Monday 2. December 2024

Erfüllt mit seinem Geist

Sonne strahlt durch die Wolkendecke. © rmh2008/flickr.com

Er ist das rätselhafteste Phänomen des Universums, das wir kennen: der „Geist“. Als „Information“ durchdringt er die kleinsten und komplexesten Strukturen der Materie.

Er ereignet sich im Menschen als Bewusstsein, als Wunder, dass ein Lebewesen zu sich selbst „Ich“, zum Nächsten „Du“ und zur Welt „Es“ sagen kann. Der Geist ist die Brücke von den untersten Ebenen der Materie zur obersten Fülle der Wirklichkeit, die wir Gott nennen. Im Licht des religiösen Glaubens ist Gott Geist, der die ganze Schöpfung von Anfang an durchweht (vgl. Genesis 1,1). In seinem Geist ist Gott in unmittelbarster Bezogenheit und Gegenwärtigkeit zu jedem seiner Geschöpfe. Denn er ist der „Atem“ allen Seins.

 

Gottes Geist in der Welt

Doch mit unseren Sinnen und Gedanken erkennen wir Gottes Geist nie unmittelbar, sondern immer nur „in“ und mit den Dingen und Menschen. Das große Missverständnis unserer Epoche liegt darin, dass das In-Sein Gottes in seiner Welt nicht mehr erkannt und anerkannt wird. Nur was sich messen, zählen, beweisen lässt, kann „Objektivität“, Wissen und Erkenntnis beanspruchen. So steht der Gottesglaube unter dem Verdacht, eine Projektion, eine Spiegelung des Gehirns zu sein. Aus der Beobachterperspektive der Wissenschaften gibt es keine weltübergreifende Geistigkeit. Dementsprechend sagen viele Forscher, dass der Gottesgedanke ein Gedanke der kindlichen Seele sei, nicht der rationalen Vernunft.

 

Gottes Geist ist in uns

Aber wie soll sich Gottes Geist zu erkennen geben, wenn nicht im Bewusstsein des Menschen selbst? Unser Bewusstsein ist der Ort, wo Gottes Geist im Menschen erwacht. Wenn dies geschieht, dann zündet es wie ein Blitz, wie ein Feuer, es wirbelt alles auf wie im Sturm. Denn dann erkennt der Mensch plötzlich alles in einem neuen Licht. Auch wenn die Dinge und Menschen sind, was sie sind im Lichte des Geistes Gottes sind sie anders. Was war die Geist-Erkenntnis der Jünger und Jüngerinnen Jesu? Sie war die umwerfendste Erkenntnis ihres Lebens: Gott war in Jesus, und Jesus ist in seinem Geist unmittelbar in uns. Oder in modernen Bildern gesagt: Gott ist die Energie des Seins, die unfassbarste und unzerstörbarste Liebe, die sich denken lässt.

 

Gott ist da, in jedem Stein, in jeder Blume, in jedem Menschen, in jedem Augenblick. Dann sind wir immer schon in Gott, nur einen Atemzug entfernt. „Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apostelgeschichte 17, 28). Wer dies erfasst, ist erfüllt mit seinem Geist.

 

Quellenangabe:
Kommunikationsbüro der Diözese Linz (2008): glaubenswert - Spuren des Glaubens. Linz: Eigenverlag.

Ich glaube...

...an den Heiligen Geist.

 

aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis

Komm, Heiliger Geist
Ich wünsche mir
kein Abheben,
kein verzücktes Ausrasten,
kein Stammeln.
Wozu auch?
Eines würde 
ich mir aber wünschen:
Im Laufe meines Lebens
die Sehnsucht nach dem Mehr 
nicht zu verlieren,
die Ahnung
eines größeren Horizontes 
zu bewahren, 
ebenso die Hoffnung,
dass unvorstellbar Menschliches uns einst erwartet.
Und vor allem:
In schwierigen Zeiten,
mitten im ewig gleichen Alltag,
am Ende meines Lebens,
die Erfahrung machen zu dürfen,
dass Gottes Nähe wirklich trägt.

 

(Stefan Schlager)

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