Veränderung
Die Sache mit der Veränderung
Über die Mutmacher-Anfrage habe ich mich gefreut. In meiner Zeitplanung habe ich mir das so vorgestellt, dass ich nach dem Homeoffice bei meiner täglichen Runde ins Grüne, mich gemütlich mit dem IPad ins Gras setze, die Sonne noch genieße und meine Gedanken schweifen lasse... und schreibe, was mir Mut macht.
Jetzt geht ein langer Tag zu Ende, es regnet, es ist kalt und wieder einmal ist alles anders als geplant. Wie so oft und das besonders in den letzten Wochen.
Gegensatzpaare fallen mir ein, wenn ich an die letzten eineinhalb Monate denke: Geschäftigkeit für viele, für andere Stillstand. Kein herkömmlicher Kontakt zu den Lieben, nur Kontakt über Whats App, Telefon, auf Abstand usw…. Wieder Kontakt zu FreundInnen, von denen ich schon lange nicht gehört habe: Nach Amerika, England, Deutschland, Italien; ein kleines Briefchen an mir wichtige Menschen.
Zahlen und News zwischen Hoffnung und auch Bangen. Rückzug und auch nach vorne schauen.
In der Arbeit stehen Selbstverständlichkeiten plötzlich still und Dinge, die vorher schwierig umzusetzen waren, laufen plötzlich von selber.
Und immer wieder viele Fragen, weil wir planen wollen, aber nicht können, weil es die Antworten noch nicht gibt. Und wir die Antworten auch nicht weitergeben können.
Zugegeben, das kann unruhig und unrund machen, aber und das ist auch das, was mir Mut macht, lässt auch Veränderung zu.
Mein Kollege sagte in einer Videokonferenz zu mir: „Im Grunde haben wir jetzt diese Situation, die unsere Projektpartner bei der Dreikönigsaktion fast immer haben. Wir können halt nur auf 14 Tage planen und dann müssen wir wieder neu entscheiden.“
Und ich finde, es geht, es macht etwas mit mir und meinem Denken. Wenn etwas anders ist, muss es nicht gleich bewertet werden, es muss nicht automatisch schlechter oder besser sein. Es darf auch einmal nur SEIN und ausprobiert werden. Einfach einmal laufen.
Ich versuche Veränderung nicht per se gleich einzuteilen und gleich in eine Schublade zu stecken, sondern auch mal durchzuatmen und zu beobachten. Nichts Neues, denn gehen wir mit offenen Augen durch die Natur, so sehen wir, dass Veränderung nicht immer etwas besser oder schlechter macht, sondern anders macht. Anders macht, um sich weiterzuentwickeln.
Auf meinen (fast) täglichen Runden ins Grüne bin ich oft an den selben Ort gekommen. Und – die Wochen haben meine Wahrnehmung geschärft – im Laufe der Wochen hat sich derselbe Blick aus dem Wald hinaus auf das Feld verändert. Von einem grün zu einem leuchtenden gelb-blühenden Rapsfeld, von den noch zarten hellen Blättern auf den Bäumen zu saftigem Grün. Je nach Wind und Wetter zu blauem Himmel, tollen Wolkenstimmungen oder stürmischen Grau.
Veränderung ist da, sie macht Dinge nicht immer besser, manchmal auch schlechter, aber in erster Linie anders und anders kann ein Geschenk sein. Das macht Mut.
Mayella Gabmann ist Abteilungsleiterin der Katholischen Jungschar und Kinderpastoral in der Diözese Linz