Es war das erste ökumenische Reformationsgedenken in der Geschichte seit der Trennung der Konfessionen.
Die Pfarrer, Diakone, PastoralassistentInnen und Lektorinnen beider Gemeinden sowie die vereinigten Kirchenchöre aus Timelkam gaben dem gemeinsamen Singen, Hören und Beten einen besonderen Rahmen.
In einem ersten Teil wurde der gegenseitigen Trennungen, Verfolgungen, Verletzungen und Verketzerungen im Schuldbekenntnis gedacht. Jesus Christus ist aber die Versöhnung für unsere Sünden und im Evangelium fordert Christus, dass wir einander vergeben sollen.
Ein eigens für diesen Gottesdienst angefertigtes Kreuz, dass als Sperrsymbol im Mittelgang von Anfang des Gottesdienstes an lag, wurde als Versöhnungssymbol auf dem Altartisch von Pfr. Hubmer und Pfr. Kramar, evangelischer und katholischer Pfarrer aus Timelkam, aufgerichtet. Pfr. Hubmer betonte in seiner Predigt, dass wir gemeinsam von der einen grandiosen und wunderbaren Zuwendung Gottes zu unserer Welt und uns Menschen in Jesus Christus leben. Er zitierte Papst Franziskus, der in einer Privataudienz einmal fragte, ob katholische oder evangelische Christen besser seien und selber die Antwort gab: „Besser sind alle zusammen“.
Es sei heute die Zeit, Jesus Christus gemeinsam zu bekennen, einander zu vergeben, die leidvollen Erinnerungen zu heilen und in versöhnter Verschiedenheit miteinander zu glauben und für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzutreten. Dann wird die Sehnsucht nach der gemeinsamen Eucharistie auch einmal erfüllt werden.
Er zitierte noch einmal Papst Franziskus, der einem gemischt-konfessionellen Ehepaar bezüglich der Abendmahlsteilnahme geraten hatte: „Ein Glaube, eine Taufe, ein Herr, so sagt uns Paulus, und daraus ziehen sie dann die Konsequenzen!... Ein Glaube, eine Taufe, ein Herr. Sprechen sie mit dem Herrn, und schreiten sie voran!“
Auch wurde in diesem Gottesdienst der erste gemeinsame ökumenische Hirtenbrief von Bischof Dr. Manfred Scheuer und Superintendent Dr. Gerold Lehner durch Stadtpfarrer Helmut Kritzinger, Vöcklabruck, vorgelesen. Darin wird dankbar festgehalten, dass der Weg der Kirchen von der Trennung und dem Gegeneinander in das Miteinander geführt hat, und beide Konfessionen Martin Luther als Zeugen des Evangeliums und Rufer zur geistlichen Erneuerung würdigen. Die verbliebenen Differenzen wie die schmerzhafte und schuldhafte Trennung am Tisch des Herrn soll in absehbarer Zeit überwunden werden. Beide Kirchen können einander vieles geben und voneinander lernen.
Mit einer Selbstverpflichtung zur Ökumene, anhand einer Vorlage der deutschen katholischen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche Deutschlands, formuliert von Pfr. Dr. Lang aus Vöcklabruck, auf allen Ebenen kirchlichen Lebens durch alle am Gottesdienst Beteiligten und dem Segen endete der beeindruckende und für viele bemerkenswerte erste ökumenische Reformationsgottesdienst in der Geschichte, mit dem die Veranstaltungen und Festlichkeiten zum Reformationsjubiläum der evangelischen Kirchen im Raum Vöcklabruck eingeleitet worden sind.
Pfr. Mag. Hans Hubmer
Fotos: Eras Grünbacher