Freitag 26. April 2024

„Es ist ein Geschenk, dass ich laufen kann, und das bringe ich in Verbindung mit Gott...”

Jugendseelsorger Michael Münzner hat sich seinen Traum, einen Marathon zu laufen, erfüllt. Inzwischen läuft er seiner Bestzeit hinterher und betet mitunter beim Laufen Rosenkranz.

Begonnen hat bei ihm alles mit der Suche nach einem Ausgleich zum vielen Sitzen während des Theologiestudiums in Wien. Irgendwann zog er einfach die Laufschuhe an, fuhr nach Schönbrunn und lief los...

 

Anfangsschwierigkeiten und der gefährliche Laufvirus

 

„Ich kann mich noch gut erinnern, wie mühsam das am Anfang war, längere Zeit zu laufen. Damals war ich schon sehr stolz, dass ich zunächst eine halbe Stunde, später dann eine dreiviertel Stunde und schließlich eine Stunde durchgehalten habe. Auch wenn es mühsam war, so habe ich doch gemerkt, dass mir die Bewegung gut tut...”, erzählt der 38jährige.

 

Und aus dem regelmäßigen wöchentlichen Lauf wurde im Linzer Priesterseminar schließlich mehr: es gab häufiger Gelegenheit, als Ausgleich zum Alltag an der Donaulände laufen zu gehen. Die Kondition wurde besser. Die Strecken wurden länger.

 

Das Pastoraljahr in Leonding und die Zeit als Kaplan in Gallneukirchen warfen den laufbegeisterten dann aber sehr zurück: vier Jahre kaum Laufsport – und die wenigen Male war es anstrengend und freudlos. Doch 2011 ging’s für Michael Münzner dann richtig los: der frischgebackene Jugendseelsorger wurde vom Jugendstellenleiter Christoph Burgstaller – selbst Marathonläufer – endgültig mit dem Laufvirus infiziert.

 

Ein Halbmarathon ist nicht genug – ein ganzer Marathon muss es sein!

 

An den Beginn seiner Wettbewerbsläufergeschichte kann sich Münzner gut erinnern: „Am 16. September 2012 bin ich das erste Mal in der Wachau bei einem offiziellen Lauf an den Start gegangen. Ich wollte einen Halbmarathon laufen und war schon sehr gespannt, ob ich das schaffen werde. Im Ziel war ich dann mit 1:46:35 und sehr stolz, dass ich 21,1 km gelaufen bin.”

 

 

Seither folgten einige andere Laufbewerbe – und nicht nur einmal verbesserte der Jugendseelsorger seine persönliche Bestzeit. Das weckte ihn ihm den Ehrgeiz und plötzlich fiel ihm sein Kindertraum wieder ein: „Als kleiner Bub war ich von den Marathonläufern fasziniert, die jedes Jahr im Frühjahr beim Vienna City Marathon durch meinen Heimatbezirk gelaufen sind. Und ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mir damals immer wieder gedacht habe, dass ich auch einmal in meinem Leben 42,195 km laufen möchte.”

 

Und schon ging Münzner an die Verwirklichung seines Kindheitstraumes: nach intensivem Marathontraining debütierte Münzner beim Vienna City Marathon 2014 auf 42,195 Kilometer. Und kein Marathon ohne Ziel: unter vier Stunden wollte er bleiben und das Ziel so erreichen, „dass auch noch die letzten Meter etwas mit laufen zu tun haben”. Und vielleicht gab’s Hilfe von oben – denn die erste Marathonzeit mit 3:38:10 liegt weit darunter und gut ging’s dem Neo-Marathonläufer auch noch.

 

Laufen als Selbst- und Gotteserfahrung

 

Am liebsten trainiert Michael Münzner alleine – und das hat einen Grund: „Wenn ich so durch die Landschaft laufe, dann ist das für mich auch immer wieder eine starke spirituelle Erfahrung. Einerseits ist die Natur, durch die ich laufe, andererseits spüre auch ich mich durch die Bewegung intensiver. Da die körperliche Bewegung auch den Geist in Bewegung bringt, ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich mich beim Laufen auch Gott besonders verbunden fühle. Deshalb ist für mich das Laufen auch eine gute Gelegenheit zum Gebet.” Nicht selten nützt Münzner das Laufen für einen Rosenkranz oder ein Jesusgebet.

 

Außerdem betont der Laufbegeisterte die Kraft des Sports, die manch einer schon erlebt hat: „Wenn ich laufe, dann macht mir das nämlich den Kopf frei.” Plötzlich fällt die Predigtvorbereitung ganz leicht, weil die Gedanken auch loslaufen. Plötzlich erscheint ein Problem leichter, weil die Gedanken sich ordnen und innere Ruhe einkehrt.

 

Vom Sport als Ausgleich zum Sport als Wettkampf

 

Inzwischen faszinieren Michael Münzner Laufsportbewerbe – Profis wie Amateure laufen dieselbe Strecke, dieselbe Länge. Und die unterschiedlichen Zielzeiten ergeben sich lediglich aus der breit gefächerten Leistungsfähigkeit der Läuferinnen und Läufer.

