„Als Kloster mischen wir gerne mit“
Abt Martin Felhofer im Interview mit Matthäus Fellinger
Was bedeutet Ihnen ganz persönlich die Natur?
Natur kommt vom lateinischen Wort „nasci“ und bedeutet geboren werden, wachsen, entstehen“. Natur ist deshalb für mich das Staunen, dass immer wieder Neues entsteht, geboren wird, wächst und blüht – ohne mein Zutun. Ich kann das nicht machen. Deshalb ist für mich „Natur“ ein Geschenk, ein kostbares Gut zum Leben. Persönlich ist für mich die Natur Einladung zum Staunen, zum Genießen, zum ehrfürchtigen Mitgestalten, zum Erholen – einfach Lebensraum für den Menschen und die ganze Schöpfung.
Manche finden Gott lieber in der Natur als in der Kirche. Schmerzt das?
Gott finden in der Natur und der Kirche sind keine Gegensätze, sondern Ergänzungen und Bereicherungen. Ja, ich darf und kann Gott in der Natur entdecken.
Der heilige Bonaventura sagt:
„Wer vom Glanz der geschaffenen Dinge nicht erleuchtet wird, ist blind;
wer durch dieses laute Rufen der Natur nicht geweckt wird, ist taub;
wer, von diesen Wundern der Natur beeindruckt, Gott nicht lobt, ist stumm.“
Die Kirche verkündet nun nachhaltig diesen Glauben; sie lädt ein, diesen schöpferischen Gott zu loben und zu feiern, damit wir ihn nicht vergessen als den Geber und Schöpfer. Und durch das Feiern in Gemeinschaft werde ich auch daran erinnert: Ich glaube nicht allein, ich werde durch das Zeugnis der Gemeinschaft gestärkt, wenn der Glaube zum Beispiel durch schwere Zeiten bedroht ist. Ich finde Gott auch durch die Kirche, weil in ihr der Glaube von Generation zu Generation verkündet wird. Mein Schmerz bezieht sich als Seelsorger nur auf die Einseitigkeit und das Ausspielen des einen durch das andere.
Herr Martin Felhofer ist seit 30 Jahren Abt von Stift Schlägl. © Johanna Leitner
Das Stift ist Partner der Gartenschau. Warum?
Zunächst sind wir Partner der Landesgartenschau, weil wir das Gelände rund um das Stift zur Verfügung stellen. Diese Partnerschaft allein ist schon Geschenk.
Es war natürlich unsere Absicht, dass das Thema „Bio.Garten.Eden“ die Besucherinnen und Besucher auch neugierig macht auf das Stift mit seiner 800-jährigen Geschichte, seinen seelsorglichen, wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben, auch mit seinen Werten.
Zugleich sollte ein „Garten der Schöpfung“ entstehen als Einladung zum Staunen, zur Besinnung auf unsere Verantwortung im Umgang mit der Schöpfung. Diese Absicht wird besonders gezeigt durch den „Pfad der Verantwortung“. Diesen Garten „begehen“ wir und machen damit auch persönliche Erfahrungen.
Der „Garten der Schöpfung“ – das war auch die Absicht – sollte ein dauerhafter Garten im Bereich des Stiftes sein. So wird er „nachhaltig“ die Besucherinnen und Besucher – zum Beispiel auch Schulklassen – einladen zum dankbaren Staunen und Nachdenken.
Welche Akzente setzt das Stift bei der Gartenschau?
Wir möchten als Stift nicht nur durch unser Gebäude präsent sein, sondern auch durch unser klösterliches Leben und durch Begegnungen. Wir laden ein, neben den Gärten, der vorbildlichen Bio-Landwirtschaftsschule, den fachlichen Anregungen zum achtsamen Umgang mit Ressourcen und dem „Schöpfungsgarten“, auch das Stift zu besuchen: Die Gäste sollen ein lebendiges Kloster erleben mit seiner bewegten Geschichte von 800 Jahren, mit seinen Aufgaben in Seelsorge und Wirtschaft, mit seiner Gastlichkeit. Deshalb laden wir auch ein zum gemeinsamen Chorgebet und zum Sonntagsgottesdienst.
Ein besonderer Akzent soll der „Kirchenmittwoch“ sein mit Führungen im „Schöpfungsgarten“, mit Orgelkonzert, Mittagsgebet und Vesper. Wichtig sind uns persönliche Begegnungen mit Mitbrüdern und die Einladung, im Gästehaus Tage der Entschleunigung zu verbringen und angebotene Veranstaltungen zu besuchen: z. B. die Aufführung der „Schöpfung“ von Joseph Haydn am Sonntag, 29. September, um 16 Uhr in der Stiftskirche. Wir sind dem Land OÖ. und den vielen Engagierten dankbar für den „Bio.Garten.Eden“. Wir mischen gerne mit.