Tiere und Götter stehen im Alten Orient in einer engen Verbindung. Auch in der biblischen Welt sind Tiere von Bedeutung. Darüber berichtet die neueste Ausgabe der Zeitschrift „Welt und Umwelt der Bibel“. Götterbilder mit Tieren waren im gesamten Alten Orient verbreitet: Gottheiten mit Tierköpfen, auf Tierrücken thronende Götter oder mächtige Löwen als Wächter brachten die göttliche Macht zum Ausdruck. Tiere repräsentierten Eigenschaften der Götter. Daher waren sie nicht nur Opfertiere, sondern wurden auch am Tempel gehalten. In Ägypten wurden die heiligen Tiere (Ibisse, Katzen, Paviane) sogar mumifiziert und in großen, heute noch erhaltenen Nekropolen beigesetzt. Und in Mesopotamien wurde die symbolische Bedeutung von Tieren auch dadurch entfaltet, dass Mischwesen aus verschiedenen Tieren gebildet wurden.
In der biblischen Welt finden sich Tiermetaphern sowohl für göttliches Handeln wie für menschliches Schicksal bei den Propheten (Amos, Hosea) und in den Psalmen. Auch die Darstellung des Heiligen Geistes in Form einer Taube geht auf antike Traditionen zurück. Ein weiterer Aspekt sind die Tieropfer, die auch am Tempel in Jerusalem vollzogen wurden. Sie waren keineswegs nur Gabe an Gott, sondern auch heiligendes Handeln Gottes an seinem Volk, was in besonderer Weise am Versöhnungstag zum Ausdruck kam. Tiermythen schließlich spielten sowohl in der griechisch-römischen Welt eine Rolle wie auch in den christlichen Erzählungen von den Wüstenvätern. Dabei können wilde Tiere zur Bedrohung, aber auch zu Gefährten des Menschen werden. Das Bild vom Frieden zwischen Mensch und Tier ist Ausdruck der Sehnsucht nach einer neuen, besseren Welt.
Als feste Rubriken außerhalb des Themenschwerpunkts enthält die Zeitschrift „Welt und Umwelt der Bibel“ neben den neusten archäologischen Nachrichten aus dem Nahen Osten immer ein Gemälde mit biblischem Bezug – diesmal „Die Sintflut“ von Michelangelo aus der Sixtinischen Kapelle – und die Rubik „Die großen Entdeckungen“, die diesmal an die Entdeckung der Evangelienhandschriften im Katharinenkloster auf dem Sinai am Ende des 19. Jahrhunderts erinnert.
Vorwort und Inhaltsverzeichnis (zum Vergrößern anklicken):