Familienfrieden, indem Maria und Josef der Berufung Jesu nicht im Wege stehen wollen, sondern ihn darin wachsen lassen. Das Hinhören auf den Willen Gottes, ist das Hinhören auf das Leben, wie Gott es sich für die Menschen vorstellt. Der Schöpfer des Lebens ist nicht lebensfeindlich, das wäre ein innerer Widerspruch. Papst Johannes Paul II. hat 1981 im Anschluss an eine Familiensynode eine Enzyklika, also ein Rundschreiben, an die ganze Kirche verfasst. Es trägt den Namen „Familiaris consortio“. In ihr gibt es die Überschrift: Die Kirche auf der Seite des Lebens. Die Kirche verteidigt also das Leben, und zwar durch den Schutz der Familien. Die christliche Familie ist also eine Institution, in der Menschen das Leben lernen können sie zu Lehrmeistern des Lebens werden, und es wäre fatal, wenn sie wirtschaftlichen oder ideologischen Überlegungen zum Opfer fiele. Natürlich gibt es viele Menschen, die nicht in Familien wohnen, entweder weil sie aus idealistischen Gründen in einer anderen Form dem Leben dienen oder weil sie nicht können. Am Ende des Rundschreibens steht der Satz: „Die Zukunft der Menschheit geht über die Familie!“ Am Altjahrstag soll unser Blick auch zurückgehen in das vergangene Jahr zu unseren Familienmitgliedern und ihnen im Herzen gedankt werden, dass sie unser Leben mitgetragen haben. Amen. |
Predigt am Stefani-Tag 2023 Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Stephanus – ein Opfer des religiösen Starrsinns. |
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Das Fest des hl. Stephanus am Tag nach Weihnachten ist tatsächlich ein Kontrast. Wir können ihn aber auch als einen Besucher an der Krippe sehen, auch wenn das rein zeitlich nicht zusammenpasst. Stephanus war ein treuer Anhänger Jesu, er war aber nicht nur treu, sondern, wie wir gehört haben, ein Mann voll Weisheit und Kraft. Er ist nicht nur der erste bekannte Märtyrer für Jesus Christus, sondern gehörte auch zu den ersten Diakonen der Kirche, also jenen Männern, die Dienst taten „an den Tischen“, wie es in der Apostelgeschichte heißt. Auf heutige Verhältnisse übertragen, war er ein Mitglied des Seelsorgebereiches Diakonie. Was hat aber ihn und viele, die sein Schicksal durch die Geschichte des Christentums hindurch teilen mussten, zum Märtyrer gemacht. Es war die Auseinandersetzung mit religiösen Gruppen, die sowohl intolerant als auch konservativ waren, und zwar konservativ in einem Sinn, dass sie nicht in Dialog mit ihrer religiösen und geistigen Umwelt treten wollten.
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