Froh um den Glauben
Der Historiker Yuval Noah Harari geht zukunftsoptimistisch davon aus, dass die drei großen „Feinde der Menschheit“ Hunger, Krankheit (Seuchen) und Krieg in kommender Zukunft im Zaum gehalten werden können. In puncto Seuchen schreibt er: „Tatsächlich kann niemand garantieren, dass Seuchen kein Comeback erleben, aber es gibt gute Gründe anzunehmen, dass beim Rüstungswettlauf zwischen Ärzt[/inn/]en und Erregern die Mediziner[/innen] schneller sind als der Gegner“ (Homo deus. Eine Geschichte von Morgen. München: Beck, 102017, S. 23).
Immer wieder ist mir diese Passage seines Buches in den letzten Wochen in den Sinn gekommen. Denn freilich sind wir noch nicht in der Zukunft; die datenverarbeitenden Algorithmen der kommenden Jahrzehnte sind noch nicht aktiv und wir sind deswegen (noch) nicht schneller als Covid-19. Aber dass es so lange dauern könnte, bis wir einen Impfstoff bzw. ein Medikament erforscht haben, fordert uns und fordert mich. Wir können so viel und für diesen kleinen Virus brauchen wir noch so lange – mit all den Konsequenzen, gerade für die Benachteiligten. Darf das wahr sein?
Das Kommende
Diese Situation hat unsere Wachstums- und Fortschrittslogik in die Krise geführt. Und in diesen Zeiten bin ich so froh um meinen Glauben, so froh, dass sich mein Lebenssinn nicht exklusiv aus Fortschritt, Wachstum und einem vermeintlich aktuell paradiesischen Zustand speist, sondern aus der Hoffnung, die mir durch Kreuz und Auferstehung Jesu für die Zukunft, aber auch für den heutigen Tag erwächst. Immer wieder finde ich Trost, wenn ich mich in Kirchenräume begebe und mich Jesu Tod und Auferstehung annähere. So wie vergangenen Sonntag in unserer Filialkirche St. Anna bei der stillen Betrachtung des Seitenaltares von Bruno Lipp, in dessen Darstellung sich der Auferstandene erhebt - aus den Verschlungenheiten des Lebens.
Seitenaltar in der Alkovener Filialkirche St. Anna (Bruno Lipp) ©Thomas Mair
Die (außer-)biblischen Zeugnisse von Jesu Kreuz und Auferstehung geben mir mehr Sicherheit als mein Vertrauen in Fortschritt und Wachstum, denn: „Als Verheißung eschatologischer und universaler Zukunft weist das Wort über sich selbst hinaus nach vorne ins Kommende und nach draußen ins Weite der Welt, auf die das verheißene Kommende zukommt (Moltmann, Jürgen: Theologie der Hoffnung. Gütersloh, 131997, S. 300). Dieses Kommende können wir jeden Tag suchen und uns in dessen Verwirklichung einfügen – gerade auch was die drei großen Feinde der Menschheit betrifft.
Thomas Mair ist Pfarrassistent in Alkoven