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So. 07.10.18

Wallfahrt nach Oberndorf zur Stille-Nacht-Kapelle am 6. Oktober 2018

Gedanken von Bernhard Stöger

Auf den Spuren von "Stille Nacht" -Unsere Wallfahrt nach Oberndorf und Laufen am Samstag, den 6. Oktober 2018 ...


Es ist schon sehr ungewöhnlich, wenn man im Herbst "Stille Nacht" anstimmt. Hat man aber, wie wir bei unserer diesjährigen Wallfahrt, das Privileg, in der Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf die Heilige Messe feiern zu dürfen, dann tut man es doch, und es bleibt ein unvergessliches Erlebnis – aber lassen Sie mich die Geschichte von Anfang an erzählen: In bester Morgenstimmung ging es um 7:32 von Linz mit dem Zug über Salzburg nach Oberndorf, wo uns pünktlich um 10 Uhr unsere beiden Führer/innen, Christl und Rudi, im Stille-Nacht-Museum erwarteten. So wenig es im Museum für blinde Menschen "zu sehen" gab, so überaus interessant, fesselnd und vielseitig waren die Geschichten, die wir von den Führer/innen erzählt bekamen; und diese Geschichten begannen im wahrsten Sinne des Wortes mit Geschichte, denn bevor es um das Hauptthema, "Stille Nacht", ging, erhielten wir einen kurzen Abriss der Geschichte Salzburgs um die Zeit der Entstehung des Liedes: Unter den Salzburger Fürst-Erzbischöfen, die, der Bezeichnung entsprechend, weltliche wie auch geistliche Herren der Region waren, gelangte sie durch den Salzhandel zu hohem Wohlstand. Der Beruf des Schiffmannes, auch "Schöffmann" genannt, war von hoher Bedeutung und war trotz der beschwerlichen Arbeit auf den Schiffen begehrt, bot er doch die sonst kaum bestehende Gelegenheit, einmal aus der Enge der gewohnten Umgebung herauszukommen. Da jedoch die Schöffmänner nur im Sommer, wo die Schiffe verkehrten, ein Einkommen hatten, entstand der folgende hübsche Spruch im Volk:


"Diandl, heirat kan Schöffmann,
Du heiratst die Not:
Hast im Summa kan Mann,
Und im Winter ka Brot."


Mit den Napoleonischen Kriegen um 1800 wurde die Herrschaft der FürstErzbischöfe beendet, und Salzburg fiel an Bayern. Die dadurch erfolgte Grenzziehung in Verbindung mit den Plünderungen, Morden und Vergewaltigungen durch die Französischen Truppen brachte große Not über die Bevölkerung, eine Not, die noch durch ein anderes Ereignis erheblich gesteigert wurde: Der Ausbruch eines Vulkans in Indonesien anno 1816, durch den in jenem Jahr der Sommer buchstäblich ausfiel und eine globale Hungersnot entstand. Die Menschen verspeisten unter anderem ihre Pferde, sofern diese nicht schon verhungert waren, wodurch unter anderem die Erfindung des Fahrrades 1817 angeregt wurde. Natürlich sahen die einfachen Menschen, die wohl niemals in ihrem Leben etwas von Indonesien, erst recht nicht von einem dort tobenden Vulkan, gehört hatten, in der Katastrophe eine Strafe Gottes. Es mag sein, dass die Entstehung unseres Liedes durch all diese Not und Hoffnungslosigkeit gefördert wurde, in dem Sinne, dass Autor und Komponist den Menschen in diesen schwierigen Zeiten gerade zum Weihnachtsfest neue Hoffnung geben wollten. Jedenfalls ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mythos, dass das Lied wegen einer kaputten Orgel entstand – keines der Dokumente, von denen später noch die Rede sein wird, weist darauf hin. Auch wurde das Lied keineswegs in der Stille-Nacht-Kapelle, die dem Museum benachbart ist und in der wir nach der Führung die Heilige Messe feierten, erstmals aufgeführt – die Kapelle wurde erst im Jahre 1937 erbaut, und die Kirche, in der das Lied zum ersten Mal zu hören war, wurde leider abgerissen. Die Gitarre, auf der das Lied damals gespielt wurde, gibt es noch, und ich hätte sie gerne zur Begleitung des Liedes bei der Heiligen Messe verwendet – war aber nicht möglich, weil sie in einem Museum in Hallein ausgestellt ist. Hinsichtlich der Verbreitung des Liedes ist interessant, dass es der Tiroler Sänger wegen, die es schon um die Mitte der 1830er Jahre in alle Welt getragen hatten, allerorts als "Tiroler Lied" bekannt war. Erst im Jahre 1854 richtete der Berliner Königshof eine Anfrage an den Komponisten Franz-Xaver Gruber, um über das Lied Klarheit zu erhalten. Gruber berichtete daraufhin in aller Ausführlichkeit nach Berlin, was er über das Lied wusste, und seither sind Komponist, Autor und Entstehung des Liedes allgemein bekannt. Dass in dem ausführlichen Bericht Grubers kein Wort von einer defekten Orgel zu finden ist, unterstreicht erneut die oben gemachte Aussage, die Geschichte mit der Orgel sei hinzugedichtet.


