Christi Himmelfahrt
Perikopen: Apg 1,1-11 Lk 24,46-53
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Christi Himmelfahrt, der Herr kehrt zum Vater in den Himmel zurück. Er verlässt die Welt, aber er lässt sie nicht allein, er hinterlässt uns einiges. Seine Hinterlassenschaft dürfen wir weitertragen.
Erstens: Er hinterlässt uns seinen Segen. Das ist das besondere im Lukasevangelium, das wir heute gehört haben, dass sich der Herr segnend von den Seinen verabschiedet. Segnend geht er, und im Segen bleibt er da. Immer sind seine Segenshände ausgebreitet über unserer Welt, über allen die an ihn glauben wollen. Die Segenshände des Herrn sind das Dach, das unsere Welt deckt. Sie reißen aber auch den Himmel auf, dass Gott, dass der Himmel in uns eindringen kann. Der Segen braucht aber immer den Empfänger, uns Menschen. Wo Glaube ist, lässt sich der Segen nieder. Unsere Welt, unsere Heimat hat immer wieder Schlimmes erlebt. Und doch haben die Hände des Herrn immer wieder gesegnet, ein gesegnetes Land gemacht. Wir dürfen dankbar dafür sein. Wir müssen aber auch stets neu um den Segen bitten, dass Menschlichkeit, Herzlichkeit und Güte kommen. Der Segen des Schöpfers trifft immer wieder auf die äußere, geschundene Schöpfung. Aber der Segen reicht in Innerste des Menschen hinein. Er will aus unserem Herzen alles Giftige, alle Gewalttätigkeit, allen Hass, Neid und alle Gier herausreißen. Der Segen will das Herz entgiften, damit wir als Gesegnete durch das Leben gehen und Segen bringen. „Ihr seid Zeugen dafür,“ sagt der Herr. Wo der Segen Gottes ist, leuchtet Gott, bleibt er da, verschwinden die Entstellungen die dem Angesicht Gottes heute zugefügt werden. Gehen wir als Segensträger/Innen durch diese Welt.
Zweitens: Er hinterlässt uns Verantwortung. Den Jüngern wurde es wahrscheinlich schon nach der Auferstehung bewusst, als sie ihren Herrn nur mehr punktuell sahen, dass es jetzt noch mehr auf sie ankommt. Und so ist erst recht das heutige Fest der Tag, an dem uns Christen die Verantwortung für Kirche und Welt übertragen. Freilich er hilft dabei, er schenkt uns den Geist, den Beistand. Aber es ist unsere Verantwortung. Und in dem Wort Verantwortung steckt das Wort Antwort drinnen. Ich muss Antwort geben können für das was ich tue bzw. nicht tue. Manches muss ich in dieser Welt vor den Menschen verantworten. Am Ende meines Lebens muss ich einmal mein ganzes Leben vor Gott verantworten. Im ersten Petrusbrief heißt es: „Seid stets bereit einem jeden Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ Johannes Paul II. hat gesagt: „Jeder Mensch erhält von Gott seine ganz persönliche Berufung, seinen besonderen Heilsauftrag.“ Jeder Mensch! Kein Getaufter geht bei der Auftragsvergabe des Herrn leer aus. Es gibt viel zu tun. Keiner sollte sich auf die faule Haut legen und meinen, dass er leer ausgegangen sei. Jeder Mensch wird gebraucht in einer Zeit in der Religiöses immer mehr schwindet: Wesentliche Glaubenssubstanz ist verloren gegangen Das Interesse für das Göttliche schwindet, das Glaubenswissen verdunstet, die Mitfeier der heiligen Messe, immerhin Zentrum unseres Glaubens wird geringer, die Sakramente werden nicht mehr verstanden. Es ist also an der Zeit die Flamme der Entdeckung Gottes in den Dingen dieser Welt neu zu entzünden. Die Himmelfahrt Jesu ist Tag der Übergabe der Verantwortung an uns. Mögen wir sie wahrnehmen.
Drittens: Er hinterlässt uns das Evangelium. Das ist seine schönste Hinterlassenschaft. Wir haben seine Botschaft vierfach aufgezeichnet durch die Evangelisten. Diese Botschaft ist für uns zum Hören, zum Lesen, zum Betrachten und Meditieren. Und dann kann es doch immer wieder sein, dass uns ein Satz, ein Wort, ein Gedanke aus dem Evangelium trifft und zu Herzen geht. Und wir spüren dann einfach, dass man von Jesu Leben und Worten leben kann, dass da alles drinnen ist, was man zum Leben braucht. Mich persönlich, das muss ich einfach immer wieder sagen, trifft da jedes Mal dieses Wort aus dem Johannesevangelium: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde.“ Der Herr nennt uns Freunde, welche Vertrautheit dürfen wir von Seite Gottes genießen. Uns ist das Evangelium hinterlassen. Wir dürfen es in die Welt hineintragen, nicht in die ganze Welt, sondern in die übersichtliche Welt unserer unmittelbaren Umgebung In Beruf, Familie und Gesellschaft. Das Evangelium mit seinen Fragen, die es aufwirft, und mit seinen Antworten, die es gibt, ist der größte Schatz für uns Christen. Wir sollten stets neu Schatzsucher sein.
Liebe Brüder und Schwestern!
Auch wenn der Herr fortgeht, um uns anders, neu nahe zu sein, er hinterlässt uns so viel. Er hinterlässt uns seinen Segen, er hinterlässt uns Verantwortung und er hinterlässt uns das Evangelium. Die Himmelfahrt Christi hat die frühe Kirche tätig werden lassen Die Urchristen sahen ein, dass sie Jesus in der Welt nicht alleine lassen durften. Sie machten mit, jeder auf seine Weise und nach seinen Kräften. So wurde die Kirche größer, und die Zahl derer, die zum Glauben kamen wuchs. Das kann auch heute geschehen. Es liegt an uns. Amen.