Krisenmodus als Geschenk?
Gott sei Dank hält sich ein Großteil der österreichischen Bevölkerung an die restriktiven Regeln, was das „Rausgehen“ betrifft. Das ist wichtig und rettet im Endeffekt Leben. Rausgehen ist in Zeiten der Ausgangsbeschränkung – bei mir zumindest – mit einer Portion schlechtem Gewissen verbunden. Hin und wieder halten sich die Menschen aber nicht an die Vorgaben: Manche müssen arbeiten, die meisten müssen Lebensmittel einkaufen oder in die Apotheke, viele verlassen das Haus, um anderen zu helfen.
Die meiste Zeit aber verbringen die Menschen nun in den eigenen vier Wänden. Da kann schon mal ein „Lagerkoller“ aufziehen. Und bevor uns als Familie „die Decke auf den Kopf fällt“, gehen wir auch in diesen Zeiten in die Natur. Es begegnen uns dann JoggerInnen, RadfahrerInnen, HundebesitzerInnen und andere, alleine oder im Familienverband, die diese Zeit der Rekreation einfach brauchen. Es tut gut zu merken, dass selbst an der Fußgängerampel die Menschen Abstand halten.
Und schön ist auch der Frühling, der sich bemerkbar macht: Blumen, Knospen, Vögel, Insekten, auch schon die ersten Schmetterlinge – alles, was zu diesem Wunder Natur gehört, kommt mir nun als noch größeres Wunder vor. Es ist eine willkommene Abwechslung zum Alltag in den eigenen vier Wänden.
Ich merke, dass ich viel mehr in der Gegenwart lebe, weil mir die Zukunft nicht planbar erscheint. Wie oft habe ich mir das vorgenommen und nicht so gut geschafft, weil die Gedanken in der Zukunft oder der Vergangenheit hängen geblieben waren. Nun wird mir das quasi „verordnet“. Dafür bin ich dankbar.
Auch wenn die Kinder und meine Frau und ich bzw. unsere Familie erst in diesen „Krisenmodus“ hineinfinden müssen, so gibt es auch schöne Aspekte an der ganzen Sache: Noch nie hatte ich in den vergangenen Jahren so viel Kontakt zu meinem Großvater, mit dem ich nun fast täglich telefoniere. Noch nie in den letzten Jahren hatten wir als Familie so viele gemeinsame Essenzeiten. Und ich staune, was sich online alles erledigen lässt. Von Telefonkonferenzen angefangen bis hin zu Schulungen – die Kreativität, auch in der Seelsorge, ist groß.
Und am Wochenende haben wir uns vorgenommen, die lokale Wirtschaft zu unterstützen und uns an einem Tag das Mittagessen liefern zu lassen. Das machen wir sonst kaum. Zu guter Letzt bin ich auch noch dankbar, dass wir unser Auto fast nie brauchen in dieser Zeit. Besuche sind ohnehin abgesagt und die meisten Einkäufe lassen sich bei uns im Ort zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Das spornt an für die Zeit „danach“.
Vielleicht ist der Krisenmodus ja ein kleines Geschenk?