Seit einigen Monaten werden in der Familienpfarre für die Gefangenenseelsorge diverse Sachspenden gesammelt. Beim kfb-Vortrag "Gott ist auch im Gefängnis" am 8. April 2015 im Pfarrsaal bedankte sich Gefängnisseelsorger Mag. Markus Vormayr für die bisher gesammelten Gegenstände und berichtete über seine Tätigkeit:
"Mein Tagesablauf ist an eine feste Struktur im Gefängnis gebunden. Jeder Häftling hat sich an diese Zeiten zu halten (Körperpflege, Hofgang etc.).
Im Linzer Gefängnis sind etwa 250 Untersuchungshäftlinge (inkl. Frauen) inhaftiert. Ihr Prozess steht bevor, vieles wird bei ihnen daher strenger gehandhabt als bei anderen Gefangenen.
Asten ist eine Außenstelle von Linz mit 150 Personen. Dort befinden sich Häftlinge, die zu einer Freiheitsstrafe im Ausmaß von bis zu drei Jahren verurteilt wurden.
Ebenfalls in Asten befindet sich das Forensik-Zentrum, in dem geistig-abnorme Rechtsbrecher untergebracht sind, die bei der Tat nicht zurechnungsfähig waren. Auch im Wagner-Jauregg-Krankenhaus gibt es eine Abteilung für Forensik.
Bei längeren Haftzeiten werden die Häftlinge nach Stein, Suben oder Garsten überstellt; die Frauen nach Schwarzau.
Die Zeit in der Gefangenschaft verändert Menschen. Bedürfnisse können nicht so befriedigt werden wie in der Freiheit. Ein Gefangener arrangiert sich und wird Teil dieser Struktur, die von Justizwache-Beamten vorgegeben ist. Sie müssen aufpassen was sie sagen und sind abhängig. Das prägt den Gefangenen, der sich in einem permanenten Ausnahmezustand befindet.
Ich arbeite in Gruppen und führe Einzelgespräche. Viele Nöte haben nur in Einzelgesprächen platz. Die Bedürfnisse in einer Gruppe sind verschieden. Grundsätzlich wird in den Wintermonaten von Frauen gestrickt. Männer malen häufig. Beim Beisammensein entsteht ein gutes Vertrauensverhältnis.
Gruppenarbeiten sind heilsam, weil in den Zellen der Stress, der Konkurrenzkampf und die Streitereien oft den Tagesablauf domininieren. Das bilden von Gemeinschaften ist mir ein Anliegen. Wie es Christus mit den Menschen immer wieder gemacht hat, sie zusammenzuführen.
In Gruppenarbeiten werden bspw. Bilder gemalt. Wir sitzen zusammen, wie bei einem Kaffeeplausch; ich merke, dass das den Gefangenen gut tut. Es ist eine einfache Tätigkeit, wo Betroffene abschalten und für kurze Zeit vergessen können wo sie sind. Durch die Malworkshops entstehen viele kreative Bilder.
Materialien, wie Hygieneartikel, benötige ich immer wieder, weil oft Menschen aus anderen Ländern nichts zur Verfügung haben. Etwa 60% der Gefangenen verfügen über kein eigenes Geld (Konto). Auch Süßigkeiten werden verteilt; das ist eine nette Geste und ein Stück Menschenwürde, welche ich gerne weitergebe.
Nochmals ein Dankeschön für Ihre großzügige Unterstützung."
Mag. Markus Vormayr
Gefangenenseelsorger Linz
Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Dr. Maria Baumgartner berichtete beim kfb-Vortrag über ihr Engagement:
"In meiner Arbeit als Ärztin mit Suchtkranken, als Streetworkerin und in der Notschlafstelle, erlebe ich, dass es oft keine Hoffnung gibt. Für mich als gläubige Christin ist immer Hoffnung da. Ich bin Gott dankbar, dass er mich zu diesen Menschen geführt hat. Ein Geschenk ist, dass ich zweimal im Monat mit in die Messe in der Justizanstalt gehen darf, um dort die Musik mit einigen Bekannten zu gestalten. Es bereitet uns Musikern eine große Freude, mit den Gefangenen eine Messe zu feiern.
Ich wünsche den Häftlingen, dass sie die Hoffnung, die lebt, nämlich Jesus, in ihr Herz lassen können."
Dr. Maria Baumgartner
Ärztin und Streetworkerin
SAMMELSTELLE für HÄFTLINGE in der FAMILIENPFARRE:
Über Maria Baumgartner ist unser Pfarrmitarbeiter Christian Koller zum Musikteam der Gefangenenseelsorge gekommen. Er hat nun eine Sammelstelle für Häftlinge im Pfarrbüro eingerichtet.
Wir sammeln im Frühjahr/Sommer:
Ein Buch über Lebensgeschichten der Häftlinge, mit Gedichten und Beiträgen aus der Gefangenenseelsorge kann ab sofort um EUR 5,- im Pfarrbüro erworben werden.
Buchtitel: GEFANGEN - WENN BILDER SPRECHEN KÖNNTEN
Christian Koller
Sammelstelle für Häftlinge
Tel. 0699 - 101 84 104