"Familienbande"

Während des Lockdowns Anfang 2021 habe ich meine damals 17jährigen Schüler*innen in einer Online-Religions-Stunde einmal gefragt, wie sie denn mit all den geltenden Bestimmungen Weihnachten gefeiert haben. Interessant fand ich bei ihren Erzählungen, dass sich die meisten gut arrangiert hatten und dass es manchen sogar so gegangen ist, dass das Zusammensein stressfreier, persönlicher und intensiver war, als in anderen Jahren, wo man von einem Familientreffen zum nächsten hasten musste. Für mich persönlich ist es spannend, wie ich – auch aufgrund der ohnehin bestehenden geografischen Distanz – in Kontakt mit meinen Lieben bleibe. Viele bedienen sich dabei diverser Messaging-Dienste am Smartphone. Da wurden in meiner Familie dann oftmals Essens-Fotos gepostet oder Videos geteilt. Insgesamt hat mir die Zeit der Einschränkungen in den letzten Jahren doch auch die Augen dafür geöffnet, wie wichtig mir meine Verwandten sind. Vielleicht ist das aber auch durch das Alter bedingt. Jedenfalls merke ich, wie prägend die Herkunft für uns Menschen ist und wie schmerzlich es auch für Viele ist, wenn es da Unfrieden gibt. Umso bemerkenswerter finde ich eine Bibelstelle aus dem Propheten Jesaja, wo eingemahnt wird, was zum „richtigen Fasten“ dazu gehört:
„Bedeutet es nicht, dem Hungrigen dein Brot zu brechen (…) und dich deiner Verwandtschaft nicht zu entziehen? Dann wird dein Licht hervorbrechen wie das Morgenrot und deine Heilung wird schnell gedeihen.“ (Jes 58,7f.)
Vielleicht lädt gerade diese Zeit dazu ein, den Kontakt mit der eigenen Familie wieder zu intensivieren. Heilung geschieht auch und gerade im Kontakt mit unseren Lieben, so die Bibel. Vielleicht gelingt es uns, unsere Familienbande zu stärken und sie als etwas Positives zu erleben. Ich bin sehr froh über die enge Verbindung mit meinen Lieben, denn familiäre Beziehungen haben mehr mit dem Glauben zu tun, als wir manchmal meinen.