Verbindliche Maßnahmen in der Diözese Linz
Wir erleben eine „Fastenzeit der besonderen Art“, in der die soziale Dimension des notwendigen Verzichts auf Gewohntes deutlich wird und wesentliche Dimensionen des Menschseins zum Vorschein kommen. Durch neue Formen des Zusammenhalts und der Rücksichtnahme aufeinander wird echte Solidarität geübt, indem man zwar räumliche Distanz wahrt, sich aber menschlich und – innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft – auch geistlich all jenen besonders nahe weiß, die gefährdet oder erkrankt sind sowie all jenen, die im Dienste der medizinischen Pflege, der Betreuung oder der Aufrechterhaltung und Versorgung des täglichen Lebens stehen. Verbunden fühlen wir uns in der Kirche aber ebenso den Menschen, die von den wirtschaftlichen Folgen jetzt schon betroffen sind oder um ihre Zukunft am Arbeitsplatz bangen.
„Mit dem Corona-Virus erleben wir die Zerbrechlichkeit des gesamten Gefüges. Aber wir sind nicht ängstlich, sondern gehen die Herausforderung mit Klugheit und der Grundhaltung der Hoffnung an“ – betont Bischof Manfred Scheuer angesichts der drastischen Einschränkungen und Maßnahmen auch für den Bereich der Kirche in der kommenden Zeit. Gerade weil wir Verantwortung für andere Menschen haben, insbesondere für jene älteren oder kranken Personen, die besonders gefährdet sind, haben wir darauf zu achten, anderen nicht zu schaden. Dies ist nicht nur eine Sache des gesunden Menschenverstandes, sondern auch einer religiösen Verpflichtung, die in der Wertschätzung aller und einer ganz konkret möglichen Nächstenliebe verwurzelt ist. Auch wenn der unmittelbare Kontakt eingeschränkt oder für manche Personengruppen nicht ratsam ist, so bleiben wir einander nahe, wissen uns über alle Grenzen hinweg im Gebet verbunden und versuchen miteinander auf unterschiedlichen Wegen in Verbindung zu bleiben. Nähe und Präsenz zählen zu den Aufgaben und Herausforderungen auch innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft.
Der Verzicht auf das gewohnte religiöse Leben ist gewiss ein herber Verlust, ruft uns aber die Bedeutung des gemeinsamen Betens und Feiern wieder stark in Erinnerung. Deshalb bleiben die Kirchen offen für das persönliche Gebet einzelner Personen, für das Entzünden einer Kerze, für die fühlbare Ruhe und Stille des Kirchenraumes zur persönlichen Stärkung und Vergewisserung der bleibenden Nähe Gottes – soweit dies die aktuellen Ausgangsbeschränkungen zulassen. Das Gebet dort und vor allem in den Familien ist in dieser Zeit der Verunsicherung, wo man die Verwundbarkeit und Zerbrechlichkeit des Lebens stärker als sonst erfährt, besonders wichtig.
Wenngleich im Gottesdienst räumlich getrennt, sind wir als Kirche doch im Gebet einander eng verbunden! Dazu kommt – wie noch näher auszuführen sein wird – die spürbare Präsenz von Seelsorgerinnen und Seelsorgern, welche die Gemeinschaft der Kirche pastoral und diakonisch in ganz neuer Weise erfahrbar machen.
In dieser Fastenzeit der besonderen Art – die sich niemand wünscht, die uns aber zugemutet wird – zeigt sich Fehlendes, das wir sonst allzu „selbstverständlich“ übersehen, und Verborgenes in einem beinahe schon tot-geredeten gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Der Erlässe der österreichischen Bundesregierung und behördlichen Anordnungen bezüglich der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus (Covid-19) haben gravierende Auswirkungen auch auf das kirchliche Leben. Unser solidarisches Verhalten vor allem in den nächsten Wochen wird entscheidend sein für ganz Österreich! Dabei gilt als Grundregel: Jeder persönliche Kontakt, der nicht stattfindet, hilft, das Virus nicht weiter zu verbreiten, um dadurch vor allem besonders gefährdete Personen (ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen) zu schützen.
Mit Nachdruck wird darauf hingewiesen, dass die gesetzlichen Vorgaben der Bundesregierung und der Behörden ausnahmslos einzuhalten sind.
