Y2/2017
“…NOCH attraktiver…” - die Kirche ist aktuell nicht attraktiv, nicht einmal für die Mehrzahl der Katholiken. Wie viele Katholiken gehen regelmäßig in die Sonntagsmesse? 10%? Wer nimmt an regelmäßigen Gruppen teil? 1%? Wie können wir erwarten, dass die Zahl der Kirchenmitglieder steigt, wenn nicht einmal die vorhandenen Mitglieder mehrheitlich von der Kirche überzeugt sind?
Zwei Antworten, was sich ändern müsste, hat uns ausgerechnet Nietzsche gegeben: “Erlöster müssten sie aussehen, und fröhlichere Lieder singen”. Wenn die große Mehrheit der Katholiken kaum als Christen wahrnehmbar ist (Kirchenbesuch hier nur als Symptom), was soll dann jemand außenstehenden anziehen? Und die Reform des Gotteslob ist wieder einmal von den Konservativen ins Marginale reduziert worden.
Teilweise nehme ich bei den “Hauptamtlichen” eine gewisse “Mir san mir”-Haltung wahr: “wir sind eh da, die Leute brauchen doch nur kommen”. Wenn man aber nicht auf die Menschen zugehen will, was soll dann entstehen? Von nichts kommt nichts.
Das, was dann in den Pfarren passiert, ist oft wenig spirituell. Kultur und Feiern können andere auch - mindestens so gut. Aber in den spirituellen Aktivitäten könnten wir mehr tun - das wäre zugleich auch "Kerngeschäft".
Dann geht es auch um Aufarbeitung der Geschichte. Zu viel Schlechtes ist passiert... Und genau das ist in Gesprächen der Standard-Vorwurf: "Aber die Kirche hat...!".
Es liegt also an allen Ebenen der Kirche, attraktiver zu werden. Der aktuelle Papst tut in dieser Hinsicht schon sehr viel. Der lokale Klerus müsste aufwachen, dass man was tun muss - was teilweise schon geschieht, aber noch nicht spürbar wirkt. Und natürlich liegt es auch am Einzelnen, seinen Glauben zu leben. Und wenn jeder das seine tut, ist alles getan. Ich fange schon einmal bei mir an.
Wolfgang Helm, Linz
Es ist leider so, dass die statistische Untermauerung der Aussage im Artikel einem Denkfehler aufgesessen ist. Der Rückgang an Kirchenaustritten macht leider nur 0,02% aus, ist aber immerhin rückläufig! Je weniger Katholiken es gibt, desto weniger können austreten.
Werbeaktionen oder Umfragen bringen kaum etwas. Die Ursache für den generellen Schwund an Religiosität ist der Dekadenz der Spaßgesellschaft zuzuschreiben. Andererseits finden vor allem junge Leute ihre spirituelle Heimat vermehrt bei Freikirchen oder ähnlichen Glaubensgemeinschaften, die weitaus persönlicher und herzlicher ihre Schäfchen hüten. Ich will hier keine Werbung für Freikirchen und Ähnliche betreiben, doch könnten wir von ihnen lernen, ohne dass uns ein Stein aus der Krone fällt.
Ich habe das Glück aus einer Pfarre zu kommen, in der neben Priestern engagierte Wortgottesdienstleiter sehr ansprechende und persönliche Gottesdienste halten. Praktizierende Katholiken soll man daran erkennen, dass sie Freude vom Gottesdienst mit nach Hause tragen und diese Freude auch die Woche über im Alltag leben. Genauso wichtig erscheint mir auch, dass wir uns als Katholiken im Alltag outen und offen zum Glauben und der katholischen Kirche stehen.
Thomas Schwierz, Eidenberg / OÖ
Das Schrumpfen verhindern
Ich denke, dass es nicht zu schaffen ist, die Katholikenzahl in absehbarer Zeit zu erhöhen. Schon die demografische Entwicklung wird das verhindern. Bei etwa 1,5 Geburten pro Frau in Österreich - und das inklusive der meist nicht katholischen Zuwanderer mit vielen Kindern - wird die Zahl der Katholiken weiter abnehmen.
Besonders angesprochen muss die Jugend werden. Schön, dass Papst Franziskus eine Bischofssynode zur Jugend plant! Die Umsetzung der Ergebnisse muss jedoch regional in den Diözesen und Pfarren erfolgen. Erfolgreiche Jugendarbeit wird aber bei uns nur schwer von einem Klerus mit hohem Altersdurchschnitt durchgeführt werden können. Um junge Jugendarbeiter sollte daher geworben werden und diese auch finanziell unterstützt werden. Ich habe das Gefühl, dass die Kirche wesentlich mehr für den Erhalt von Gebäuden als für Jugendarbeit ausgibt.
