Über das Begräbnis von Sr. M. Corda Waldhör und die Lage in Südafrika
Wir haben 4 Schwestern begraben. Alle sind innerhalb von 8 Tagen an Corona Virus gestorben. Es waren Sr. Maria Corda, eine Oesterricherin, Sr. Martha Ann, Sr. Beatrice und Sr. Ambrosia. Traurig war der Anlass, weil wir unseren Schmerz nicht mit den Familienangehoerigen teilen konnten. Laut Regierungsvorschriften duerfen nur 50 Leute an einem Begraebnis teilnehmen. Von den 3 lokalen Schwestern durften jeweils nur 5 Familienangehoerige dabei sein. Und von Sr. Corda konnte natuerlich niemand aus Oesterreich kommen.
Es war ein ungewoehnliches Begraebnis. Kein Singen waehrend der Messe, keine Bewegung und Tanzen beim Begraebnis wie es hier Sitte ist, keine Ansprachen, kein gemeinsames Essen nach dem Begraebnis. Jeder ist sofort verschwunden. Es ist nicht nur Vorsicht, sondern vor allem Angst, die ueberall zu sehen ist.
Unser Bischof Sithembele Sipuka hat das Begraebnis gehalten. Bei Begraebnissen von Schwestern ist die Kapelle immer voll von den Schwestern der Kommunitaet, den Verwandten und Glaeubigen aus der Umgebung. Aber heute war die Kapelle fast leer. Wie schon erwaehnt wegen den Vorschriften. Aber auch viele Schwestern waren abwesend. Von den 45 Schwestern hier im Convent wurden 22 Schwestern Corona Virus positiv getestet. Es geht ihnen relativ gut. Darunter waren auch die 5 Verstorbenen. 23 Schwestern sind negativ. Es wird noch einige Wochen dauern bis sich die Situation hier beruhigt hat. Wir koennen nur hoffen, dass wir nicht noch mehr Schwestern verlieren.
Die 5 Schwestern, die gestorben sind, waren:
Sr. Celine: 66 Jahre alt, von Mt. Frere, gestorben am 8. Juni
Sr. Maria Corda Waldhoer: 79 Jahre alt, von Oesterreich, gestorben am 12. Juni
Sr. Martha Ann: 74 Jahre alt, von Umzimkhulu, gestorben am 13. Juni
Sr. Beatrice: 84 Jahre alt, von Mariazell, gestorben am 14. Juni
Sr. Ambrose: 81 Jahre alt, von Umzimkhulu, gestorben am 17. Juni
Wer sich unter Glen Avent nichts vorstellen kann. Es ist ein Komplex am Rande von Mthatha. Hier haben die Schwestern vom Kostbaren Blut ihr Hauptquartier. Die Provinzleitung ist hier und ein grosser Convent der Schwestern. Es sind meist pensionierte, alte und kraenkliche Schwestern, die hier leben. Die Schwestern hatten eine grosse Landwirtschaft, eine Druckerei, ein Heim fuer HIV/AIDS und Waisenkinder, eine Schule fuer koerperbehinderte Kinder und ein Rehabilitationszentrum, in dem die schulentlassenen Kinder einen Beruf lernen koennen wie Toepferei, Schneiderei, Schuhreparatur, Leder – und Perlenarbeiten. Das Gebiet ist etwa 1 Kilometer im Quadrat.
Ende Mai war Sr. Corda noch bei meinem 80er dabei. Es war ein kleiner Kreis von 7 Leuten. Ich sagte ihr, dass wir bald ihren 80er in einem groeseren Kreis feiern werden, wenn die Pandemie ueberstanden ist. Aber es sollte nicht dazu kommen.
Wie sieht es momentan mit Corona Virus bei uns aus? Der Gesundheitsminister hat uns heute gesagt, dass wir jetzt in den Sturm der Pandemie eintreten. Es gibt jetzt taeglich 4.000 - 5.000 Neuinfektionen. Seine Experten haben das schon im April vorausgesagt, dass wir im Juli/August den Hoehepunkt erreichen werden. Trotzdem sind anfangs Juni viele Schulen aufgegangen. Werden aber in manchen Regionen schon wieder geschlossen. Fast alle Betriebe, Fabriken, Bergwerke etc sind wieder in Betrieb.
Die Regierung wird von vielen Gruppen vor Gericht gebracht, weil sie unverantwortlich ist, widerspruechlich in Verordnungen, gegen die menschlichen Grundrechte entscheidet, die Verfassung wird nicht respektiert und so weiter. Die Frage ist: wie lang kann ein Land „eingesperrt“ werden? Keine Schule, keine Arbeit, keine Unterhaltung. Dabei die richtige Balance zu finden, ist fast unmoeglich. Man protestiert, weil man keine Zigaretten kaufen kann, man protestiert, weil man keinen Alkohol bekommt, man protestiert, weil man nicht in die Kirche gehen darf. Sobald der Alkoholverkauf gestattet war, sind die Unfaelle auf den Strassen hinaufgeschnellt, haeusliche Gewalt hat unheimlich zugenommen, vor allem gegen Frauen und Kinder. Man spricht von einer zweiten Pandemie in Südafrika: es werden viele Frauen ermordet. In den letzten 2 Wochen 27 Faelle, die die Offentlichkeit in Wut versetzt hat. Es wird wieder nach der Todestrafe geschrien.
Die Zahl der Arbeitslosen steigt, jetzt ist sie bei 30.1 %. Man befuerchtet bis zu 50% Arbeitslose. Viele Kleinbetriebe gehen unter. Es ist jetzt hier genau so wie es vor ein, zwei Monaten in Europa war. Aber der Uebergang von abnormal auf normal wird hier nicht so leicht gehen wie drueben.
Wir warten jetzt mit Sorge, was der grosse „Sturm“ bringt.
Wir beide, Pater Stefan Mandl, ein Mitbruder und Landsmann aus der Steiermark, und ich sind beide negativ. Mir geht die Bewegung und Arbeit draussen ab. Habe mir noch vor der grossen Krise hier eine Benzin betriebene Grasschneidemaschine (Stiel) gekauft und taeglich bei den Schwestern im Garten und auf den Feldern das hohe Gras und Unkraut geschnitten. Diese Arbeit ruht jetzt schon ueber einen Monat. Aber ich hoffe, dass ich bald wieder die“Sense“ schwingen kann.
Mit dem ueblich gewordenen Gruss: bleibt gesund
Herzliche Gruesse
P. Winfried Egler CMM
Ikhwezi Lokusa
frwegler@gmail.com
23. Juni 2020
(ar) 26.06.2020