Als Kirche müssen und wollen wir dazu gern auch unseren Beitrag leisten. Die Eigenverantwortung (nach dem italienischen Motto: „Io resto a casa“ / „Ich bleibe zu Hause“) soll nicht nur durch die behördlichen Anordnungen verpflichtend sein, sondern auch mitgetragen werden von der Gemeinschaftsverantwortung der Kirche. Deshalb wurden von Bischof Dr. Manfred Scheuer folgende weiteren Maßnahmen als verbindliche Vorgabe für die Diözese Linz in Kraft gesetzt:
- Ab Montag, 16. März, sind alle öffentlichen Gottesdienste und Versammlungen aller Art (in geschlossenen Räumen und im Freien) bis auf weiteres abgesagt, da sie ein hohes Übertragungsrisiko bergen und den behördlichen Ausgangsbeschränkungen unterliegen.
- Alle Gottesdienste an Sonn- und Werktagen finden von heute an ohne physische Anwesenheit der Gläubigen statt. Bischof Manfred Scheuer hat deshalb für die kommende Zeit von der Sonntagspflicht dispensiert. Aber auch wenn das gemeinsame Feiern (d. h. gemeinsames Rosenkranzgebet, gemeinsame Anbetung, gemeinsame Tagzeitenliturgie oder auch gemeinsame Totenwachen) in der kommenden Zeit nicht möglich ist, so hört die Kirche doch nicht auf zu beten oder Eucharistie zu feiern. Die Priester sind deshalb aufgerufen, in geistlicher Verbundenheit weiterhin zu bestimmten Zeiten die Eucharistie für die Pfarrangehörigen und für die Welt zu feiern, wenngleich ohne die physische Anwesenheit von Gläubigen.
- Die Gläubigen sind jedoch dazu eingeladen, entweder über Medien daran teilzunehmen oder sich sonst im Gebet zu Hause anzuschließen. Auf der diözesanen Webseite informieren wir die Bevölkerung über neue Entwicklungen sowie über die Angebote von Gottesdiensten und Gebetszeiten in den Medien: Fernsehen (ORF III – Sonntag 10 Uhr), Radio (ORF II – Sonntag 10 Uhr, Radio Klassik Stephansdom – 10.15 Uhr; Mo.–Sa. 12 Uhr; Radio Maria und Radio Horeb, Livestream via Internet. Den Medienunternehmen sagen wir einen besonderen Dank dafür, dass sie sehr rasch auch den religiösen Bedürfnissen der Menschen in unserem Land entsprechende Aufmerksamkeit widmen und uns durch Live-Übertragungen beim Aufrechterhalten eines Netzwerks des Gebetes unterstützen.
- In den Klöstern und Stiften dürfen die Gottesdienste in der klösterlichen Gemeinschaft – das heißt jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit – stattfinden. Die mögliche Gefährdung gerade älterer Konventualen durch apostolisch Tätige ist dabei besonders mit zu berücksichtigen. – Stiftsführungen (z. B. Kremsmünster) werden derzeit bis 3. April ausgesetzt.
- Unsere Kirchen bleiben weiterhin tagsüber zum persönlichen Gebet geöffnet – soweit dies im Rahmen der Ausgehbeschränkungen möglich ist, und es dürfen maximal 5 Personen mit entsprechenden Abstand gleichzeitig in der Kirche sein.
- Für die Feier in der Hauskirche einer Familie wird auf die Handreichungen und Materialien des Liturgiereferates, des Katholischen Bibelwerkes und die entsprechenden Seiten in der KirchenZeitung verwiesen. In besonderer Weise wird zum Gebet für Erkrankte und Menschen in den Gesundheitsberufen eingeladen.
- Für die Liturgie in der Karwoche und zu Ostern wird es rechtzeitig noch eigene Hinweise geben.
- Begräbnisse:
Totenwachen können derzeit nicht stattfinden. Abschiednahme kann nicht gleichzeitig durch mehr als 5 Personen, sondern hintereinander bei der Aufbahrung stattfinden.
