Mensch ist Mensch
Damaskus, dort war ich bis zu meinem 14. Lebensjahr mit meiner Familie zu Hause. Meine Eltern (Kurden) hatten ein Doppelhaus, zwei kleine Lebensmittelgeschäfte und eine Schulbuslinie.
Alles mussten wir zurücklassen, als wir vor dem Regime flüchteten.
2015 glücklich in Österreich gelandet, fanden wir Unterschlupf in Steinbach/Steyr, das heute zu unserer Heimat geworden ist.
Eine große Unterstützung fanden wir in Carlo Neuhuber. Ohne Carlo wären wir „gar nicht da“. Wir hätten nicht gewusst, wo anfangen. Er zeigte uns die ersten Schritte zur Selbständigkeit, zu bewusstem Denken und Handeln.
Wenn ich auf die letzten 7 Jahre zurückschaue, haben wir in Österreich „Fuß“ gefasst. Meine Eltern haben beide eine Arbeitsstelle gefunden. Meine ältere Schwester machte die Ausbildung zur Pflegefachassistentin. Mein jüngerer Bruder und ich konnten Anfang dieses Jahres unsere Lehrabschlussprüfungen machen und sind begeistert als Kfz-Techniker und als Elektriker tätig. Vier von uns haben auch schon den Führerschein machen können.
Rückblickend kann ich sagen: ich habe mich schnell integrieren können. Dazu halfen mir meine neuen Freunde, die Familie und die Arbeitskollegen.
Ich bin Österreich dankbar für die Möglichkeiten, die ich bekommen habe und ergreifen durfte. Ich möchte in Österreich bleiben und österreichischer Staatsbürger werden.
Ein besonderes Anliegen sind mir die „anerkannten“ geflüchteten Familien, die Asyl in Griechenland bekommen haben, aber dort gestrandet sind, weil sie keine Aufnahme in anderen europäischen Ländern finden. Leider auch nicht in Österreich. Ich war selbst mit meinen Töchtern in Athen und habe über diese notleidenden Menschen einen Kurzfilm gemacht.
Abdul und seine Familie sind mir buchstäblich ans Herz gewachsen. Unzählige Gespräche, gemeinsame Behördengänge, Arztbesuche, gemeinsames Arbeiten, gemeinsam Feste feiern und vor allem das regelmäßige „Volleyballern“, hat uns Freunde werden lassen. Außerdem ist Abdul mein „persönlicher“ Friseur.
Was mich an Abdul besonders freut ist seine Hilfsbereitschaft, besonders auch in seinem Engagement für afghanische Burschen, die in Grünburg auf ihren Asylbescheid warten. Für diese ist er ein Lichtblick, ein Anker, den man zu Tag- und Nachtzeit anrufen darf. Durch diese Freundschaft mit Abdul und seiner Familie fühle ich mich in meinem Leben reich beschenkt.
Ähnliche Erfahrungen durfte und darf ich machen in der Begleitung von Projekten ab 1992 in Rumänien, in der Betreuung von Geflüchteten im Bosnienkrieg und aktuell im Zusammenwohnen mit aus der Ukraine Geflüchteten.
Für diese Menschen möchte ich mich weiterhin einsetzen, denn Mensch ist Mensch.
Carlo Neuber und Abdul leben in Steinbach an der Steyr