Glas, Glaube, Gestaltung – Kirchenfenster erzählen vom Licht
Kirchenfenster sind weit mehr als kunstvolle Bauelemente. Sie sind Ausdruck von Glauben, Theologie und Handwerk, erzählen biblische Geschichten und verwandeln den Kirchenraum in ein leuchtendes Sinnbild des Himmels.
„Gott ist Licht“
Abt Suger von Saint-Denis (1081–1151) leitete die Abtei Saint-Denis bei Paris und gilt als einer der Begründer der gotischen Architektur. Seine zentrale Botschaft „Gott ist Licht“ prägte die Entwicklung der Glasmalerei nachhaltig. Unter seiner Führung wurden Kirchenräume bewusst mit Licht und Farbe gestaltet, um das Göttliche erfahrbar zu machen.
Zeitreise durch die Epochen
Die Referent:innen führten die Teilnehmenden auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte:
- Romanik: Auf wenige starke Farben reduzierte Fenster mit vielen kleinen Darstellungen, in denen das Licht als Symbol des göttlichen Geheimnisses wirkt.
- Gotik: Lichtdurchflutete Meisterwerke, wie die Kathedrale von Chartres, deren Glasfenster biblische Szenen und Heiligendarstellungen zeigen – ein Höhepunkt mittelalterlicher Glasmalerei.
- Renaissance: Realistische Darstellungen, hellere Farben und naturalistische Perspektiven, jedoch seltener bei Kirchenfenstern.
- Neugotik (19. Jahrhundert): Romantische Wiederbelebung gotischer Formen und leuchtender Farbgestaltung im Sinne des Mittelalters, nun aber mit großen, lebendigen Motiven.
- 20. Jahrhundert: Abstrakte, expressive und meditative Fenster, bei denen Licht und Symbolik im Mittelpunkt stehen.
Substanzerhalt und Verantwortung
Mit der Schönheit der Fenster geht auch eine große Verantwortung für ihren Erhalt einher. Glas ist ein sehr beständiges Material, wird jedoch durch Witterung, Temperaturschwankungen und Staub beeinträchtigt. Restauratorinnen und Restauratoren bewahren nicht nur das Material, sondern auch die leuchtende Botschaft. Jede Reinigung, Reparatur und jeder Ersatz eines Glases tragen dazu bei, dass das Licht der Kirche weiterhin in seiner vollen Wirkung erstrahlt.
Kirchliche Glasfenster erinnern uns daran, dass auch unser Glaube von dieser Helligkeit lebt. Wenn wir uns dem göttlichen Licht öffnen, beginnen auch wir zu leuchten – in den Farben unserer eigenen Berufung und mit dem Glanz des Glaubens, der die Welt heller macht.
Tipps zur Pflege von Kirchenfenstern:
- Trockenreinigung mit Pinsel und Staubsauger oder weichen Microfasertüchern.
- Feuchte Reinigung nur mit warmem Wasser, Microfasertuch und Wattestäbchen.
- Immer Handschuhe und Staubmaske tragen (Blei ist giftig!).
- Keine Haushaltsschwämme und -reinigungsmittel, Essig, Lösungsmittel, Reinigungspasten, Silikon oder Kittpasten aus dem Baumarkt für „Reparaturen“ verwenden.
- Richtiges Raumklima beachten, um Kondenswasser an den Fenstern zu verhindern (regelmäßiges kontrolliertes Lüften).
- Bei Schäden (Glasbruch, Kittverlust, gerissene Bleistege, verrostete Windsprossen …) Fachleute informieren – keine Eigenreparaturen.
Fazit: Kirchenfenster benötigen nicht viel Pflege, aber laufende Kontrolle. So bleibt das göttliche Licht in seiner vollen Wirkung erhalten.
Leuchtende Fenster, lebendige Geschichte
Ein besonderes Erlebnis erwartete die Mesner:innen beim Besuch des Linzer Mariendoms: Bei einer fachkundigen Führung erhielten sie spannende Einblicke in die Geschichte und Symbolik der farbenprächtigen Glasfenster, die zu den bedeutendsten Kunstwerken der größten Kathedrale Österreichs gehören. Diese erzählen in leuchtenden Farben Geschichten: aus der Bibel, dem Leben und Wirken der Gottesmutter Maria sowie der Landes- und Diözesangeschichte Oberösterreichs Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Teilnehmenden zeigten sich beeindruckt von der Vielfalt der Darstellungen und der faszinierenden Lichtwirkung im Kirchenraum.
Anschließend feierte der Geistliche Assistent der Mesner Gemeinschaft, Josef Keplinger, mit den Mesner:innen die heilige Messe im Mariendom und schenkte der Gruppe damit einen feierlichen geistlichen Abschluss.
Text: Ines Schaupp-Steinhäusl
Fotos: Ines Schaupp-Steinhäusl, Eva Wagner