Wüste, Sintflut, Garten Eden: Ambivalente Naturerfahrung im Alten Testament
Die Bibel verbindet von ihrer ersten Seite an Gott, Mensch und Natur in engster Weise: Die Welt ist Gottes Schöpfung. Der Mensch, selbst Teil der Schöpfung und aus Erde geformt, ist von Gott beauftragt die Schöpfung zu behüten und zu bewahren. Darin wird er zum Repräsentanten Gottes. Die Bibel beschreibt Naturerfahrung immer zugleich als Gotteserfahrung und Gotteserfahrung in Bildern der Naturerfahrung. Wüste, Sintflut und der Garten Eden sind drei Beispiele für diese Verflechtung von Gott, Mensch und Natur. Alle drei sind durch das Element Wasser charakterisiert: Wüste kennzeichnet ein lebensfeindliches Zuwenig an Wasser, Sintflut ein lebensfeindliches Zuviel und der Garten Eden ein lebendig machendes Genug. Im Garten Eden, dem Sehnsuchtsort vieler biblischer Texte, wird Gottes Handeln als Freiheit gewährend und Entfaltung fördernd erlebt. Der Mensch erfährt Halt und erhält doch Raum. Im Bild des Gartens als eines fruchtbaren Ortes spiegelt sich also nicht weniger als das Ideal der wohltuenden, ungetrübten Nähe zwischen Gott, Mensch und Natur.
Elisabeth Birnbaum studierte zunächst Gesang, Operette sowie Lied und Oratorium in Wien (u.a. bei Walter Berry). Nach einigen Jahren freiberuflicher Tätigkeit als Sängerin, Gesangslehrerin und Autorin folgte das Studium der katholischen Theologie in Wien. Sie forschte und lehrte als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den bibelwissenschaftlichen Instituten der Universität Wien bzw. der Katholischen Privatuniversität Linz und hatte eine Gastprofessur für Biblische Theologie in Dresden inne. Seit Mai 2017 arbeitet sie im Österreichischen Katholischen Bibelwerk, dessen Leitung sie am 1. September 2017 übernehmen wird.
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