Freitag 29. März 2024

DIE ORGELN UNSERER KIRCHE

JUBILÄUMSSERIE 2012 - Teil 4

Bereits kurze Zeit nach der Einweihung des Presbyteriums (Dez. 1907) wurde 1908 in der damaligen Notkirche die alte Reppe-Orgel aus der Pfarrkirche von Haag a. H. als Provisorium aufgestellt. 1929 wurde diese von der sog. Mauracher-Orgel, deren Spiel heute noch unsere Gottesdienste feierlich gestaltet, abgelöst.

©Pfarre Linz-Heilige Familie

Die Reppe-Orgel kam von Haag a.H. nach Linz-Heilige Familie:

 

In den OÖ. Heimatblättern Jg. 51 (1997) wird von Franz Schoberleitner in seinem Beitrag
Die Orgeln in der Pfarrkirche Haag am Hausruck“ über die sog. Reppe-Orgel berichtet:

 

In einem im Schloss Starhemberg (Anm.: unmittelbar oberhalb des Marktes Haag a. H. gelegen)  am 15. August 1842 aufgenommenen Protokoll – vom Pfarrvikar, dem Organisten, den Zechpröpsten und der Gemeindevertretung unterzeichnet – wurde festgehalten, dass sich die damalige Orgel der Pfarrkirche anscheinend in einem bedauernswerten Zustand befand, von den sieben Registern funktionierten nur mehr zwei zufrieden stellend, sodass der Organist kaum mehr in der Lage war, „die allerhöchst vorgeschriebenen Normal-Lieder, viel weniger eine andere Musik, gehörig zu begleiten“.

 

Deshalb betrieb die Pfarre und die Gemeinde die Errichtung einer neuen und vor allem größeren Orgel, wobei das Prestige des Marktes gegenüber den Nachbarpfarren eine nicht unwichtige Rolle spielte. Das geht aus einem Protokoll vom 18. November 1841 hervor: „Da die umliegenden Pfarrkirchen mit einer bei weitem geringeren Seelenzahl größere Orgeln besitzen, so ist es für den nicht unbedeutenden Markt Haag augenscheinlich notwendig, der Umgebung doch wenigstens gleichgestellt zu werden und ihm wenigstens eine Orgel mit neun Registern zu bewilligen. …“ Der von Stephan Just in Linz erstellte Kostenvoranschlag, der eine Orgel mit neun Registern (7 im Manual und 2 im Pedal) enthielt, wurde genehmigt.

 

Bernhard Reppe, Orgelbauer in Ried i. Ikr., wurde mit der Ausführung der Arbeiten betraut. Schlussendlich erklärte sich die Marktgemeinde bereit, 3 weitere Regale zu finanzieren. Somit verfügte die neue Orgel letztendlich über zwölf Register. 1876 wurde eine größere Orgelreparatur der Reppe-Orgel (im Jahr 1848) notwendig. Durch einen Blitzschlag im Mai 1892 in den Turm der Pfarrkirche wurde auch die Orgel stark beschädigt. Als Haag 1908 eine neue Orgel erhielt, kam die alte Reppe-Orgel in die Familienkirche nach Linz und wurde in der Notkirche aufgestellt. Sie sollte die Gottesdienste verschönern helfen bis sich die Pfarre St. Josef endlich ein neues, dem großen Kirchenraum entsprechendes Instrument leisten konnte.

 

Die Anschaffung einer neuen Orgel wurde zum Thema:

 

Obwohl der Ankauf der Glocken von Pfarrer Leopold Pötscher (1923 - 1925) vorrangig eingestuft wurde, dürfte ihm auch die Anschaffung einer neuen Orgel bereits ein Anliegen gewesen sein. Das ist der Todesanzeige im Linzer Volksblatt vom 18. Juni 1925 zu entnehmen: „Das Pfarramt St. Josef bittet im Sinne des Verstorbenen von Kranzspenden zugunsten des Orgelfonds der Familienkirche abzusehen.“

 

