Von der Kunst, gut zu leben
Seit neun Jahren findet bei den Elisabethinen anlässlich des Welttages der Kranken, der 1993 von Papst Johannes Paul II ausgerufen wurde, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Elisabethinen – Ort der Begegnung“ ein Themennachmittag mit Impulsen zu Gesundheitsthemen statt. Die Einladung richtet sich an alle Interessierten und ganz besonders an jene, die selbst krank sind oder für kranke Menschen Sorge tragen, in medizinischen Berufen oder in der Pflege und Betreuung Angehöriger.
In ihrer Begrüßung stellte die Generaloberin der Elisabethinen Linz-Wien, Schwester Barbara Lehner, die inhaltliche Verbindung des heurigen Mottos zur Intention des Themennachmittags und zur zeitlichen Nähe des Faschingshöhepunkts her, denn die Kunst , gut zu leben, schließe auch ein, etwas für sich selbst zu tun und die eigenen Ressourcen, etwa durch einen impulsgebenden und unterhaltsamen Nachmittag, wieder zu stärken.
Schwester Barbara Lehner begrüßte die BesucherInnen. © Elisabethinen Linz
Gedankenreise in fünf Gärten
Zum diesjährigen Hauptreferat war Ernst Bräuer, ehemaliger Rektor des Bildungshauses Schloss Puchberg und der Caritas Oberösterreich, geladen. Er zeigte unter dem Titel „Von der Kunst, gut zu leben“ Möglichkeiten eines gelingenden Lebens auf. Bräuer führte das sehr zahlreich erschienene Publikum gedanklich in fünf Gärten, die symbolisch den Nährboden für ein aufblühendes Leben darstellen.
Ausgangspunkt dieser spirituellen Reise war der „Garten der Sinne“ einer 84-jährigen Landwirtin, die in ihrem Testament niederschreibt, was sie in ihrem Leben ändern würde, könnte sie es noch einmal leben, wie z. B. sich nicht um Kleinigkeiten viele Sorgen zu machen, öfter auf der Hausbank zu sitzen und in die Sterne zu schauen, die eigenen Gefühle ernster zu nehmen und öfter zu lachen, aber auch zu weinen, die Mahlzeiten in tiefer Dankbarkeit einzunehmen, jeden Tag dankbar anzunehmen, der nächsten Generation viele Ratschläge zu ersparen, sondern ihr mehr Vertrauen entgegenzubringen und den Glauben an Gott in ihr zu wecken. Die Botschaft aus diesem Garten fasste Ernst Bräuer in der Formulierung „Leben mit allen Sinnen“ zusammen, denn über die Sinne erfahren wir Sinn.
Der zweite Gedankensprung führte in den Garten der Philosophen, wo es um die Ausbildung und Pflege der Tugenden geht. Die vier Kardinaltugenden, deren Wortstamm eigentlich „Türangel“ bedeutet, sind wichtige Drehmomente eines gelingenden Lebens: Klugheit als die Fähigkeit, richtig zu unterscheiden im Hinblick auf das Gute, das man erreichen will. Gerechtigkeit, im Sinn von „jedem das Seine geben“, Mut im Sinne von „Handeln aus Überzeugung und mit der Stimme des eigenen Gewissens“, Maßhalten im Sinne von „stimmig leben“, denn ein Maß ist nicht für jeden dasselbe, und das Leben gerät aus den Angeln, wenn man jemandem das eigene Maß aufzwingt oder sich ein Maß aufzwingen lässt.
Der Gedankenweg führte weiter in den Garten der Theologen, wo die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe genährt werden von jenen, die Menschen in der Seelsorge begleiten und ihnen helfen, sich auf Gott zu verlassen (Glaube), sich in der Zukunft zu verankern durch das Loslassen fixer Vorstellungen (Hoffnung) und die Zuwendung zu anderen Menschen ganz frei von Zwecken (Liebe).
Im Garten der Mystiker lernt der Mensch, den Blick im Gebet nach innen zu richten und mit der inneren Stimme stark zu werden, und im Garten der Andacht kann er schließlich ganz still werden.
Mit diesen Impulsen ging das Publikum in die Pause, in der man sich auf Einladung des Konvents der Elisabethinen bei Kaffee und Krapfen stärken konnte.
© Elisabethinen Linz
Magische Stunde
Im zweiten Teil des Nachmittags, der traditionell heiter entspannend gestaltet ist, verblüffte Zauberpfarrer Gert Smetanig – er ist Pfarrer in Mauerkirchen und Burgkirchen und Dechant im Dekanat Braunau – mit Zaubertricks, deren Finesse auch von den aufmerksamsten BeobachterInnen nicht zu durchschauen war. Zum Beispiel wanderten Würfel auf seltsame Arte von einem Stoß auf einen anderen, ZuschauerInnen ertasteten Dinge in einem Sack, die dann als etwas ganz anderes zum Vorschein kamen, der Zauberpfarrer konnte die Gedanken des Publikums lesen und dazu den verblüffenden schriftlichen Beweis erbringen, und eine Besucherin zog aus einem Sack voller verschiedener Puzzleteile just jenes Stück heraus, das dem Puzzle der Mona Liza auf einer Staffelei noch fehlte. Nachdem das gute Leben – wie Ernst Bräuer im Vortrag erläutert hatte – auch das Lachen miteinschließt, fügte sich dieser Programmteil sehr gut in das Motto des Nachmittags.
© Elisabethinen Linz
Gottesdienst mit Krankensalbung
Der Themennachmittag endete wie immer beim gemeinsamen Wortgottesdienst in der Elisabethkapelle mit Pfarrer Josef Atteneder, P. Werner Hebeisen und Krankenhausseelsorgerin Birgit Schopf. Beim Gottesdienst wurde auch das Sakrament der Krankensalbung gespendet. Gestaltet wurde diese Stunde vom Seelsorgeteam des Ordensklinikums Linz Elisabethinen, für den musikalischen Rahmen sorgte der Coro con anima unter der Leitung von Judith Hamberger.
Zentrales Thema der Feier war die Freude, die sich durch alles Dunkel immer wieder den Weg bahnt. Von der Hl. Elisabeth wird erzählt, dass sie manchmal mitten im Spiel innehielt und in die Kirche trat, um ihren Herrn und Freund zu besuchen. Sie kann Menschen daran erinnern, selber immer wieder innezuhalten, sich bewusst zu machen und sich zu versichern: „Ja, Gott ist da, ich bin in all dem, was ich erlebe und erfahre, nicht allein.“ Diese Haltung ist ein Beispiel für die „Kunst, gut zu leben“ und der Glaube an die Verheißung eines „Lebens in Fülle“ ein wahrer Grund zur Freude.
© Sr. Rita Kitzmüller
Der Themennachmittag fand in Zusammenarbeit mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz statt und wurde in gewohnt sympathischer Weise von Mag. Josef Wallner moderiert.
Agnes Retschitzegger / Birgit Schopf | Elisabethinen Linz