Mich anrühren lassen
Soviel Pfingsten wie in diesem Jahr habe ich schon lange nicht mehr erlebt.
Muss aber auch nicht jedes Jahr sein.
An Pfingsten denke ich noch einmal intensiv an jene österliche Auferstehungserzählung, in der Jesus zu Maria von Magdala sagt: Noli me tangere. Halt mich nicht fest bzw. Berühre mich nicht. Weil du nicht mehr berühren, angreifen kannst, was einmal war und nun nicht mehr ist. Die volle Herausforderung.
Ich merke in diesen Tagen selbst, wie anstrengend es ist und sein kann, mich auf das Unvertraute, auf das Jetzt einzulassen. Wie ich mich dann und wann nach dem vergangenen Vertrauten sehne und es mir herbeiwünsche. Wie ich mich dann und wann der Realität verweigere und mich dann doch dem Veränderten, dem Neuen zuwende.
Die heilige Geistkraft des Pfingstfestes spüre ich ganz besonders als diesen inneren Drang, mich anrühren zu lassen von der Welt und vom einzelnen Menschen, mich berühren zu lassen von den Ängsten und den Hoffnungen der Menschen. Diese göttliche Kraft hilft mir, mein “des lasst mi angrührt” oder “Lass mi bitte in Ruah” zu überwinden. Sie gibt mir Rückendeckung und motiviert mich, an mich heranzulassen, was mir – noch – unvertraut ist. Sie vertieft in mir die innige Verbundenheit mit Menschen. Sie schenkt mir die nötige Ruhe und Unruhe, auf das hinzugehen, was noch auf mich wartet. Denn das ist ja das Wunderbare, auf mich wartet noch etwas, auf mich wartet das Unerwartete, auf mich wartet das Lebendige.
Ich wünsch mir ganz viel Pfingsten.
Zumindest so viel, wie ich verkraften kann.
Irmgard Sternbauer ist Pfarrasistentin in der Pfarre Freistadt und Dekanatsassistentin im Dekanat Freistadt.