Seit Jahrhunderten sehen sich die Kirchen als Vorreiter im Bildungsbereich: Klöster, Universitäten, Privatschulen und Bildungshäuser gelten als wichtige Errungenschaften eines bildungsaffinen Christentums. Diese lange Zeit unhinterfragte Prämisse steht gegenwärtig unter vermehrten Vorbehalten: Finanzielle Notlagen, diözesane Strukturprozesse, Personalmangel sowie traditionalistische Rückzugstendenzen stellen den kirchlichen Bildungsbereich vor enorme Herausforderungen. Andreas G. Weiß macht deutlich, warum sich ein christliches Menschenbild, kirchliche Gemeinschaft sowie ein auf Verkündigung ausgerichteter Glaube nicht ohne einen fundamentalen Bildungsauftrag verstehen lassen. Unter Rückgriff auf anthropologische Erkenntnisse, mit biblischer Rückbindung auf Predigt und Praxis Jesu und unter Einbeziehung der kirchlich-institutionellen Ebene wird klar: Die immer wieder neue praktisch-kreative Anwendung der religiösen Botschaft auf die jeweils konkreten Lebensbedingungen erfordert eine ständige und unbedingte Bildung. Für eine zeitgemäße Glaubwürdigkeit in Lehre und Form bedürfen die christlichen Kirchen einer dauerhaften dialogischen Bildungstätigkeit, die sie mit den Menschen, mit der Welt und mit den Zeichen der Zeit in Verbindung setzt.
160 Seiten, gebunden
Andreas G. Weiß, Herder 2024
Leseprobe:
https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-39735-6/index.html