Samstag 20. April 2024
Pfarre Schwertberg

Eucharistiefeier: Die Entwicklung von der Urgemeinde bis heute

Die Eucharistiefeier ist so alt wie das Christentum selbst, wenn auch in Formen, die sich durch die Jahrhunderte erst entwickeln mussten und – bis heute – immer wieder einer kritischen Fragestellung und Weiter- oder Rückentwicklung unterworfen sind.

Dieser Artikel konzentriert sich auf die Eucharistiefeier in engerem Sinne, obwohl viele der Entwicklungen nicht nur für die Eucharistiefeier sondern auch für andere liturgische Feiern galten.

 

In der Urgemeinde

geteiltes BrotDer Eucharistiefeier der Urgemeinden begegnen wir offenkundig in der Apostelgeschichte, die darüber erzählt, sowie in den Briefen des neuen Testamentes (vornehmlich bei Paulus), die zu Fragen des „Herrenmahls“ und dergleichen Stellung nehmen.

Aber auch die Evangelien beinhalten Aspekte der Eucharistiefeier, die der Evangelist ja nicht nur vom selbst (mit Christus) Erlebten, sondern auch aus von Zeitgenossen Erzähltem sowie von persönlich als Gemeindemitglied Erfahrenem kombiniert.

Bereits bei diesen ersten heidenchristlichen Urgemeinden ist vom "Herrenmahl", vom  „Zusammenkommen“ sowie vom „Brotbrechen und Mahlhalten“ die Rede. Dieses geschah in großer Vielfalt angereichert mit Bekenntnisformeln und Lobgesängen (Hymnen), und war keiner festen Ordnung unterworfen. Angaben darüber finden wir unter anderem in Apg 2,42 und 46, Apg 20,7 oder in 1 Kor 14,26.

Die Grundform der Eucharistiefeier, das „Brotbrechen“ im Andenken an Jesus Christus und das Sättigungsmahl waren ursprünglich miteinander kombiniert, was aber von Anfang an Schwierigkeiten machte, wie der leidenschaftlichen Stellungnahme von Paulus  (1 Kor 11,20-27) zu entnehmen ist.

 

Ende des 1. - Anfang des 4. Jahrhunderts

Die Verbreitung des Christentums über den ganzen Mittelmeerraum und der Tod der Apostel bzw. Augenzeugen Jesu führten zunächst dazu, dass man deren Wissen, deren Autorität aufschreiben wollte. Diese Verschriftlichung finden wir in den sogenannten „Kirchenordnungen“ der ersten Jahrhunderte, aus denen wir folgende Informationen gewinnen können:

  • Das Wort „Eucharistie“, wurde Ende des 1.JH üblich
  • Eucharistie und Sättigungsmahl (Agape) wurden voneinander getrennt, was aber zum Wegfall der Tischgespräche und in der Folge zu einer formellen Ausgestaltung des Wortgottesdienstes führte
  • Seit Ende des 1.JH kennen wir daher einen eigenen Wortgottesdienst mit Lesung, Schriftauslegung, Fürbittgebet und Friedensgruß, in dessen Anschluss die eucharistische Mahlfeier folgte

Diese Kirchenordnungen galten jedoch nur regional, was bedeutet, dass die Feiern damit noch nicht für alle Christen vereinheitlicht wurden!

 

Ab dem 4. Jahrhundert

Im 4. JH wurde das Christentum im römischen Reich zuerst anerkannt, dann zur alleinigen Staatsreligion. Auf die Eucharistiefeier hatte die daraufhin einsetzende Breitenwirkung folgenschwere Auswirkungen:

