Wort zum Gedenktag des hl. Andreas Dung Lac und der Märtyrer von Vietnam
Lesung aus dem Buch der Offenbarung 14,14-19.
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 21,5-11.
In der letzten Woche des Kirchenjahres geht es in den Schrifttexten relativ ernst zu. Die Offenbarung des Johannes spricht heute vom Gericht im Bild der Ernte. Die Zeit der Ernte wird kommen. Gott wird die Früchte einholen und sie beurteilen. Das Gericht Gottes hat jeder Mensch zu erwarten. Niemand kommt Gott aus.
Im Evangelium begleitet uns die Endzeitrede des Herrn. Alles, das Schönste, Beste und menschlich Vollkommendste hat einmal ein Ende. Die Welt läuft auf Gott zu. Alles in dieser Welt ist relativ und vergänglich. Es geht ernst zu. Es gibt eine Geschichte mit dem Titel „Ernst des Lebens.“ Sie handelt von einem aufgeweckten Mädchen, das den ersten Schultag herbeisehnt. Es will nicht recht verstehen, was damit gemeint ist, wenn die Erwachsenen ihr dauernd weißmachen wollen, dass mit der Schulzeit der Ernst des Lebens beginnt. Gespannt zieht sie mit einer Schultüte los. In der Pause unterhält sie sich mit einem Jungen, der auch aufgeregt ist. Sie verstehen sich gut und werden Freunde. Er verrät ihr seinen Namen. Er heißt Ernst. Jetzt weiß sie, was es mit dem Ernst des Lebens auf sich hat: Er ist sechs Jahre. Die beiden sitzen vier Jahre beisammen, sind gute Freunde, und erleben viel. Diese Geschichte sagt uns, das Leben, der Glaube verlangt Ernsthaftigkeit.
Es bedeutet das Ernstnehmen Gottes im eigenen Leben. Es bedeutet das Ernstnehmen der uralten Menschheitsfragen: „Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist Sinn und Ziel des Lebens? Wie soll ich in dieser Welt leben?“ Es bedeutet das Ernstnehmen der Sünde, das heißt der Gottferne, auch im Sakrament der Versöhnung. Es bedeutet das Ernstnehmen der Menschen, die mir in aller Unterschiedlichkeit begegnen. Dieser Ernst erinnert uns daran, dass letztlich jeder Augenblick in unserem Leben zählt. Jeder Tag unseres Lebens bietet viele Möglichkeiten, sich zu öffnen oder zu verschließen, sich einzuschalten oder auszuklinken, aufeinander zuzugehen oder einander zu meiden. Bis zur letzten Konsequenz gelebt begegnet uns dieser Ernst im Glaubenszeugnis der Märtyrer. Wir begehen heute das Gedenken an den Andreas Dung Lac und seiner Gefährten. Andreas lebte 1785-1839 im Vietnam. Er war ein guter Katechet und Priester. Bei den Christenverfolgungen im Jahr 1835 wurde er unter Kaiser Mihn-Mang ins Gefängnis geworfen. Er wurde mit 116 Mitchristen/Innen gemartert und dann enthauptet. Die Erinnerung an diese Zeugen lädt uns ein zum Ernstmachen mit dem, was wesentlich ist.
Pfarrer Maximilian Pühringer O.Praem.