Kurze Geschichte zur Pfarrkirche
Liebe Kirchenbesucher, liebe Pfarrgemeinde!
Wir lieben unsere Kirche und wir kennen sie gut. Ein Gefühl von Freude und von tröstlicher Geborgenheit umfängt einen schon beim Eintritt und beim Blick in den lichten, freundlichen Kirchenraum. In dieser Kirche ist es „gut sein“ und viele von uns fühlen sich hier wirklich zu Hause.
Im Kirchenraum begrüßt uns die Gottesmutter von allen Seiten in vielen schönen Darstellungen. Diese wieder sind wirkungsvoll getragen und gewissermaßen behütet von würdigen Apostel- und Heiligendarstellungen. Bevor wir mit den Augen einen Rundgang durch unsere Kirche unternehmen, möchte ich ganz kurz etwas zu ihrer Baugeschichte sagen. Aus geschichtlichen Quellen geht hervor, dass schon im 12. Jahrhundert in Mühlheim ein Gotteshaus bestand, damals als Nebenkirche von Altheim errichtet. in einer Urkunde aus dem Jahr 1383, also vor über 600 Jahren, wird diese als „Zukirche bey unserer lieben Frauen“ bezeichnet. Damals schon der Gottesmutter geweiht, wahrhaftig ein altehrwürdiges Marienheiligtum. Um 1500 wurde die Kirche im gotischen Stil umgebaut. Aus dieser Zeit stammt der Großteil des bestehenden Kirchenbaues, sowie viele Merkmale an und in der Kirche. Besonders schön ist das steinerne Süd-Tor, interessant auch das West-Tor hinten und das Sarkristei-Tor vom Altar aus gesehen, sowie die alten Teile der gotischen Friedhofsmauer.
Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche im Barockstil verändert und ausgeschmückt. Aus dieser Zeit stammen auch die schönen Stuckarbeiten aus der Kunstschule Vierthaler, die von hohem künstlerischem Wert sind und in allen einschlägigen Kunstbüchern erwähnt werden. Der Hochaltar wurde in seiner jetzigen Form 1893 in barocken Formen errichtet. Die im Einsatz befindliche Madonna mit Jesuskind ist das Werk eines Braunauer Künstlers. Sie blickt fromm und liebevoll auf die Andächtigen herunter. Ein früher hier befindliches, ebenfalls geschnitztes Marienbild aus dem Jahr 1722 befindet sich derzeit in der Waldkapelle zu Roßbach. Am oberen Aufbau des Hochaltares sieht man ein schlichtes Kreuz, von Strahlen und Engeln umgeben. Ganz oben wacht der Erzengel Michael, der symbolisch die bösen Geister hinabstürzt und vom Kirchenraum fernhält. Seitlich vom Hochaltar stehen links St. Augustinus, rechts St. Ambrosius mit dem Bienenkorb.
Die beiden Seitenaltäre stammen aus dem 17. Jahrhundert. Das Altarbild links zeigt die Eltern der Gottesmutter, Joachim und Anna, das rechte Altarbild zeigt die Hl. Familie, der Jesusknabe zwischen Maria und Josef. Die schönen alten Bilder sind nicht gut zu erkennen, da der linke Altar mit einer Fatima-Statue, der rechte mit einer Herz-Jesu-Statue ausgestattet ist. Auf den Altar-Aufbauten links die Hl. Theresia, rechts die hl. Margareta, jeweils von Heiligenfiguren und Engeln umgeben. Diese Seitenaltäre und ihr Schmuck gelten als künstlerisch wertvoll.
Über der Höhe des Fronbogens thront das große Triumphkreuz, eine Holzplastik aus der frühen Rokoko-Zeit. Der Heiland blickt leidvoll und doch zugleich majestätisch in die Kirche herab. Er ist flankiert von zwei Gemälden, links die trauernde Mutter, rechts den Lieblingsjünger Johannes darstellend. Die barocke Kanzel, stilistisch zum Hochaltar passend, ist mit Bildern der 4 Evangelisten geschmückt.
Bemerkenswert als Kunstwerk ist die Steinplastik des Christoph Taimer, der hier links neben dem Hochaltar im Jahr 1563 bestattet wurde. Dieser Epitaph (Grabstein) gehört lt. Dr. Neuner „zu den besten Grabsteinen des Innviertels“. Christoph Taimer wird in manchen Urkunden als Erbauer unserer Kirche bezeichnet. Ganz sicher war er ein ganz großer Gönner dieses Gotteshauses, sonst wäre er nicht hier begraben worden.
Betrachten wir die Apostelbilder an den Kirchenwänden: Es sind alle 12 Apostel zu sehen, je 4 in einer Gruppe zusammengefasst. Auf der linken Seitenwand im Mittelschiff befinden sich in Über-Lebensgröße die Apostel Simon und Thaddäus, darüber als Brustbilder im Medaillon St. Philippus und St. Jakobus. Auf der rechten Seite des Presbyteriums sieht man in gleicher Manier angeordnet die Apostel Petrus und Paulus, darüber St. Johannes und St. Jakobus der Ältere.