In der Pfarrchronik findet man anfangs nur kurze Eintragungen: … Im August 1925: „Zum erstenmal besprach sich der Pfarrer (Anm. Heinrich Mayrhuber) mit drei Herren über eine Aktion zugunsten der Orgel.“ … Im Oktober 1925: „Für die Orgel werden Kranzspenden gesammelt, die nach der Herz-Jesu-Predigt von der Kanzel verlesen werden; hernach werden drei Vater-unser für ,dieselben’ gebetet.“

 

Im Dezember 1925 hat Pfarrer Mayrhuber in den im Linzer Volksblatt regelmäßig abgedruckten „Mitteilungen des Pfarramtes St. Josef“ zur „Vollendung der Kirche“ ausführlicher berichtet:

 

„…Es ist ungemein erfreulich, dass … auch das Interesse an der Vollendung der Kirche gestiegen ist. Manche meinen, es sollte das Geläute vervollständigt und die große Glocke angeschafft werden, wieder andere raten, die Kirche auszumalen, die meisten aber sind der Meinung, es sollte endlich an die Anschaffung einer der Kirche würdigen Orgel geschritten werden. Wir haben ja wohl eine Orgel, aber da müsste man schon sehr genügsam sein, wenn man sagen wollte, diese Orgel tut´s für die Familienkirche. Sie hat´s für die kleine Kirche in Haag am Hausruck nicht mehr getan, wo man die Orgel durch eine schöne neue Orgel ersetzte und sie ist auch für uns nur ein Notbehelf gewesen. Es ist jetzt wohl die Zeit gekommen, als erstes Werk der Vollendung der Kirche die Beschaffung einer neuen Orgel in Angriff zu nehmen. …“

 

Im September 1927, anlässlich des „Gedenkens an die Grundsteinlegung“ vor 20 Jahren kann man eine „dankbare Jubelstimmung“ des Pfarrers spüren, wenn er berichtet:
„Freilich ist die Kirche infolge des Krieges (Anm. Erster Weltkrieg) und der traurigen Auswirkungen desselben im Innen noch nicht vollendet. Um so größer ist unsere Freude, dass den Pfarrkindern mitgeteilt werden kann, dass das wichtigste Werk der Innenvollendung, nämlich die Anschaffung einer Orgel bereits gesichert ist, denn zwei Drittel des Anschaffungspreises sind bereits beisammen. … Wir hoffen im nächsten Jahre die Einweihung der neuen Orgel feiern zu können. Dann werden wir uns unseres Gotteshauses erst recht erfreuen …“

 

In der illustrierten Beilage zum Linzer Volksblatt „Heimatland“ im Dezember 1927 schreibt Pfarrer Mayrhuber im Beitrag „Ein Linzer Kirchenjubiläum“:
„…Hoffentlich gelingt es, in den nächsten Jahren alles zu schaffen, was zur Innenausstattung der Kirche noch notwendig ist, vor allem eine der Kirche würdige Orgel. Unser Bild zeigt die alte Orgel, die nun seit zwanzig Jahren ihren Dienst tut, nachdem man sie in Haag am Hausruck hinausgeworfen hat. Sie hat den Schmerz bald überwunden, da sie von einer Landorgel zu einer Stadtorgel emporgestiegen ist. Sie weiß auch, dass ihre Tage noch lange nicht gezählt sind, denn schon wartet wieder ein provisorisches Gotteshaus auf ihre Dienste, die Notkirche in der Frankstraße (Anm. Don Bosco), die erste Tochterkirche unserer Pfarrkirche, mit deren Bau gerade im zwanzigsten Jahre des Bestehens unserer Kirche begonnen worden ist.“

 


Die Mauracher Orgel wurde in Auftrag gegeben:

 

Im Februar 1928 findet man in der Chronik die kurze Eintragung: „Die Bestellung einer neuen Orgel wurde der Linzer Firma Mauracher übertragen.“

 

