Fastentuch KATENOIDE
Aufgefangen und aufgerichtet
Zur Installation namens „KATENOIDE“
Seit 2016 hängt in der Pfarrkirche während der Fastenzeit die Installation der Künstlerin Andrea Pesendorfer.
Diese hat eine skulpturale Herangehensweise für sich entdeckt: Nicht durch Hinzufügen, sondern durch Wegnehmen entsteht die Gestaltung. Mit einem aufgedruckten Foto von einem bearbeiteten Stoff–Faltenwurf verhängt Andrea Pesendorfer das raumprägende barocke Hochaltarbild des Malers Karl Reslfeld. Dabei ist ihr besonders wichtig, Abwesenheit und Anwesenheit zu thematisieren und zum verhängten Altarbild Bezug zu nehmen: Stoff-Faltenwurf spielt auch darauf eine wichtige Rolle. Aus dem Stoff, der auf dem Foto abgebildet ist, sind zu einem großen Teil die Fäden rausgezogen. Die freigelegten Fäden hängen durch die Schwerkraft geleitet durch. Das ist die Verbindung des Bildes mit der Kirchenarchitektur. In der Gotik bediente man sich einer Methode, bei der mittels Schnurkonstruktionen die Stabilität der Bögen im Kirchenbau erarbeitet wurde. Man fertigte das Tragwerk des Gebäudes aus Schnüren und hängte das gesamte Bauwerk sozusagen kopfüber auf. Damit konnte man sehr schnell und effektiv ein ausgewogenes stabiles Bauwerk konstruieren. Der Name des Kunstwerks kommt übrigens von dieser Konstruktion, denn eine durchhängende Kette bildet eine Kettenlinie oder Katenoide.
Da der Stoff zu einem großen Teil aus durchhängenden Fäden besteht, die Form stark von der Schwerkraft geprägt ist und das Bild kopfüber auf eine Textilplane aufgedruckt ist, entsteht eine besondere visuelle Verbindung zwischen Kirchenarchitektur und Bild.
Was mich fasziniert an diesem Kunstwerk? Es ist optisch sehr ansprechend und fügt sich farblich gut in den Altarraum ein. Mit Hilfe der Kunstkarte zur Leihgabe ist es möglich, einerseits die Themen „Aufgefangen-Sein im Netz der Gemeinschaft“ sowie „Sich-fallen- lassen-Können“ und andererseits „Aufgerichtet werden durch den Glauben“ und manch anderes Lebensthema anschaulich zu machen. Die Installation regt aber auch so an, zum Anschauen, zum Gespräch über die Machart usw.
Veronika Kitzmüller, Pfarrassistentin von St. Magdalena