Ferner finde ich, dass die Leistungen der Kirche stärker publik gemacht werden sollten. Das gilt primär für die zentralen Aufgaben, wie Caritas und Seelsorge, aber auch für die kulturellen und sozialen Aktivitäten. Davon hört oder liest man aber selten.
Nicht zuletzt müsste über eine Reform des Kirchenbeitrags intensiv nachgedacht werden, da dies der häufigste Grund für Kirchenaustritte ist. Eine Vision wäre es, die Kirchenaustritte auf die Größe der Eintritte zu senken.
Wolfgang Neumann, Mannersdorf am Leithagebirge
Bezugspersonen wichtig
Die Kirche muss wieder für den Menschen da sein - nicht der Mensch für die Kirche. Es gibt in allen Pfarren zu wenig Bezugspersonen, welche für alle Anliegen der Menschen da sind. Ein Pfarrer hat mehrere Pfarren, ist mit dem "Standardprogramm" schon voll ausgelastet, und hat keinerlei Zeit, sich wirklich den Menschen vor Ort zu widmen, sei es Kindergarten, Schule, Jugend, junge Familien oder Senioren. Die Priester haben überwiegend keine Ausbildung in Teamleitung und Zusammenarbeit. Wir alle kennen die Altersstruktur der Priester, wer übernimmt Verantwortung für die Zukunft, Pfarrschließungen können nicht die Lösung sein. Es gibt viele Menschen denen die Pfarre ein Bedürfnis ist, leider will diese niemand hören.
Möchte aber festhalten dass ich hier nicht die Glaubenslehre ändern möchte.
Hubert Höchtl, Echsenbach / NÖ
Vieles zu verbessern:
- Priesterausbildung: Ich habe einige Erfahrungen mit jungen Priestern, sie können mit Kindern und Jugendlichen nicht umgehen, sie wissen nicht, wie man mit Schwerkranken redet, d.h. sie bräuchten entsprechende Ausrüstung. Nachgehende Seelsorge ist jungen Priestern oft unbekannt.
- Religionsunterricht: Manche Religionslehrer sind anscheinend ungläubig. Einer meiner Enkeltöchter wurde im BORG St.P. allen Ernstes gesagt, die Bibel ist ein Märchenbuch. Der 13-jähriger Sohn meiner Schwiegertochter sagt, ihm wundert es nicht, wenn sich so viele von Religionsunterricht abmelden, weil es so schrecklich ist.
- Beten: Ohne göttliche Hilfe wird sich in der katholischen Kirche nichts ändern, daher wäre es hoch an der Zeit mit intensivem, öffentlichem Gebet und Anbetung zu beginnen,...
Erika Habersatter, Hainfeld
Einige Ideen
Als kurz vor der Pensionierung stehender Waldwirtschaftslehrer fällt mir da so einiges ein:
- Die Religionslehrerinnen und –Lehrer vielleicht (stärker) motivieren, Traditionen der Kath. Kirche auch weiterhin zu pflegen – zum Beispiel Aschermittwoch als Fixpunkt.
- Schulmessen nicht verkürzen oder gar weg lassen – partizipative Gottesdienste brauchen zwar mehr Vorbereitungsarbeit – sind jedoch sicher äußerst „bleibend“…
- Bei sozialen Projekten auch SchülerInnen mit einbinden.
- Jerusalemreisen für ältere Schüler anbieten (und evt. auch finanziell unterstützen…).
- „Ypsilon für junge Männer“ – wie wär`s, wenn Religionslehrer von Schulen einige Beiträge für die Zeitung „liefern“ und die Schulen öfters auch ein „Probeleseheft“ bekommen…
Herbert Grulich, Zwettl
Frischer Wind gefragt
- Papstworte wie "aggiornamento" und "...semper reformandi" versuchen umzusetzen
- Entrümpelungsaktionen: wir leben nicht mehr im 18./19. Jhdt!
- Maria "ewige Jungfrau" ist bekanntlich falsch, aber ein Dogma!
- "Füg nichts hinzu lass nichts weg" steht 2 mal zu lesen - da könnte ich einiges anführen!
- "Gottesmutter" ist ja ebenfalls sehr missverständlich
Gottfried Ofner, Windischgarsten