Im Linzer Volksblatt vom 10. März 1929 ist anlässlich der bevorstehenden Orgelweihe in der Familienkirche im Beitrag „Die größte Orgel von Linz“ zu lesen:
„Für das Gotteshaus der Neustädter Katholiken ist morgen ein großer Festtag. Am Sonntag wird zum letztenmal die kleine, alte Orgel erklingen, die einst eine Landpfarrkirche (Haag a. H.) gegen eine neue umtauschte und die 20 Jahre in der Familienpfarrkirche im ´letzten Ausgedinge´ war.
Durch mehr als 20 Jahre hat sie nach besten Kräften den Gottesdienst verschönern geholfen, auch dann noch, als man sie während des Krieges ihrer Prospektpfeifen beraubt hatte, als sie nur mehr elf klingende Register besaß und der Wurm schon in ihrem Gehäuse fraß. Aber nun erhebt sich neben ihr eine neue, prächtige, größere Schwester, die Meister Mauracher erbaut hat …
In ihrem Gehäuse wohnen schon die vollen rauschenden Klänge, die morgen zum erstenmal durch das Gotteshaus brausen und die andächtig lauschenden Gläubigen erbauen sollen. …Eine erhebende Feier mit gewähltem Programm wird … die Pfarrkinder der Neustadt in ihrem schönen Gotteshaus versammeln. Es wird ein klingender und jubelnder Sonntag „Laetare“ werden. …“

 

Die Mauracher-Orgel wurde im Jahre 2002 von der Fa. Windtner, Orgelbau aus St. Florian generalsaniert. Sie hat 43 Register und ca. 3.000 Pfeifen. Die Familienkirche beherbergt heute die zweit­größte Orgel der Stadt Linz, größer ist lediglich die Rudigier-Orgel im Neuen Dom.

 

“Ist der Windkasten das Herz einer Orgel, der die Luft in alle Poren pumpt, so ist der Spieltisch die Seele, das Gehirn des Werkes. Dem Organisten stehen bei unserer Orgel 205 Registertasten, 168 Manual- und 30 Pedaltasten zur Verfügung, und wenn er mit Händen und Füßen spielt, erklingen gleichzeitig bei Ausnutzung aller Möglichkeiten nicht weniger als 546 Pfeifen. ….“

 

Die Mauracher-Orgel unserer Kirche zur Heiligen Familie ist eines der bedeutendsten Instrumente dieser Orgelbaufamilie, die sonst in Österreich zahlreiche Werke von eher bescheidener Größe gebaut hat.

 

In seinem Gutachten für das Bundesdenkmalamt hat Dr. Karl Schütz im Jahre 2000 ausgeführt:
„Diese Orgel stellt in ihrer Klangvielfalt und in ihrer erhaltenen originalen Klangsubstanz das größte und bedeutendste Werk der Orgelbaufirma Gebrüder Mauracher in Linz dar. Das Instrument ist daher in vollem Umfang als Klangdenkmal einzustufen und darüber hinaus für die Linzer Orgellandschaft unverzichtbar.“

 

 

Aus der Pfarrchronik

 

Weisungen des Reichstatthalters in Oberdonau vom 1. 6. 1942 für den Fronleichnamstag:

 

„… Das bisher übliche Bestreuen der Prozessionswege und Straßen mit Gras und Wiesenblumen ist wegen der dadurch verursachten Verschleuderung von Futtermitteln ausnahmslos untersagt. …. Das Aufstellen von Birkenbäumen ist zufolge des Landesforstamtes Oberdonau wegen der Verwüstung von Birkenbeständen für Fronleichnam … verboten.“

 

©Pfarre Linz-Heilige Familie
©Pfarre Linz-Heilige Familie
©Pfarre Linz-Heilige Familie
©Pfarre Linz-Heilige Familie
©Pfarre Linz-Heilige Familie

 

Download-Druckversion Orgel unserer Pfarre


HR DI Wolfgang Mayrhofer

 

  Quellen:       Pfarrchronik St. Josef / Hl. Familie;  Linzer Volksblatt;   Fotos: privat
  Layout/Gestaltung:      Mag. (FH) Christian Koller

 

 

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