Donnerstag 25. April 2024

Gedanken zum 5. Fastensonntag

Ein Impuls von Michael Mitter

Liturgische Texte vom 5. Fastensonntag

 

1. Lesung: Ez 37,12b-14
2. Lesung: Röm 8,8-11
Evangelium: Joh 11,1-45 (Auferweckung des Lazarus)

nachzulesen: hier (Schott online)

 

Liebe Pfarrgemeinde, liebe Leserin, lieber Leser,

 

Die folgende Begebenheit ist in dieser Zeit vielleicht nicht einmal allzu weit hergeholt: Stellen Sie sich bitte vor, Ihr Bruder wäre schwer erkrankt. Zum Glück sind Sie mit einem Facharzt gut befreundet und hoffen, dass dieser dem Leidenden helfen kann. Gerade erst kürzlich sind Sie mit ihm zusammen gewesen. Sie rufen den Arzt an – schließlich ist die Angelegenheit dringend – und bitten ihn, doch vorbeizukommen. Doch der denkt nicht einmal daran, sein Haus zu verlassen. Stattdessen lässt Sie der Mann wissen, die Krankheit werde schon nicht zum Tod führen, das alles hätte schon seinen Sinn. Tag um Tag vergeht, doch Ihr Freund lässt sich nicht blicken. Das schlimmste anzunehmende Szenario tritt ein: Ihr Bruder verstirbt an den Folgen seiner Erkrankung! Als sich der Arzt dann doch noch zu Ihnen aufmacht, ist Ihr Bruder bereits seit vier Tagen begraben. Ich stelle mir und uns die Frage: Was würde der angebliche „Freund“ nun von uns zu hören bekommen? Wie würden wir in dieser Situation reagieren?

 

Und jetzt stellen Sie sich bitte noch vor, Sie wären eine der beiden Schwestern Marta oder Maria, der schwer erkrankte Bruder hieße Lazarus und der befreundete Arzt, der alles andere zu tun hat, als Ihnen zu helfen, wäre Jesus, von dem so viele behaupten, er wäre der Messias Gottes.

 

 

Wie würde es an diesem Punkt um Ihre Freundschaft zum Arzt stehen, oder mit Marta und Maria gesprochen: Wie würde es um Ihre Begeisterung und Ihr Vertrauen in diesen Jesus von Nazareth stehen? – Würde ich mich in der Rolle der Marta oder Maria wiederfinden, ich behaupte: Um die Freundschaft wäre es schlecht bestellt. Mein Vertrauen in Jesus wäre schwer erschüttert!

 

Doch es kommt anders, als man in dieser Situation vielleicht erwarten würde: Im Wissen, dass Gott Jesus alles geben wird, um was er ihn bittet (Joh 11,22), fällt Marta vor Jesus zu Boden und bekennt: „Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes ...“ (Joh 11,24). Schließlich wird der Grabstein weggerollt; mit lauter Stimme befiehlt Jesus dem Toten: „Lazarus, komm heraus!“ (Joh 11,43). In Leinenbinden gewickelt und das Haupt mit einem Schweißtuch bedeckt, steigt der Gerufene aus seinem Grab heraus und geht weg. Das Evangelium vom Sonntag schließt noch mit den Worten „Viele der Juden, die … gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.“ (Joh 11,45)

 

Wie geht es uns mit dieser Bibelstelle? – Ist sie „bloß“ eine schöne Wundererzählung, die mit unserem alltäglichen Leben nicht viel zu tun hat? – Wenn ich so darüber nachdenke, dann fällt mir auf, dass viele von uns in diesen Wochen ähnlich große Umbrüche erfahren wie die drei Geschwister aus Betanien: Man kennt Menschen, die schwer erkrankt sind – mitunter sogar an Corona –, die eine Vorerkrankung haben und hier besonders gefährdet sind, vielleicht ist man sogar selbst betroffen. Tausende und Abertausende verlieren dieser Tage ihren Arbeitsplatz, werden in Kurzarbeit geschickt oder dürfen ihr Haus oder ihre Wohnung nicht mehr verlassen, immer mehr Landsleute geraten in finanzielle Schwierigkeiten, viele fühlen sich allein und im Stich gelassen – kurz: da kommen ganz schön viele Steine ins Rollen!

 

Einen wichtigen Aspekt unseres Sonntagsevangeliums habe ich bewusst bisher noch ausgespart: Unser Evangelium schenkt uns nämlich auch die Hoffnung, dass Jesus zu jeder Zeit weiß, wie es uns geht. Zu jeder Zeit weiß er um Lazarus, selbst als dieser bereits gestorben und begraben ist (Joh 11,14). Jesus vergisst uns nicht, selbst wenn gerade alles einzustürzen scheint. Auch wenn wir Dinge erleben, die uns schwer zu schaffen machen, muss unser Vertrauen in ihn nicht wanken. Jesus kennt uns! Er kommt auf uns zu und spricht seine Leben-spendenden Worte „Komm heraus!“ (Joh 11,43). Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir in dieser alle Lebensbereiche bedrohenden Zeit nicht auf uns allein gestellt sind!  

 

Michael Mitter,
Pastoralassistent

Pfarre Zwettl an der Rodl
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Marktplatz 1
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