Ihr Auftritt war nicht nur ein Referat, sondern ein Zeugnis!
Anna Hackl ist eine Zeugin voller Lebendigkeit für Menschlichkeit, Freiheit, Glaube und gegen jede Diktatur!
Es war zum Atemanhalten, wie sie „erzählte“, wie ihre Eltern zwei von 500 aus dem KZ Mauthausen ausgebrochenen Russen das Leben retteten: Michail und Nikolaj. Die beiden Flüchtlinge wählten dieses Haus, weil es kein so Großes und ins Auge Springendes war. Sie meinten, es wäre ein von den Nazis nicht gefördertes Haus. Ein altes steinernes Grabkreuz, das am Haus lehnte und jetzt im Garten aufgestellt ist, ließ die Gehetzten Vertrauen schöpfen. Von Februar bis Kriegsende hielt Familie Johann und Maria Langthaler unter äußerster Lebensgefahr die beiden Russen versteckt.
Erst nach dem Ende des Naziregimes konnte sich die Familie mit den beiden zeigen. Die beiden Offiziere schlossen sich zunächst den Besatzungssoldaten in Schwertberg an und wurden nach 4 Wochen in die UdSSR abgezogen.
19 Jahre hörte die Familie nichts mehr von Michail und Nikolai!
Alois Langthaler, der Bruder von Anna Hackl, schuf das Denkmal im KZ Mauthausen für jenen russischen General, über den man bei Jännerkälte Wasser rinnen ließ und der in diesem Eisklumpen grausam umgekommen ist. Bei der Enthüllung des Denkmals kam Alois auf seine Eltern zu reden, die Michail und Nikolai gerettet hatten. Der sowjetische Botschafter sandte Journalisten aus der Sowjetunion, die den Fall in der UdSSR bekannt machten. Im Februar 1964 war eine sowjetische Gesandtschaft auf Besuch in Schwertberg. Im Mai 1964 konnten die beiden Geretteten zu Familie Langthaler kommen. 1967 war dann die Mutter Maria Langthaler mit 80 Jahren auf Besuch bei Michail und Nikolai. Die Mutter von Michail hatte 8 Söhne. Sieben Söhne sind gefallen. Michail ist als einziger nach Hause gekommen. Unbeschreiblich war die Dankbarkeit der noch lebenden Mutter Frau Langthaler gegenüber.
Unsere Referentin beim Katholischen Bildungswerk, Frau Anna Hackl, fesselte mit diesen wahren Begebenheiten die Erwachsenen und dann tags darauf die Schüler der 4. Klasse der Neuen Mittelschule in Steinerkirchen, wie auch die Fotos zum Ausdruck bringen.
Als ich Frau Anna Hackl nach Schwertberg zurückbrachte, machten wir einen Abstecher ins KZ Mauthausen. Wir erlebten das Kunstwerk von Alois Langthaler, wir waren auf dem Gelände, wo die Baracke der russischen Soldaten stand, waren an der Stelle des Ausbruchs, waren dann in Schwertberg, Winden 29 beim Kreuz, das die beiden Flüchtenden Hoffnung schöpfen ließ, und an der Stelle, wo die beiden entflohenen Häftlinge das rettende Haus betreten haben.
Reich beschenkt an Bekenntnissen zu Menschlichkeit und beispielhaftem Handeln, begeistert vom lebendigen Zeugnis, erfüllt von herzlicher Wärme unserer Referentin und ein wenig stolz auf meine Schwestern und Brüder („So sind’s, die Christen!“), verabschiedete ich mich dankbar von Anna Hackl!
P. Alois