Eucharistie

  • Die Eucharistiefeier wurde mit großer Energie weiterentwickelt und es entstanden sogenannte “Liturgiefamilien“ im Osten und Westen des römischen Reiches.
  • Mehr Gottesdienstbesucher bedeuteten allerdings auch größere Kirchen und somit „Prozessionen“, in denen der Priester und seine Assistenten den Schauplatz ihrer Handlungen wechseln.
  • Zu den Kernhandlungen Wortgottesdienst und Mahlfeier kamen also die drei Prozessionen und jeweils ein Gebet hinzu:
  • Einzug + Tagesgebet
  • Gabenbereitung + Gabengebet
  • Kommunion + Schlussgebet
  • Staatsverordnetes Massenchristentum bedeutete auch, dass jetzt ein großer Teil der Messbesucher un(frei)willig und ohne Vorbildung an der Feier teilnahm oder teilnehmen musste.
  • Die aktive Gemeindebeteiligung am Gottesdienst ging mehr und mehr verloren

 

8. Jahrhundert bis Reformation

Eucharistisches Brot und WeinKarl der Große, seine Vorgänger und Nachfahren hatten großes Interesse, ihr Reich zu einen und zusammenzuhalten. Dazu bedienten sie sich auch wesentlich der Erziehung und der Religion. Die ursprüngliche römische Liturgie wurde dabei durch gallisch-fränkische Kultur geprägt und verbreitet und gelangte ab dem 8. Jahrhundert aus diesem Raum zurück nach Rom. Auf dieser Grundlage wurde schließlich die Liturgie im 11. JH mit dem „Pontifikale Germanicum Romanum“ erneuert.

Bis zum Konzil von Trient (der „Antwort“ der mittlerweile römischen Kirche auf die Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts) wurde die Eucharistiefeier europaweit immer stärker vereinheitlicht. Folgende Aspekte entstanden in diesen Jahrhunderten:

  • Bußakt, Kyrie, Gloria, Glaubensbekenntnis, die „eucharistische Andacht“ (Vater Unser, Lamm Gottes, Herr ich bin nicht würdig) und der Schlusssegen kamen in die Eucharistiefeier neu dazu.
  • Die Gemeindebeteiligung ging nun vollständig (an den Klerus) verloren
  • Die sogenannten „Rubriken“ entstanden: rot gedruckte „Regieanweisungen“ im Messbuch
  • Die Eucharistiefeier war keine gemeinsame Feier mehr sondern wurde vollständig (ver-)ritualisiert:
  • Die Texte waren für alle (zum Teil sogar für die Priester!) wegen der lateinischen Sprache unverständlich
  • Das Kirchenvolk war in den Kirchen durch eine Abtrennung, einen sogenannten „Lettner“ teilweise vollständig vom zelebrierenden Klerus getrennt
  • Die Kommunion wurde selten bis überhaupt nicht, von vielen höchstens einmal im Jahr empfangen
  • Mangels möglicher gemeinsamer Feiern des Gedächtnisses von Tod und Auferstehung Christi entstanden als Ersatz für die Eucharistiefeier in der durchaus vorhandenen Volksfrömmigkeit Reliquienverehrung, Hostienverehrung, Prozessionen, Passionsspiele usw.

 

Von Trient bis zum 2. Vatikanischen Konzil

Als Reaktion auf die Kritik der Reformatoren über diese Missstände wurde die Priesterausbildung verbessert, die offizielle Liturgie vereinfacht und weiter vereinheitlicht. Latein blieb trotz der Kritik der Reformatoren als ausschließliche liturgische Sprache erhalten

Ab Anfang 19. JH und massiv ab Anfang des 20. JH setzen immer mehr Bischöfe, vor allem in Österreich und Deutschland gegen Wiederstände traditioneller Kreise der sogenannten „pianischen Epoche“ (einige Päpste mit dem Namen „Pius“) die Muttersprache für Elemente der Gottesdienste ein.