Rechts neben dem Tor erkennt man St. Andreas und St. Thomas, darüber St. Bartholomäus und St. Mathias. Sie alle tragen quasi, ernst und würdig blickend, die Kunstwerke der Kirchendecke.
Die wunderbaren Stuckarbeiten mit ihren Bildern, Blüten, Blumenkörbchen, Bändern, Gittern und Schildern ranken sich über die Decke bis zu den Wänden herunter und umrahmen die Malereien. Besonders schöne Stukkatur findet sich auch im Oratorium oberhalb der Sakristei. Das Gitter dort ist bemerkenswert schön und stammt aus dem Jahr 1717.
Die Kirchendecke ist erfüllt von Malereien, die das Marienleben zum Inhalt haben. Über dem Altarraum befindet sich ein eindrucksvolles Gemälde der Unbefleckten Empfängnis aus der Zeit um 1700. Maria ist auf diesem Bild umgeben von Marienverehrern dieser Zeit. Dr. Neuner schreibt dazu: „So ist dieses Bild auch ein Traditionsbeweis für das Dogma der Unbefleckten Empfängnis über mehr als 100 Jahre vor seiner Verkündigung“. Von den Deckenbilder des Langhauses stellt das erste Mariä Verkündigung, das zweite Mariä Himmelfahrt und das dritte die Geburt des hl. Johannes des Täufers dar. Am besten gefällt mir das Bild Mariä Himmelfahrt. Auch dieses Bild, um 1700 gemalt, zeigt eindringlich, wie stark der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel im katholischen Volk verankert war.
Die Kappen der Gewölbe im Langhaus zieren liebliche Grisaillit-Bildchen. Ähnliche sind auch an der Brüstung der Orgel-Empore zu sehen. Sie stellen, wie die großen Gemälde, Szenen aus dem Marienleben dar. Freilich sind diese kleinen Bilder, ebenso wie die Einzelheiten der Deckengemälde, vom unteren Kirchenraum mit freiem Auge kaum wahrnehmbar. Es bereitet aber große Freude, diese feinen Details mit einem Fernglas, besonders vom Chor aus, zu betrachten.
Die Kirchenfenster sind günstig angebracht, so dass der Kirchenraum meist in helles, oft sonniges Licht getaucht ist. Hinter dem Altar befindet sich ein Fenster aus hellen Butzenscheiben. Rechts neben dem Hochaltar ist das erste Fenster gestiftet von Fam. Wiesner aus Altheim; daneben das Fenster wurde von der freiherrlichen Familie von Peckenzell gespendet, beide 1919. Im Langhaus auf der linken Seite wurde ein Fenster 1924 von Alfred Fischer-Pochtler (dem Vater der Verfasserin) gestiftet.
Ein beachtliches Kunstwerk ist das große Kriegerfenster an der Südwand des Langhauses, 1919 unter Pfarrer Franz Schopper von Linzer Künstlern der Firma Raukamp im expressionistischen Stil angefertigt, erinnert es würdig an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges.
Erwähnenswert wäre noch der Kreuzweg. Dr. Neuner nennt ihn ein „Denkmal religiösen Sinnes“. Die Bilder sind das Werk eines Rieder Malers namens Johann Michael Schock aus dem Jahr 1827.
Der 48 Meter hohe Kirchturm ist ein Wahrzeichen unseres Ortes. Man erblickt ihn von weit her. Wenn man ihn sieht, weiß man, man kommt nach Hause. Nach Hause nicht nur in Haus und Hof, sondern auch nach Hause in unsere liebe Mühlheimer Pfarrkirche, die, eingebettet in Wiesen und Felder, seit mehr als 800 Jahren für unseren Glauben ein Zeugnis ablegt. Jeder von uns hat in dieser Kirche gewiss schon Stunden des Glückes und der festlichen Freude, ebenso wie Stunden tiefer Trauer erlebt
Wieviel tausend Menschen mögen seit der fernen Zeit des Mittelalters in dieser Kirche schon gebetet haben? Hier Zuflucht und Trost gefunden haben? Wie viele Priester haben hier wie oft das heilige Messopfer gefeiert? Wie viele Menschen haben hier Gottes Nähe verspürt?
Danken wir dem Lieben Gott für unsere schöne Pfarrkirche und freuen wir uns an ihr. Bitten wir die liebe Mutter Gottes heute an ihrem Festtag, dass sie ihren Mantel über unsere Kirche, unser Dorf und über alle Menschen, die wir lieb haben und über uns selbst schützend breiten möge, uns vor Unheil bewahren und uns dereinst in Gottes ewiges Reich führen möge! Amen.
Als Quelle für geschichtliche und künstlerische Fakten diente eine Arbeit von Dr. Franz Neuner und einige Kunstbücher über Kirchen.