In Frankreich lebt die Tradition der sogenannten „Orgelmesse” bis heute. Dabei übernimmt die Orgel variable Messteile wie Introitus, Offertorium, Communio und Sortie, alle anderen Messteile werden von der Gemeinde gesungen. Wie kein anderes Instrument trägt die Orgel die Kraft in sich, tiefer in das Geheimnis Gottes hineinzuführen und mit ihrem Reichtum an Klängen und Farben als Träger der christlichen Botschaft zu fungieren. Oder wie sagte Charles-Marie Widor so treffend: „Orgelspielen heißt, einen mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren.”
Programm:
Introitus:
Alexandre Guilmant (1837–1911):
Grand Chorus, op. 52/2
Offertorium:
Alexandre Guilmant (1837–1911):
Cantabile in F, op. 41/4
Communio:
Alexandre Guilmant (1837–1911):
Communion in D, op. 46/1
Sortie:
Alexandre Guilmant (1837–1911):
Marche de Procession, op. 41/5
Die Werke sind für zwei Orgeln bearbeitet. Domorganist Wolfgang Kreuzhuber ist an der Pflüger-Chororgel, Heinrich Reknagel an der Rudigierorgel zu hören.
Komponist:
Der französische Komponist und Organist Alexandre Guilmant (1837–1911) hatte durch seine Kompositionen großen Anteil an der Ausbildung eines eigenständigen französisch-romantisch-sinfonischen Orgelstils.
Alexandre Guilmant wurde 1837 in der nordfranzösischen Hafenstadt Boulogne-sur-Mer geboren. Er studierte bei seinem Vater Jean-Baptiste Guilmant (1793–1890), bei Gustave Carulli (1801–1876) und bei Jacques-Nicolas Lemmens (1823–1881) in Brüssel. Mit 16 Jahren spielte er bereits in St. Nicolas, ab 1857 wirkte er auch als Kapellmeister. Sein Spiel bei der Einweihung der Orgeln von Saint-Sulpice und Notre-Dame de Paris erregte solches Aufsehen, dass er 1871 als Nachfolger von Charles-Alexis Chauvet zum Titularorganist in La Trinité ernannt wurde. Große Erfolge feierte er bei seinen Konzertreisen durch England, Italien, Kanada, Lettland, Russland und in die USA sowie bei seinen Konzerten an der Cavaillé-Coll-Orgel im Festsaal des Palais du Trocadéro. Dabei erklangen stets auch eigene Kompositionen.
1894 war er neben Charles Bordes und Vincent d’Indy Mitbegründer der Schola Cantorum Paris, die er von 1896 bis 1900 leitete. 1896 übernahm er außerdem eine Orgelklasse von Charles Marie Widor am Conservatoire de Paris. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als Titularorganist in La Trinité 1901 wurde Guilmant zum „Organiste honoraire” an Notre-Dame de Paris ernannt. Mit vielen weiteren Ehrungen bedacht starb Guilmant 1911 in seinem Haus in Meudon.