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Da leuchtet der Tag

Mutgeschichten von Gabriele Eder-Cakl
Gariele Eder-Cakl
Mag.a Gabriele Eder-Cakl
Pastoralamtsdirektorin der Diözese Linz

"Die Karwoche und Ostern sind mir immer wieder kostbar, denn da kommt das ganze Leben vor in all seinen Facetten."

Ich bleibe, bis du kommst!

 

Ich lese derzeit jeden Tag die Lesungen des Tages und da faszinieren mich die Texte des Alten Testamentes. Ich muss gestehen, dass mich da einige Passagen neu überraschen. Die Geschichte von Mose und dem Auszug aus Ägypten. Die Propheten sind sowieso immer gut! Und das Buch Richter (sorry – es ist mir noch nicht so aufgefallen wie jetzt).

Lesen Sie einmal Richter 6,11b-18. Da ringt Gideon mit Gott – fast so, wie es auch heute gesagt werden könnte:

 

Mit Verlaub mein Herr, ist Gott wirklich mit uns?

              Ja, geh in dieser deiner Kraft!

Mit Verlaub mein Herr, womit kann ich mich und meine Leute retten?

Ich bin ganz gewiss bei dir!

Dann gib mir bitte endlich ein Zeichen, dass du wirklich Gott bist.

Ich bleibe, bis du kommst!

              

Fällt Ihnen auf, wie ruhig Gott bleibt? Faszinierend. Für mich hervorragend, wie Gott hier spricht: Geh in dieser deiner Kraft! Und am Schluss: Ich bleibe, bis du kommst.

Das zugesagt bekommen – wunderbar!

 

Das Leben in allen Facetten

 

Ich freue mich auf die Karwoche und Ostern. Diese Woche ist mir immer wieder kostbar, denn da kommt das ganze Leben vor in all seinen Facetten: Freude, Ekstase, Müdigkeit, Schlaf, Leiden, Angst, Sterben, Tod und Aufleben, Auferstehen, Staunen, Berührtsein, Liebe.

 

Auch hier lese ich immer die biblischen Texte. Da spricht mich sehr viel an. Jedes Jahr berührt etwas Anderes.

 

Beim Einzug nach Jerusalem zum Beispiel ist mir aufgefallen, dass die Menschen tun, als würde ein Popstar einziehen. In Wirklichkeit kommt Jesus eigentlich ziemlich unspektakulär – auf einem Esel.

 

Oder bei der Fußwaschung am Gründonnerstag, sagt Petrus: Bitte mich von Kopf bis Fuß waschen. Ich muss schmunzeln. Petrus möchte immer alles auf einmal. In seiner Begrenztheit ist er einer der Bedeutendsten für Jesus!

 

Am Karfreitag bin ich immer sehr berührt bei der Leidensgeschichte. Vielleicht bin ich zu nah am Wasser gebaut, wie man so schön sagt – oder die Inhalte berühren eben mein Leben. Ich denke an verstorbene Verwandte in der letzten Zeit, an Leidende auf der ganzen Welt – mir fallen da immer viele Beispiele ein. Ich sage Gott hin: lass diese Leute nicht allein, kümmere dich um sie! Und frage wie so oft: Warum ist das so? Warum leiden Menschen und anderen geht es so gut? Warum müssen Unschuldige Gewalt und Hass erfahren und andere werden von Glück getragen? 

 

Und am Ostersonntag stelle ich mir die Szene mit Maria Magdalena und Jesus im Garten vor:

 

Wen suchst du?

Herr wenn du ihn weggenommen hast, dann sag mir, wohin du ihn gelegt hast – ich hole ihn.

Jesus sagte zu ihr: Maria!

Da wandte sie sich um und sagte: Rabbuni / Meister.

 

Diese Begegnung von Maria Magdalena und dem auferstanden Jesus – sie muss besonders gewesen sein! Da kommt noch zwischen den tausenden Jahren alten Zeilen die Liebe durch.

 

So könnte ich viele Beispiele aufzählen.

Ihnen fällt heuer noch etwas dazu ein, wenn Sie diese Texte und Geschichten lesen und an sich heranlassen!

 

Vielleicht ist irgendwo Tag

 

Eine Tagebucheintragung begleitet mich schon lange. Heuer wieder.

Der Bibelwissenschafter und Bibelübersetzer Fridolin Stier hat seine Tochter bei einem Autounfall verloren. Sie starb mit 25.

 

Danach formulierte er:

 

Aus dem Spalt

in der Wand des Alls

in das finstre Verlies

Brach plötzlich

o schön!

ein Schein und schwand.

Ist vielleicht?

Ist irgendwo?

Vielleicht ist

irgendwo

Tag.

 

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