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Schon ein paar Absätze dieses Schreibens machen deutlich, wie wertvoll dem Bischof von Rom ein zeitgemäßer Zugang zur Bibel ist:
Hieronymus stellt seine Bildung in den Dienst anderer und erachtet sie als notwendig für jeden, der das Evangelium verkündet. So erinnert er seinen Freund Nepotian: „Das Wort des Priesters soll die Würze der Schrift offenbaren. Du sollst kein Deklamator sein, auch kein geschwätziger Zungendrescher, hinter dessen Worten nichts steckt. Vielmehr soll sich heilige Wissenschaft (mysterii) und Vertrautheit mit den Geheimnissen (sacramentorum) deines Gottes in deiner Predigt kundtun. Überlassen wir es den Ungebildeten, mit leeren Worten um sich zu werfen und durch Zungenfertigkeit die Bewunderung des unerfahrenen Volkes auf sich zu lenken. Eine leider nicht seltene Anmaßung bedeutet es, das zu erklären, was man selbst nicht versteht; und am Ende hält man sich selbst für ein Licht, wenn man anderen etwas weisgemacht hat.“ …
Jede Theologische Fakultät muss sich dafür einsetzen, dass die Heilige Schrift so gelehrt wird, dass den Studierenden die Fähigkeit zu kompetenter Bibelauslegung vermittelt wird, sowohl was die Textexegese als auch die Synthese der Biblischen Theologie betrifft. Der Reichtum der Schrift wird leider von vielen nicht erkannt oder geringgeschätzt, weil ihnen die wesentlichen Wissensgrundlagen nicht vermittelt wurden. Neben vermehrten kirchlichen Studien für Priester und Katecheten, die der Fachkenntnis im Bereich der Heiligen Schriften einen höheren Stellenwert einräumen sollen, muss eine Bildung für alle Christen gefördert werden, damit jeder befähigt wird, das heilige Buch zu öffnen und ihm die unschätzbaren Früchte der Weisheit, der Hoffnung und des Lebens zu entnehmen.
Ich möchte an dieser Stelle in Erinnerung rufen, was mein Vorgänger im Apostolischen Schreiben Verbum Domini zum Ausdruck brachte: Die Sakramentalität des Wortes lässt sich so in Analogie zur Realpräsenz Christi unter den Gestalten des konsekrierten Brotes und Weines verstehen. […] Über die Haltung, die sowohl gegenüber der Eucharistie als auch gegenüber dem Wort Gottes einzunehmen ist, sagt der heilige Hieronymus: „Wir lesen die Heiligen Schriften. Ich denke, dass das Evangelium der Leib Christi ist; ich denke, dass die Heiligen Schriften seine Lehre sind. Und wenn er sagt: Wer mein Fleisch nicht isst und mein Blut nicht trinkt (Joh 6,53), dann kann man zwar diese Worte auch in Bezug auf das [eucharistische] Mysterium verstehen; dennoch ist der Leib Christi und sein Blut wahrhaft das Schriftwort, die Lehre Gottes.“
Das ganze Schreiben wurde im L’Osservatore Romano 41 (2. Okt. 2020) abgedruckt.