Gruß von Pfarrer Dr. Wagner
Meine lieben Pfarrangehörigen, verehrte Gäste im Internet!
Wenn wir jetzt schon mitten im Advent sind, dann stellt sich auch die Frage: Womit verbinden wir die Adventzeit? Vielleicht werden Sie sagen: Advent ist die Zeit von stimmungsvollem Kerzenschein, vom Kekseduft, der durch die Wohnungen zieht und von gemeinsamen Abenden bei einem Glas Glühwein. Es ist vielleicht auch die Zeit der romantischen Weihnachtsmärkte. Ich muss aber ehrlich sagen, dass nicht nur die vielen Kriege auf der weiten Welt, sondern auch die Texte der Sonntagslesungen keine romantische Adventstimmung verbreiten, weil eher die Rede ist von Umsturz, Gewalt und Not. Dabei geht es gar nicht darum, dass uns Angst gemacht werden oder die Stimmung verdorben werden soll, sondern um uns wachzurütteln. Wenn schon nicht alles in dieser Welt gut ist, dann gilt das Versprechen auch heute: der Herr wird alles gut machen. Diese Hoffnung und dieses Vertrauen dürfen uns Christen erfüllen. So gestärkt sollen wir die Hoffnung, die wir haben, auch weitergeben, damit die Erlösung, die uns geschenkt ist, für alle Menschen Stärkung und Ermutigung bringt.
Nun geht es doch in der Adventzeit ganz wesentlich um das Warten, das vielen Menschen sehr schwerfällt. „Adventszeit ist Wartezeit“ hat der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (+1945) geschrieben. Überlegen wir einmal, wann uns das Warten besonders schwerfällt. Da ist uns der Bus oder Zug vor der Nase weggefahren, und eine halbe Stunde Wartezeit kann sich endlos anfühlen. Auch wenn wir auf Menschen warten, die wir sehr gern haben, dann können Minuten zu Stunden werden. Warten müssen wir auch, wenn wir im Garten etwas anpflanzen. Wenn wir Samen in die Erde säen, müssen wir Tage oder Wochen warten, bis sich die ersten grünen Spitzen in der braunen Erde zeigen. Und noch länger dauert es, bis wir Früchte ernten können. Während Warten generell eine Qual sein kann, gibt es auch ein Warten, das mit Vorfreude verbunden ist. „Vorfreude ist die schönste Freude“, sagt ein Sprichwort. Auf Weihnachten warten soll auch mit einer Vorfreude verbunden sein, weil wir besondere Dinge tun: Wohnungen und Häuser schmücken, Kekse backen, die wir erst zu Weihnachten essen, Geschenke besorgen und verpacken, Kerzen am Adventkranz anzünden, mehr beten als sonst und noch vieles mehr. Ein anderer Spruch lautet: „Gut Ding braucht Weile.“ Was könnte da gemeint sein? Bis etwas Besonderes, etwas Gutes oder Großes entsteht, dauert es eine längere Zeit. Da braucht es oft viel Geduld, da müssen wir warten können.
Aber auch Kinder freuen sich auf das Geburtsfest Jesu und sie können es kaum erwarten. Kinder müssen aber auch das Warten lernen, weil es auch im Leben so ist, dass man nicht immer sogleich alles haben kann. Von Maria hören wir am kommenden Sonntag, 8. Dezember, wo wir auch den Marienfesttag feiern: „Du bist voll der Gnade, der Herr ist mir dir.“ Mit diesen Worten beginnen wir das „Gegrüßt seist du, Maria“. Gott vertraut uns, denn immer wieder und immer neu bietet er uns die Liebe an. Er hofft auf unser Ja zu ihm, welches uns dann seinen Blickwinkel auf die ganze Schöpfung entdecken lässt. Ich halte sehr viel davon, wenn ich wieder frei geworden bin von Sünde und Schuld, um dem Herrn wieder froh und zufrieden dienen zu können. Das geschieht vor allem in einer guten Weihnachtsbeichte, die sich jeder vornehmen und zum persönlichen Ziel setzen soll. Einmal alles loswerden, was unser Herz einschnürt, damit wir dann ganz leicht und locker durch diese Welt ziehen. Wenn der Singkreis am kommenden Sonntag im Kulturhaus um 15.00 Uhr ein Konzert anbietet, dann sollen wir die Gelegenheit nützen und uns diese wunderschöne adventliche Musik gönnen. Die Messfeier am Festtag der Unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter Maria feiern wir um 6.00 Uhr, wenn wir Rorate feiern, die vom Zaumklaung gestaltet wird, um 9.00 Uhr mit den Weißenstoanern und zur Abendmesse mit einer kleinen Lichterprozession.
Zur Ruhe kommen und Gemeinschaft spüren, um dann schließlich Gott näher zu kommen. In diese Richtung zielten auch die Besinnungsstunden, die ich anfangs Advent in Admont gehalten habe, wo es um „mehr Freude im Glauben“ ging, damit wir nicht „leer laufen“. Danke allen, die dabei gewesen sind und meine Arbeit wertschätzen!
Und dann ist jetzt auch die Zeit, wo wir uns überlegen, was wir dem andern zu Weihnachten schenken möchten. Bei alledem, dass wir dem andern etwas schenken sollen, um ein Zeichen zu setzen, sollen wir das nicht vergessen, was Don Bosco (1815-1888), der alles für die Jugend getan hat, einmal gesagt hat: „Das größte Geschenk ist die Liebe, die wir einander schenken.“
So können Liebe und Friede zu Weihnachten in unsere Herzen Einzug halten.
Dafür steht in Dankbarkeit
Euer Pfarrer Dr. Gerhard M. Wagner