Donnerstag 25. April 2024
Pfarre Vorchdorf

Ehemalige Totenkapelle erstrahlt in neuem Glanz

Jener Raum an der Süd-Westecke unserer Kirche, in dem früher die Toten aufgebahrt wurden und wo in den letzten 20 Jahren die Anbetung stattgefunden hat, wird derzeit renoviert - ein Zwischenbericht.

Bereits 1989 hat sich der damalige Finanzausschuss unter P. Ernst entschlossen, die ehemalige Totenkapelle an der Süd-Westecke unserer Kirche, zu sanieren. Das Vorhaben wurde aber wieder zurückgestellt. Ein zweiter Anlauf wurde 2002 unternommen, wo es bereits eine Förderzusage von € 10.000,-- gibt, aber auch das konnte damals nicht umgesetzt werden. Es wurde lediglich ein Holzboden sowie eine weiße Holverkleidung angebracht, um den Raum für die, seit Juni 2002 wöchentlich stattfindende Anbetung, nutzen zu können. Ab Anfang 2020 haben wir dieses Projekt nun in Angriff genommen und mussten feststellen, dass selbst solch kleinere Projekte doch ihre Zeit brauchen. Nach denkmalpflegerischen und statischen Befundungen, wurde die Kapelle ausgeräumt, der Boden entfernt, Stemmarbeiten vorgenommen. In weiterer Folge wurden Angebote eingeholt und die Entscheidung getroffen, die Kapelle als Andachtsraum für alle so einfach wie möglich zu gestalten. Auch deswegen, weil der Raum von selbst wirkt. Im Jänner 2022 war nun Restaurator Christian Woller am Werk und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Interessant ist, dass eine Signatur gefunden worden ist, die darüber Aufschluss geben könnte, wer der Urheber der bisher eher „unterschätzten“ Malereien sein könnte: Josef Haller. Es handelt sich an der Dekce um die Darstellung des Jüngsten Gerichts, wobei Maria, der ja unsere Kirche geweiht ist, als „Heil der Armen Seelen“ dargestellt wird.
Es folgen in den nächsten Wochen noch weitere Arbeiten – unter anderem wird ein Tabernakel gefertigt – bevor dann die Kapelle am 6. Juni 2022 um 17 Uhr in einem feierlichen Gottesdienst neu gesegnet und die wöchentliche Anbetung wieder in diesem Raum stattfinden wird.
Bezüglich Namen der Kapelle: vom Bildprogramm her läge es nahe, sie „Marienkapelle“ zu nennen. Was wir nicht wollen, ist eine Funktionsbezeichnung, wie „Anbetungskapelle“, sondern eher, sie unter den Schutz eines Heiligen zu stellen. Da es sich in seiner endgültigen Gestaltung um einen sehr schlichten Raum handeln wird und auch an der Tür das „Tau-Kreuz“ als Symbol sein wird, ist der Vorschlag, den Raum „Franziskuskapelle“ zu nennen, aber das wird noch entschieden.

 

Hier ein Auszug aus der Dokumentation des Restaurators:
Die Kapelle wurde vermutlich im Zuge der Barockisierung der Kirche um 1700 an einen bereits bestehenden Bau angegliedert. Sie war über einen Westeingang betretbar und wurde als Aufbahrungs-/Totenkapelle genutzt. In einer Tüncheabplatzung an der Nordwand wird eine ältere Quadergestaltung der Turmaußenfassade sichtbar.
Es handelt sich um einen rechteckigen Raum, welcher mit einem sog. Platzelgewölbe oder einer sog. böhmischen Kappe überwölbt ist. Die Zwickel werden von, mit Ziegel vorgemauerten Kapitellen getragen. Diese liegen wiederum auf in den Ecken aufgemauerten, rechteckige Säulen mit aufgemalten Füllungen auf. Das Gewölbe ist mit einem ovalen Stuckrahmen im Zentrum und mit gezogenem Rundstab und aufgeputzten Bändern gerahmten Zwickeln architektonisch gegliedert. Im Jahre 1749 wurde der Pfarrer P. Marzellin Steger mit der Seelsorge für die Pfarrkirche Vorchdorf betraut. Es wird vermutet, dass unter seiner Schirmherrschaft die Kirche ihre malerische Ausstattung erhielt. Im Zuge dessen dürften wohl auch die Malereien in der Totenkapelle entstanden sein. An den Wandflächen ist vermutlich eine Art Totentanz bzw. Allegorien auf die Vergänglichkeit in Grisailletechnik dargestellt. Im Gewölbe eine polychrome Szenerie des jüngsten Gerichtes. Eine Signatur (Pin. I·M·Haller i...) in einer Profilierung der Deckengemälderahmung klärt möglicherweise über die Urheberschaft der Malerei auf. Die Jahreszahl ist jedoch nicht mehr deutlich zu entziffern. Es könnte sich hierbei um den Tiroler Barockmaler Josef Haller (~*1737 - +1773) handeln, welcher Mitte des 18. Jahrhunderts gewirkt hat. Werke von ihm sind jedoch in dieser Gegend nicht dokumentiert. In einem Rechnungsbuch werden im Jahre 1786 „große Auslagen zur Herstellung des sehr schadhaften Kirchturmes und des Kirchendaches“ erwähnt. 1796 gibt es „schwere Dachschäden durch Hagelschlag“. Ein alter großflächiger Wasserschaden besonders im nordwestlichen Teil der Kapelle könnte teilweise auf diese Ursache zurückzuführen sein. (…) Insgesamt ist die malerische Ausstattung der barocken Totenkapelle im Zusammen-spiel der Grisaillemalereien des Totentanzes bzw. der Allegorien auf die Vergänglichkeit an den Wänden und der polychromen Darstellung im Gewölbe, in ihrer Ausführungstechnik und ihrem Bestand etwas Außergewöhnliches.

 

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