Beisetzungen dürfen nur im engsten Familienkreis am Grab stattfinden. Nach den Vorgaben der Landessanitätsdirektion liegt die maximale Anzahl von Personen, die sich versammeln dürfen bei 5 Personen. Zwischen Konduktpersonal und den Angehörigen ist ein Abstand von jedenfalls 2 bis 3 Metern einzuhalten. In größerem Abstand kann natürlich eine weitere Gruppe von Familienangehörigen (so die Familie größer als 5 Personen ist) der Beisetzung beiwohnen. Dabei ist auf die jeweiligen Haushaltsgemeinschaften zu achten.
Der Besuch des Grabes ist der Reihe nach, sobald die anderen gegangen sind, möglich.
Das Requiem (Messe bzw. Wort-Gottes-Feier anlässlich der Beisetzung) muss auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Bereits auf der Parte sollten entsprechende Hinweise geben werden, dafür wird es seitens der Bestatter entsprechende Vorschläge geben.
- Hochzeiten und Taufen werden verschoben.
- Ab heute, Montag 16. März, werden alle Veranstaltungen der katholischen Kirche in der Diözese Linz unabhängig von der Anzahl der Beteiligten abgesagt – vorerst bis 3. April.
Beispiele dafür sind: alle diözesanen pfarrlichen Veranstaltungen wie etwa Sitzungen des Pfarrgemeinderates, Pfarrcafés, Fortbildungen, Seminare, Klausuren, Einkehrtage, Vorträge, Konzerte, Seniorenrunden, Fastensuppenessen, Elternabende, Eltern-Kind-Gruppen, Jungschar- und Jugendstunden, Erstkommunion-Vorbereitung, MinistrantInnengruppen, Firmvorbereitungen, Flohmärkte, Chorproben, Eheseminare (Informationen dazu bei beziehungleben.at) und Veranstaltungen der Katholischen Aktion (und ihrer Gliederungen).
- Die Katholischen Bildungshäuser (vgl. deren Webseiten) und das Katholische Bildungswerk (SPIEGEL-Gruppen, SelbA-Gruppen, Treffpunkt Bildung – vgl. Webseite) kommen den behördlichen Auflagen nach. In Absprache mit dem Land OÖ stellen die öffentlichen Bibliotheken den Verleihbetrieb ein und auch die pfarrlichen bleiben bis auf Weiteres geschlossen, wobei auf das kostenlose Angebot des Medienverleihs verwiesen wird.
- Die bischöflichen Visitationstermine und alle Firmungen in der Diözese Linz in den Monaten März und April werden verschoben! Weitere Informationen dazu werden noch folgen.
- Der Parteienverkehr in den Pfarrkanzleien hat sich auf Telefonate und E-Mail-Verkehr zu beschränken.
- Die Haussammlungen der Caritas werden auf unbestimmte Zeit verschoben. Informationen dazu und zu möglichen alternativen Solidaritätskampagnen für Menschen in Not werden von der Caritas gegeben.
- Die Kirchenbeitrags-Beratungsstellen sind für den Parteienverkehr geschlossen, aber die Beratung per Telefon und E-Mail bleibt aufrecht.
Danken möchte ich allen Frauen und Männern, die sich in den Pfarrgemeinden sowie den verschiedensten kirchlichen Einrichtungen – haupt- oder ehrenamtlich – in der Seelsorge und Pastoral dafür engagieren, um in diesen herausfordernden Zeiten Kirche präsent und den Gottesglauben erfahrbar zu halten. Die Unsicherheiten und täglichen Veränderungen im Einsatz füreinander und für die Gemeinschaft, zusammen mit den persönlichen Sorgen um Angehörige in der Familie, in der Nachbarschaft oder im Freundeskreis stellen mitunter eine erhebliche Belastung dar. Die Umstellungen in der täglichen Arbeit der Seelsorge, der Verwaltung, der Betreuung etc. ermöglichen aber hoffentlich zugleich manch positive Erfahrungen, wie der Zusammenhalt in der Kirche gerade in krisenhaften Zeiten gelebt werden kann oder auch alternative Formen der Gemeinschaft, der religiösen Nähe und der menschlichen Unterstützung gut umgesetzt werden.
DANKE für das christliche Miteinander und die Bestärkung im Vertrauen auf Gott!
Generalvikar Severin Lederhilger