Samstag 20. April 2024

Wir erzählen die Bibel

Texte der Einheitsübersetzung aus ungewöhnlicher Perspektive lesen

Wir erzählen die Bibel

Im Anfang.

 

Wir schreiben.

Im Anfang war kein Beginn. Im Anfang war Erschütterung. Wir lebten als Fremde in Ägypten, heimatlos. Wir zogen durch Wüsten und wohnten in Zelten, zogen in Städte und auch wieder aus, wir suchten. Wir kämpften und siegten, unterlagen und gingen verloren, wir fanden uns wieder und suchten.

 

Wir hörten von einem Gott und seiner Verheißung, wir hingen an ihm und dann wieder nicht. Wir waren erfüllt und manchmal enttäuscht. Er auch. Wir hörten von dem Mann aus Galiläa und erzählten seine Geschichten, wir schickten uns Briefe, wir saßen beisammen und teilten das Brot, wir saßen im Knast, wir erzählten es weiter. Wir waren voll Freude und Hoffnung, voll Trauer und Angst, wir schrieben es auf.

 

Wir wollten es teilen, du kennst das. Was wir erlebt und erlitten, gesehen und gehört haben, gefühlt und geträumt, das ließ uns nicht los. Wir schrieben es auf. Wir fragten uns: Wer sind wir eigentlich, wer wollen, wer sollen, wer könnten wir sein? Wie lebt man mit Gott, wie hält man seine Nähe aus und wie seine Ferne? Wie hat er die Welt gewollt, und was heißt das für uns, dass sie meistens ganz anders ist?

 

Mit diesen Worten beginnt die Jugendbibel „WIR erzählen DIE BIBEL“ – nicht bei Adam und Eva, nicht in Betlehem und mit Engeln, sondern bei Menschen und ihren Erfahrungen. Typische Leseerwartungen an „Bibel“ werden mit diesem Anfang durchkreuzt. Die Jugendbibel möchte sich damit nicht in der gewohnten kanonischen Reihenfolge von der Erschaffung der Welt chronologisch bis ins himmlische Jerusalem vorarbeiten, sondern bei dem ansetzen, was die Verfasser der Bibel über die Jahrhunderte hinweg bewegt hat. In ihre Haut schlüpfen die Autor/innen der Jugendbibel, wenn sie in ihren Einleitungen zu ausgewählten Bibelpassagen, den Bogen ins Heute spannen. Dabei erzählen sie in der Wir- oder Ich-Form von Ängsten und Hoffnungen jener Menschen damals, die erstaunlich viel mit den Ängsten und Hoffnungen unserer Gegenwart zu tun haben. Auch die Darstellung der Texte und die Illustrationen sind in „WIR erzählen DIE BIBEL“ anders als in den gängigen Ausgaben. Die einzelnen Kapitel haben je einen Kurztitel, der einen Kerngedanken des jeweiligen Buches aufgreift und damit ein Leitmotiv für das Verständnis bereitstellt. Damit sind die einzelnen Kapitel in sich abgeschlossene Einheiten, die sich jeweils auch für sich erschließen lassen. Wer die Auswahlbibel also nicht chronologisch lesen oder einzelne Kapitel überspringen will, wird dabei sicher geführt und bleibt dennoch gewiss, dass es sich bei jedem der Kapitel um einen Teil eines größeren Ganzen handelt, das nicht nur die Texte, sondern auch die biblischen Autoren, ihre Leserschaft und die heutigen Rezipienten und ihre jeweiligen Erfahrungen im Blick haben will.

 

Die zentrale Idee des Projekts ist es dabei, biblische Texte aus ihrer eigenen Zeit heraus vorzustellen und dabei so zu präsentieren, dass sie auch in unserer heutigen Zeit verständlich sind, ohne dabei kolonialisiert zu werden. Dazu gehört, die Texte aus ihren zeit- und sozialgeschichtlichen Kontexten heraus zu verstehen und die Perspektive der heutigen Gläubigen, für die die biblischen Texte Teil ihres kulturellen Gedächtnisses und – insbesondere im Falle der neutestamentlichen Texte – Ur-kunde ihres Glaubens sind, zu vermeiden. „WIR erzählen DIE BIBEL“ arbeitet hier mit einem Perspektivwechsel hin zu einem Blick auf die biblischen Texte, der gerade auch die Sperrigkeit und Anstößigkeit der Bewegung der Jesusnachfolger und ihrer Texte für die Mehrheitsgesellschaft im römischen Imperium sichtbar machen will. Aus diesem Grund haben die Autoren immer wieder entsprechend widerständige und mitunter anstößige Sprachbilder gewählt. Das Ziel ist nicht, die biblischen Texte in ihrer Vertrautheit als Glaubensgut zu erklären, sondern ihre Fremdheit für heutige Leser ebenso wie ihre Entstehung in einem höchst ambivalenten Kontext sichtbar zu machen. Damit ist „WIR erzählen DIE BIBEL“ durchaus ein Beitrag zu Evangelisierung. Das Buch geht dabei lediglich einen unerwarteten und vielleicht überraschenden Weg.

 

Biblische Texte sind weder museale Texte noch Handlungsanweisungen, die uns heute sagen, wie wir handeln sollen. Sie zeigen vielmehr auf, wie Menschen zu anderen Zeiten im Vertrauen auf Gott ihr Leben und Handeln strukturiert haben. Vor diesem Hintergrund lässt sich das eigene Leben und Handeln neu entdecken: in Übereinstimmung, in Abgrenzung oder einfach nur mit Neu-Gier auf alte Geschichten, die spannend sind, weil sie menschlich sind.

 

Sandra Huebenthal

 

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