 

Ab dem 2. Vatikanischen Konzil

Das Konzil erarbeitete und verabschiedete 1963 mit überwältigender Mehrheit (2162:46) die dogmatische Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ und erneuerte damit die Liturgie und in den Folgejahren die liturgischen Bücher. Folgende wesentlichen Elemente wurden dabei ermöglicht:

  • Das aktive Mitfeiern der ganzen Gemeinde sollte (Sprache, Gesangsbücher ...) gefördert werden
  • Die Muttersprache im Gottesdienst wurde zugelassen
  • Die nicht klerikalen Dienste (Chor, Kantor, Ministranten, Lektoren …) wurden als wesentliche Dienste hervorgehoben, die von Laien nicht nur stellvertretend für Kleriker wahrgenommen werden
  • regionale Eigenheiten sollten gefördert werden, wenn sie dem allgemeinen römischen Messbuch entsprechen

Die liturgischen Bücher wurden in der Folge überarbeitet und neu herausgegeben. Die liturgischen Dienste und die Mitverantwortung der Laien wurden in den Feiergemeinden tatsächlich wesentlich erweitert. Die Gesangsbücher und viele Gemeindegebete wurden flächendeckend erneuert. Bei Kirchenbauten und Renovierungen wurde mehr darauf geachtet, dass ein Mitfeiern leichter möglich ist (hellere, luftigere Räume, bessere Sitzgelegenheiten, besser einsichtige Altäre, Symbolik im Kirchenraum, die dem Menschen des 20./21. Jahrhundert mehr entspricht)

 

Die Interpretation der Möglichkeiten, die das Konzil aufgetan hat, sowie deren praktische Umsetzung in den Diözesen und Gemeinden könnte aber unterschiedlicher kaum sein. Was den einen schon zu modern ist, ist den anderen noch zu antiquiert. Die Erwartungen an die (sonntägliche) Eucharistiefeier gehen auseinander und wenn überhaupt in manchen Pfarren selbst großer Konsens über die gemeinsame Eucharistiefeier herrscht, dann wiederspricht diese teilweise den geltenden Richtlinien der Diözese oder der Weltkirche (Allgemeines Römisches Messbuch)

 

Zusammenfassung

 Gemeinschaft              Die Eucharistie wurde ursprünglich in kleinem Rahmen in der Muttersprache aktiv mitgefeiert, was nicht immer konfliktfrei funktioniert hat. Wie es aussieht, sind wir nach einem 2000 jährigen Zwischenspiel in größerem Rahmen mit lateinischer Sprache nunmehr wieder bei kleinerem Rahmen in der Muttersprache angelangt. Alle diese Entwicklungen sind nicht in der Eucharistiefeier selbst grundgelegt, sondern sind vor allem Auswirkungen ihrer jeweiligen Zeit, Kultur, theologischen Reflexion und nicht zuletzt des (kirchen-)politischen Umfeldes. 

Das ständige gemeinsame Bemühen in freundschaftlichem Umgang miteinander als Pfarrgemeinde, als Teil unserer Diözese und Landeskirche bzw. als Teil der Weltkirche um die Eucharistiefeier können wir uns und können uns auch Papst und Bischof nicht ersparen.

Bei all dem bleibt das Wesen der Eucharistiefeier die Vergegenwärtigung der Heilsgeschichte Gottes mit uns, seinem Volk, und Jesu Tod und Auferstehung!  

 

Einzelne Elemente und die passenden Haltungen während der Eucharistiefeier (Stehen, Sitzen, Knien …) werden in den nächsten Pfarrbriefen behandelt.

 

Fragen, Denkanstöße

Welche Elemente der Eucharistiefeier sind für mich wichtig, stimmig, fragwürdig, unstimmig, …?

Sind Kriterien wie „unterhaltsam“, „langweilig“, „besinnlich“ für die Eucharistiefeier angemessen?

Soll und kann die Sonntagsmesse eine Werbeveranstaltung für neue/junge Gemeindemitglieder sein?

Sollen Eucharistiefeiern „abwechslungsreich“ sein oder ist es besser, unterschiedlicher Feierformen (Gebet, Andacht, Wortgottesfeiert, Eucharistiefeier) abzuwechseln?

 

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