Pfarrchronik 1947, Bd. II
Über Anordnung der Seelsorgsamtes in Linz fand an Dreikönig eine Unterschriftenaktion zwecks Beibehaltung des kirchlichen Feiertage: Hl. Drei König, Peter u. Paul u. Unbefleckter Empfängnistag, statt. In der Pfarre Mühlheim erklärten sich durch Unterschrift 276 Katholiken d. s. 93 % aller Wahlberechtigten (296) für die Aufrechterhaltung der drei Feiertage – auch ein Glaubensbekenntnis. Eine religiöse Angelegenheit, die schon lange fällig war, war die Abhaltung einer Volksmission in Mühlheim. Infolge Nazismus und Krieg kam ich erst heuer dazu, eine Mission abhalten zu lassen. Es geschah dies vom 2. - 9. März. Missionäre waren die HH. Kapuzinger-Pateres Edilbert (Vikar in Salburg) und Benedikt (Guardian in Ried). Das Programm der Hl. Mission ist im Archiv hinterlegt. Die Beteiligung der Bevölkerung war eine mich sehr befriedigende. Von 500 Seelen wurden 96 % erfasst. Es wurden 477 Hl. Beichten abgenommen und bei 700 hl. Kommunionen gespendet. Auch Auswärtige hatten sich an der Mission beteiligt. Der Aufruf der Predigten war trotz Kälte und schlechtem Wegverhältnissen ein guter. Besonders die Abendpredigten waren sehr gut besucht. Es war wieder einmal eine religiöse Volksbewegung wahrzunehmen, wie sie schon lange nicht mehr da war. Leute, die schon Jahre lang nicht mehr an der Kommunionbank zu sehen waren, erschienen bei den Hl. Sakramenten. Man kann sagen, die Hl. Mission war in Mühlheim eine Liquidierung des Nationalsozialismuses. Es brachten auch die Leute nicht wenige Nahrungsmittel in den Pfarrhof, was bei den heutigen schlechten wirtschaftlichen Verhältnisses eine große Wohltat war. Auch die Geldspenden in der Kirche waren keine unbedeutenden. Möge diese Mission ein Markstein im religiösen Leben der Pfarrgemeinde sein.
Es ist für künftige Generationen auch interessant zu wissen, dass 1946/47 ein sehr strenger Winter war. Wir hatten Temperaturen bis 17 Grad (minus). Der Winter begann anfangs Dezeber und währte bis Ende März. Die große Not an Kohle und Brennmaterial machte namentlich in den Städten den Winter sehr bitter. Auch ich hätte kein Holz zum Verbrennen gehabt, wäre mir der Kirchenwald nicht zur Verfügung gestanden, dem ich das Holz abkaufte.
Ende April ließ ich eine Haussammlung halten für die durch Bomben zerstörte Kirche der Karmelitinnen in linz. Dieselbe ergab das schöne Resultat von 500 S. Man muss sagen, wann man mit den Mühlheimern umzugehen versteht, finanziell lassen sie einen nicht sitzen.
War der Winter sehr kalt, so ward der Sommer dieses Jahres ungewöhnlich trocken. Die Trockenheit war zwar in ganz Europa, aber unter unserem Himmelsstrich machte sich das trockene Wetter katastrophal bemerkbar. Ein großer Ausfall an Grünfutter nötigte die Bauern Kühe und Kälber abzugeben. Der Futterausfall beträgt gut 50 %, dazu kommt eine glühene Hitze, die im Sommer 38 Grad erreichte. (Vidi 16. 10. 47, J. Trinkfass Dekanatsadministrator)
Die Chronik von Mühheim muss am 19. Oktober diesen Jahres einen Trauertag vereichnen. An diesem Tage starb nämlich in Hartberg (Ost-Steiermark) P. Juvenal Schmid, o.f. m. Cap. im 74. Lebensjahr. P. Juvenal, ein geborener Mühlheimer, verbrachte alle Jahre seine Ferien (14 Tage bis 3 Wochen) in Mühlheim. Er war ein „sacerdos sanctus et innocens“ im wahrsten Sinne und ein ausgezeichneter Ordensmann. Er half in seiner Heimatpfarre gerne aus und war ein Wohltäter des Gotteshauses. Viele Geschenke an Stolen, Kirchenwäsche und Rochette wurden durch ihn dem Gotteshaus zuteil. Er war sehr heimatverbunden und liebte seine Pfarre wie selten jemand. In Mühlheim fand für den Verstrobenen am 30. Oktober ein feierliches Trauungsgottesdienst statt, bei dem der Pfarrer in seiner Traueransprache P. Juvenals Bedetuung für die Pfarre Mühlheim würdigte. Welche Stellung P. Juvenal in der Kirche und in seinem Orden einnahmen, tun seine Stellungen dar, die er bekleidete: Er war mehrmals Guardian, Exdefinitor und Stadtpfarrer von Fürstenfeld (Steiermark) und Wien XII. P. Juvenal Schmid war auch ein guter Mensch und lauterer Charakter. Von ihm kann man sagen: Dilectus Deo et hominibus, memoria ejus in benedictione erit . (Jes. Sir. 45,1).
Die Nöte der Zeit und die Unsicherheit unserer staatliche Existenz haben die Bischöfe veranlasst, in der Zeit vom 14. bis 16. November ein Gebetstriduum zu verordnen. Der 14. November, der „Tag der stillen Buße“ brachte uns eine Abendmesse, die gut von den Gläubigen besucht war. Am St Leopoldstag machten wir 2 h nachmittags eine Bittprozession zur Kirchenkapelle am Ende des Ortes. Trotz des schlechten Wetters hatten sich nicht wenige Gläubige eingefunden. Und am Sonntag d. 16./11. war ohnehin Anbetungstag in Mühlheim. Es fanden vormittags zwei Gottesdienste statt. In der Früh waren 150 Kommunikaten. Die Anbetungsstage am Nachmittag war heuer recht gut besucht. „Da Domine virtutem in diebus nostris!“