Was uns Mut macht
In Krisenzeiten ist Mut eine gefragte Ressource. Wir machen uns Mut, ermutigen uns und andere, um Schwierigkeiten zu bewältigen und Probleme zu lösen. Das ist gut so, aber durch bloßen Zuspruch entsteht noch nicht Mut. Was also macht Mut?
Von klein auf üben wir Mut ein. Mutproben sind unter Kindern ein beliebtes Spiel. „Wer traut sich das?“ – mit dieser Frage angestachelt klettern sie auf Bäume, überspringen Bäche, stürzten sich mit Schlitten steile Hänge hinab. Manchmal geht’s daneben, aber Mut wächst mit jedem kleinen Erfolg.
Die Corona-Pandemie schickt uns unerwartet in eine Lernschule des Mutes. Dabei geht es vor allem um psychischen Mut. Es geht um Lebensmut und Lebensangst, denn diese Krankheit ist durchaus eine auf Leben und Tod. Besonders Berufstätigen, die mit Erkrankten zu tun haben, wird derzeit viel Lebensmut abverlangt.
Lebensmut hat als tiefste Quelle Vertrauen und Glauben, darin liegt die größte Stärke des religiösen Glaubens: angesichts der Ängste des Lebens, der Verletzbarkeit und Endlichkeit, dennoch sein Leben vertrauensvoll und mutig in Gottes Hände zu legen: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ – heißt es in Psalm 18. Das ist keine Allmachtsphantasie, sondern spiritueller Lebensmut, in tiefster Not, vor Mauern nicht zu resignieren. Selbst Jesus hat in seinem Sterben beide Erfahrungen durchlebt: Lebensangst – „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ und Lebensmut – „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“.
Krisenzeiten sind Zeiten der Ängste und des Mutes. Sie sind Zeiten, in denen die gewohnte Ordnung auf den Kopf gestellt wird. Plötzlich treten Menschen in Erscheinung, denen wir so viel Mut gar nicht zugetraut hätten. Plötzlich feiern wir die Heldinnen und Helden des Alltags. In aller Welt. Das ist für mich eines der schönsten Hoffnungszeichen der Menschlichkeit in diesen bangen Zeiten!