Unser Wunsch, unmittelbar nach der Museumsführung, also pünktlich um halb zwölf, die Heilige Messe in der Stille-Nacht-Kapelle feiern zu können, ging nicht in Erfüllung, weil zuvor noch eine Trauung beendet sein musste – dies trug uns eine Wartezeit von beinahe einer halben Stunde ein, nach der wir die Kapelle betreten und mit der Feier der Heiligen Messe beginnen konnten. Die Eucharistiefeier stand, wie die gesamte Wallfahrt, unter dem Thema "Maria, die uns Christus geboren hat." In der Predigt ging unser Blindenseelsorger, Herr Franz Lindorfer, auf das Evangelium ein, welches diesen Sonntag der berühmte Prolog des Johannes-Evangeliums war – 2Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott." Franz ging auf die zentrale Bedeutung des Wortes für den Menschen und für seine Beziehung zu Gott ein: Wir Menschen sind vielleicht die einzigen Lebewesen, die das Wort haben, und die mit ihm in sehr differenzierter Weise umgehen können. Dabei ist zwischen "Worten" und "Wörtern" zu unterscheiden: Während Worte immer eine Bedeutung transportieren, sind Wörter für sich von geringer bis gar keiner Bedeutung, vergleichbar mit den Bit-Mustern, die ein Computer verarbeitet und die erst in der Wahrnehmung durch uns Menschen eine Bedeutung erhalten. Worte, wie sie von Mensch zu Mensch, aber auch von Gott zu uns Menschen fließen, können auferbauen, mahnen, informieren, und stellen einen ganz wesentlichen Teil unserer Kommunikation dar. Sie können aber auch inflationär verwendet werden, wenn jemand ohne Pause und ohne vorher nachzudenken redet und plappert – dann kommen sie bloßen "Wörtern" gleich. Vor dieser allzu menschlichen Gewohnheit sind auch Prediger nicht gefeit, die laut einem Scherzausdruck von Paul Zulehner mitunter einen "WortDurchfall" bekommen können. Die Messe fand ihren krönenden Abschluss in dem Lied "Stille Nacht, Heilige Nacht", um dessentwillen wir unseren Wallfahrtsort aufgesucht hatten. Wir sangen alle sechs Strophen, und ich empfinde es als große Ehre, in der nach dem Lied benannten Kapelle die Strophen nicht nur singen, sondern auch begleiten zu dürfen.


Von geistlicher wie von leiblicher Nahrung gestärkt, machten wir uns am Nachmittag auf den Zwei-Städte-Rundweg zwischen Oberndorf – auf der Österreichischen – und Laufen – auf der Bayrischen Seite. Der Weg führte über eine Brücke und einen Steg, beide über die Salzach. Der steg, erst im Jahre 2006 erbaut, ist nur für Fußgänger geeignet, während die Brücke, schon um 1903 fertiggestellt, auch für Fahrzeuge passierbar ist. Die gewaltigen Eisenstreben, welche die Brücke halten, waren auch für blinde Menschen gut wahrzunehmen und boten einen imposanten Eindruck. Auf dem etwa eine Stunde dauernden Weg begleitete uns wunderbares spätsommerliches Wetter. Als Lohn für den Schweiß gab es am Ende noch ein gutes Eis. Gegen 17 Uhr traten wir mit dem Zug die Heimreise an – wir nehmen wunderbare Eindrücke aus einer Gegend mit, die viel Bewegtes erlebt hat und in der den Menschen von damals wie auch uns Heutigen Gott nahe kommt, indem die Wirkung der Weihnachtsbotschaft keineswegs auf die kurze Zeitspanne im Laufe eines Jahre begrenzt ist, in der wir sie zu hören gewohnt sind.

 

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