Donnerstag 28. März 2024

Umweltenzyklika des Papstes ist ein Aufruf zur Umkehr

Mehr als 100 TeilnehmerInnen, LandwirtInnen und KonsumentInnen, besuchten am 27.10.2016 im Bildungshaus Schloss Puchberg die Veranstaltung „Laudato si – die Sorgefür das gemeinsame Haus“ von BIO AUSTRIA OÖ. Dr. Michael Rosenberger, Professor für Moraltheologie an der katholische Privatuniversität Linz, erläuterte die wichtigsten Aspekte der Enzyklika von Papst Franziskus und ging dabei besonders auf die Aussagen des Papstes zur Rolle der Landwirtschaft ein.

Riesige Flächen Regenwald werden zugunsten von Ackerland abgeholzt, in Megastädten leben Menschen auf und von Müllhalden, grenzenloser Luxus steht bitterster Armut gegenüber - Die Welt steht in Flammen, sowohl was das Klima und die Situation der Umwelt aber auch was die sozialen Entwicklung angeht. Auf Basis dieser aktuellen Situation stellt Professor Rosenberger die Frage wie weit der Papst mit seiner Enzyklika der Situation gerecht werden kann.

 

Im ersten Teil der Enzyklika analysiert der Papst die vorrangigsten Probleme: Es gibt eine starke wissenschaftliche Übereinstimmung in Bezug auf die besorgniserregende Erwärmung des Klimas, die Folge kann eine Zerstörung der Ökosysteme mit schweren Folgen für uns alle sein. Das gegenwärtige Konsumniveau der am besten entwickelten Länder der Erde weiter zu erhalten wird unmöglich sein. Damit stellt Papst Franziskus den Lebensstil der reichsten Teile der Gesellschaft in Frage, denn 20 % der Bevölkerung verbrauchen 80 % der Ressourcen. Der Papst weist immer wieder darauf hin dass die ökologische Frage nicht ohne die soziale Frage zu klären sein wird.

 

Mut zur kulturellen Revolution

 

Damit eine substantielle Wende gelingt bedarf es einer mutigen kulturellen Revolution. Die Strukturen auf den Weltmärkten müssen geändert werden. Dafür braucht es zusätzlich zu individuellen Veränderungen neue Regelungen für das „globale Gemeinwohl“, denn kleine Reförmchen werden nicht reichen. Die Politik ist also genauso gefordert wie der einzelne. Das Handeln weniger gefährdet das gesamte Leben auf der Erde - das Handeln weniger kann aber auch der Anfang eines neuen Weges sein. Einer Veränderung entgegen steht die Neigung der Menschen, unangenehme Wahrheiten zu verdrängen und zu verleugnen. Papst Franziskus betont, dass die Umkehr nur von innen heraus kommen kann, d.h. nicht durch Gesetze sondern durch innere Überzeugung der Richtigkeit des Handelns. Die Menschen müssen sich dabei gegenseitig mitnehmen und unterstützen, so wie auch die Zusammenschlüsse der Biobetriebe in Verbände für die Bauern eine gegenseitige Unterstützung und Bestärkung auf ihrem Weg bedeutet.

 

Starkes Plädoyer für kleinstrukturierte Landwirtschaft

 

Für Papst Franziskus nimmt die Landwirtschaft eine Schlüsselrolle für eine nachhaltige Entwicklung ein. Sie ist aus seiner Sicht nicht nur Verursacher sondern auch Opfer der gegenwärtigen Zustände: Raubbau an Böden, von denen die Landwirtschaft aber gleichzeitig substantiell abhängt,  Wasserverschmutzung und Wasserknappheit, obwohl Wasser lebensnotwendig für die Landwirtinnen und Landwirte ist, künstliche Spritz- und Düngemittel, die als Rückstände in Lebensmittel die Gesundheit aller bedrohen. Da außerdem drei Viertel aller armen Menschen auf dem Land leben fordert er freien Zugang zu Land für alle. Der Papst in seiner Enzyklika: „Es gibt ... eine große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln, die weiterhin den Großteil der Weltbevölkerung ernährt, während sie einen verhältnismäßig niedrigen Anteil des Bodens und des Wassers braucht und weniger Abfälle produziert ... Die Größenvorteile, besonders im Agrarsektor, führen schließlich dazu, dass die kleinen Landwirte gezwungen sind, ihr Land zu verkaufen oder ihre herkömmlichen Produktionsweisen aufzugeben ... Die Verantwortungsträger haben das Recht und die Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen, um die Kleinproduzenten und die Produktionsvielfalt klar und nachdrücklich zu unterstützen. Damit es eine wirtschaftliche Freiheit gibt, von der alle effektiv profitieren, kann es manchmal notwendig sein, denen Grenzen zu setzen, die größere Ressourcen und finanzielle Macht besitzen.“ (LS 129)


Lösungsansätze darüber hinaus sieht Papst Franziskus noch einmal in der Lebensstil-Frage: Weniger ist mehr, Wachstum mit Maß, Rückkehr zur Einfachheit, die das Kleine würdigt.

 

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