Mittwoch 24. April 2024

Gedanken zum 3. Sonntag der Osterzeit

Ein Impuls von Michael Mitter

Liturgische Texte zum 3. Sonntag der Osterzeit

 

1. Lesung: Apg 2,14.22b-33
2. Lesung: 1Petr 1,17-21
Evangelium: Joh 21,1-14 („Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch“)

nachzulesen: hier (Schott online)


Liebe Pfarrgemeinde, liebe Leserin, lieber Leser,

 

eine Szene am See Gennesaret, im fruchtbaren Nordteil Palästinas, gibt den Rahmen für das heutige Sonntagsevangelium ab. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie bin ich zunächst bei diesem Petrus hängengeblieben, der nackt im Fischerboot sitzt, sich sein Obergewand umgürtet und Hals über Kopf in den See springt, als er hört, es ist der Herr, der da am Ufer steht (Joh 21,7). Ich bin weder Fischer noch Segler, noch habe ich eine große Liebe zum Wasser, ich kann mir aber gut vorstellen, dass dieser Sprung in den See mit dem extra dafür angelegten Obergewand bei den anderen Fischern ein herzhaftes Gelächter und Kopfschütteln ausgelöst haben muss. Für einen Außenstehenden erschließt es sich nicht ganz, warum man mit dem Boot die rund 200 Ellen (ca. 100 Meter) zum Ufer nicht wesentlich schneller zurücklegen kann als in voller Montur. Völlig erschöpft und triefend vor Nässe dürfte Petrus nun vor dem Herrn gestanden haben; einige Augenblicke später kamen auch die anderen Apostel in ihrem Fischerboot nach. Auch beim „Fischwunder“ hebe ich für einen Moment die Augenbrauen: Die Bibelkundigen unter uns werden vielleicht ebenfalls bemerkt haben, dass schon einmal – bei der Berufung der Jünger am See Gennesaret – die Fischernetze zu reißen drohten (Lk 5). Zumindest fügt die Szenerie der Beschreibung des Petrus eine weitere Anekdote hinzu: ziemlich impulsiv und energisch scheint dieser Simon Petrus gewesen zu sein.

Was aber, wenn es gar nicht ums Fischen geht – weder in der Berufungsgeschichte noch in der heutigen Erzählung – und schon gar nicht um den Schwimmstil des Petrus? Manche meinen, die leeren Netze der Fischer stehen für die Missionstätigkeit nach Jesu Tod. Die entmutigten Jünger machen im wahrsten Sinne des Wortes keinen Fang mehr, sie haben auf die Sehnsüchte der Menschen keine Antwort: „… habt ihr keinen Fisch zu essen?“„Nein“ (Joh 21,5). All ihr Tun ist vergeblich geworden, sie haben den Menschen nichts zu sagen und zu geben, ohne ihren Herrn vermögen sie nichts. Als die Jünger entmutigt ein zweites Mal das Netz in den See werfen, können sie es kaum mehr einholen. Es ist der Herr, der ihre Netze füllt. Es sind auch nicht die Jünger, die dann Gastgeber beim morgendlichen Frühstück sind, es ist Christus, der Herr. Das Netz, das Petrus nun einholt, ist „mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt“ (Joh 21,11). Der Kirchenvater Hieronymus meint dazu, dass antike Zoologen die Zahl aller Fischarten mit 153 angaben – die Zahl ist demnach ein Symbol für die gesamte Menschheit. Es ist also Jesus – oder sagen wir: die Botschaft Jesu, die uns Menschen einholt, nicht das individuelle Auftreten seiner Jünger.

Wer weiß, vielleicht fehlen auch uns oft die richtigen Worte, um die Botschaft Jesu rüberzubringen, vielleicht können wir selbst nicht ganz glauben, was da vor 2.000 Jahren in Jerusalem geschehen ist. Wir werfen dann unsere Netze aus, doch sie bleiben leer. Da und dort habe ich die Erfahrung gemacht, dass schon die Erwähnung von Jesus vermieden wird – es gäbe schließlich „nichts Peinlicheres“ als über Jesus zu sprechen. Das heutige Evangelium zeigt mir aber, dass erst die Begegnung mit dem Auferstandenen eine Wirkung entfaltet, auch wenn uns keiner etwas über das Fischen erzählen kann – schließlich sind wir Fischer!

Es ist jedoch der Auferstandene, der uns die Netze füllt und wir müssen uns darum kümmern, dass wir die Schäfchen – bzw. die Fischchen – ins Trockene bringen. Die Botschaft Jesu als Erfolgsrezept gilt für uns alle: für die, die im Hintergrund das Schiff in Schuss halten und für die, die hinausfahren und das Netz auswerfen, genauso wie für die, die bei jeder Gelegenheit die althergebrachten Routen verlassen und sich Hals über Kopf in unsichere Gewässer vorwagen. Sie alle brauchen für ihren „Erfolg“ die Begegnung mit der Frohbotschaft von der Auferstehung Jesu. Ohne sie können die Jünger nichts tun; an seinem Segen ist alles gelegen, wie es schon in einem Psalm Salomos heißt: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, / müht sich jeder umsonst, der daran baut. Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, / wacht der Wächter umsonst“ (Ps 127,1).

 

Michael Mitter,
Pastoralassistent

 

 

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