 

Drei bis vier Mal pro Woche kann man den geistlichen Begleiter inzwischen laufend in Linz entdecken – und dabei legt er zwischen dreißig und siebzig Kilometer wöchentlich zurück.

 

 

Doch wenn er am liebsten alleine trainiert – warum dann eigentlich die Teilnahme an Wettbewerben? Münzner verrät, dass das zum einen an der großartigen Stimmung bei einem Marathon liegt: „Mit 40000 Menschen am Start zu stehen und auf den Startschuss zu warten, ist einzigartig.” Und dann hat die Teilnahme zum anderen ja noch den Vorteil, dass man sich im Training Ziele setzen kann. Dass da das Lauftraining auf den Tag X ausgerichtet wird, ist die eine Sache. Die mentale Vorbereitung sollte man – so Münzner – aber nicht unterschätzen: „Gerade wenn man längere Strecken laufen will, dann ist das auch eine Kopfsache. Im Training stelle ich mir deshalb oft vor, wie ich auf den letzten Metern vor der Ziellinie laufe. Das motiviert mich und bereitet mich darauf vor, einen Marathon laufen zu wollen.”

 

Wettkampf gegen andere oder auf der Suche nach der persönlichen Bestzeit?

 

Der gebürtige Wiener betrachtet den Lauf dabei aber nicht als Wettkampf gegen andere: „Noch nie hatte ich deshalb bei einem Lauf den Gedanken schneller sein zu wollen als andere, sondern ich laufe mein Tempo und versuche eine persönliche Bestzeit zu erreichen.” Dabei ist Münzner sogar die Platzierung Nebensache. Und wenn andere schneller sind als er, löst das bei ihm nicht Neid aus, sondern Hochachtung und Respekt vor deren Leistung.

 

Sich messen, bis es am Ende einen Sieger gibt. Unvorhersehbare Faktoren, die Hochspannung auslösen. Rekorde, die halten, bis jemand schneller, höher, weiter ist. Zu sehen, wozu Menschen in der Lage sind und was sie erreichen können. All das macht für Michael Münzner die Faszination Sport aus.

 

Regelmäßig trainieren und dranbleiben – im Sport und im Glauben!

 

Besonders am Herzen liegt dem Geistlichen Fairness – in jeder Sportart. Gerade im Spitzensport sieht Münzner allerdings eine große Versuchung, Leistungen mit unlauteren Mitteln zu verbessern – weil dort viel Geld im Spiel ist. Beim Mannschaftssport geht es für ihn um Zusammengehörigkeit, Achtsamkeit aufeinander, gutes Zusammenspiel oder Ausgleich von Schwächen: „Alles das braucht es in jeder guten Gemeinschaft und natürlich auch in der Kirche.”

 

Weitaus mehr Parallelen sieht der Marathon-Mann zwischen Sport und Glaube: Selbstdisziplin, Regelmäßigkeit, Ausdauer, Überwindungsbereitschaft, Verzicht. Denn: „Wer Sport betreibt, weiß, dass er nur dann besser werden kann, wenn er regelmäßig trainiert.” Und ähnlich ist es für Münzner auch im Glauben, der von der Beständigkeit, vom Dranbleiben, ja, wenn man so will, vom Trainieren lebt. Und da wie dort findet Entwicklung und Veränderung statt.

 

 

Überraschende Marathons und Dankbarkeit für das Geschenk Laufen

 

Und wie schaut’s bei dem Priester mit Talismanen, Glücksbringern oder Ritualen beim Wettkampf aus, wenn man das Laufen so gelassen betrachten kann? Anspannung und Nervosität gibt es trotz guter Vorbereitung, verrät der Jugendseelsorger, denn „ein Marathon ist immer eine Überraschung”. Und außerdem fühlt er – umgeben von vielen Menschen, die wie er darauf warten, loszulaufen – eine große innere Freude: „Daraus resultiert eine Dankbarkeit, die ich vor einem Lauf gern auf Gott hin lenke. Das heißt, vor dem Start spreche ich ein kurzes persönliches Gebet.” Und dieser Dank wird auf den letzten Metern noch einmal auf ganz besondere Weise artikuliert: „Dabei zeige ich mit dem rechten Zeigefinger leicht nach oben. Für mich ist es ein Geschenk, dass ich laufen kann, und das bringe ich in Verbindung mit Gott.

 

Braucht Gott das Laufen?

 

Im Psalm 147 heißt es: „Gott hat keine Freude an der Kraft des Pferdes, kein Gefallen am schnellen Lauf des Mannes.” – Doch Münzner läuft und läuft und läuft… Und auch wenn er überzeugt ist, dass Gott sein Laufen nicht braucht und es vielmehr auf das Vertrauen und die Liebe zu Gott ankommt, möchte der Jugendseelsorger noch lange laufen und Freude am Sporteln haben...

 

Stolz ist Münzner übrigens auf seinen bisher größten sportlichen Erfolg: die persönliche Marathonbestzeit beim Marathon in Wien 2016 mit 3:16:21. Das nächste große Ziel ist nun eine Zeit unter 3:10:00. Mal sehen, ob er die vielleicht schon beim nächsten Marathon schafft... 

 

(sp)

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