Gründer der Pfarre St. Gotthard war Thomas Gundaker Graf von Starhemberg (1663 - 1745), Besitzer der Herrschaft Eschelberg und Stiefbruder des Verteidigers von Wien gegen die
Türken 1683 Ernst Rüdiger von Starhemberg. Ursprünglich für den geistlichen Stand
bestimmt, entschied er sich für eine Karriere im Staatsdienst und übte unter Kaiser Karl VI. weitreichenden politischen Einfluss aus. Er ließ die bereits 1650 urkundlich erwähnte, aber wesentlich ältere Kapelle auf der Anhöhe des St. Gotthardsberges zu einer Kirche erweitern
und suchte beim Ordinariat in Passau um Gründung einer Pfarre an, da die beiden
Pfarrkirchen Walding und Gramastetten sehr weit entfernt waren. Als er 1715 die
Zustimmung erhielt, stiftete er das notwendige Kapital für die Besoldung eines Pfarrers und eines Mesners, der gleichzeitig die Dienste eines Organisten und Schulmeisters zu versehen hatte. Gegen diese Maßnahmen protestierten die Klöster von St. Florian und Wilhering und wandten sich an den Kaiser, da sie nicht bereit waren, Häuser, die zu den inkorporierten
Pfarren Walding und Gramastetten gehörten, an die neu gegründete Pfarre St.Gotthard abzugeben. Thomas Gundaker von Starhemberg erzielte einen Kompromiss, indem er 1717 zustimmte, die Pfarrerstelle von St. Gotthard mit einem Konventualen von St. Florian zu besetzen. Im gleichen Jahr mussten die Pfarren Walding und Gramastetten 88 bzw.
20 Häuser an die neugegründete Pfarre abtreten. In diesen Vergleich wurde 1734 auch der Bischof von Passau einbezogen. Das Patronatsrecht über die ansehnliche Pfarre Gutau
ging an den Grafen Starhemberg über, somit wurde Gutau, den Wünschen des Passauer Bischofs gemäß, Weltpfarre. Die vom Stift St. Florian inkorporierten Pfarren bildeten
nun ein geschlossenes Gebiet bis St. Peter am Wimberg.
Zusätzlich zu den Gottesdiensten und Predigten war der Pfarrer von St. Gotthard
verpflichtet, jeden Freitag in der Eschelberger Schlosskapelle eine Stiftmesse für die
gräfliche Familie zu lesen. Wie beschwerlich es aber am Beginn des 18. Jahrhunderts
war, längere Wegstrecken im Winter zurückzulegen, zeigt der Umstand, dass es ihm
gestattet wurde, die Messen, die im Winter gelesen werden mussten, auf die
Sommermonate zu verlegen, „denn ein Gang nach Eschelberg in den rauen Stürmen
des Winters bedeutete für den Pfarrvikar von St. Gotthard
stets ein großes, mühevolles Opfer.“ (Matthias Schauer)
Literaturangaben:
Matthäus Schauer: Bilder aus der Chronik von St. Gotthard, in: Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels, Band 7, S 89 ff
Text: Monika Klepp
Bilder: Reinhard Nimmervoll
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