Hinweis: die aktuellen "Gedanken zum Sonntag und für die Woche" von Pfarrer Franz Starlinger sind jeweils ab Sonntag 8:00 auf der Homepage zu finden
Wir sind ja nicht in der glücklichen Lage der Jünger, Frauen und Männer, die Jesus damals gesehen haben und manchmal berühren durften. Und denen wohl eine besondere Kraft zuwuchs, nachdem sie Jesus gesehen hatten und überall erzählten: Er lebt!
Mit ihrer völlig neuen Kraft gehen Petrus und Johannes kurze Zeit später in den Tempel. Dort sitzt ein Gelähmter und bettelt. Der Gelähmte hat keine Krankenversicherung, vielleicht auch keine Familie. Das Einzige, was er hat, sind Menschen, die ihn dorthin tragen. Da kann er sitzen und betteln, sich ein bisschen Geld verdienen, damit ihm andere etwas einkaufen können. Aber Petrus und Johannes haben kein Geld. Was also tun?
Petrus schaut den Mann an und sagt zu ihm sinngemäß: Ich habe kein Geld. Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu, steh auf und geh umher. Und tatsächlich steht der Gelähmte auf und steht auf seinen Beinen, als wäre er nie gelähmt gewesen – und geht umher. Natürlich jubelt er und lobt Gott und weiß vor Glück nicht mehr aus und ein. Und alle Menschen, die das in der riesigen Tempelanlage von Jerusalem beobachten, sind entweder entsetzt von diesem Schauspiel, das sie für verlogen halten – oder sind voll Staunens über dieses Wunder, das Wunder des Lebens. - Was hätten wir gedacht?
Ich entscheide mich fürs Wunder. Ich beobachte oder erlebe Wunder, bisweilen. Kleine Wunder. Dass ich gerade heute diesen Menschen treffe, der mir behilflich ist. Dass mir beim Stolpern an der Gehsteigkante nichts passiert ist. Dass mich ein völlig Fremder liebevoll ansieht und sogar grüßt. Dass mir jemand dankt, an den ich mich überhaupt nicht erinnere.
Das sind Wunder, kleine Feiern des Lebens. Die verdanken wir dem, was Petrus kraftvoll gesagt hat (Apg 3,15): Den Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Wir, die wir zweitausend Jahre später leben, können das kaum fassen. Aber wir können das Leben feiern. Das ist dann Auferstehung und Ostern.
Manchmal fühlt man das, bevor man es weiß. Wie Christiano Ronaldo, dem weltberühmten Fußballer aus Portugal. Er ist mit seiner Nationalmannschaft unterwegs zu einem Länderspiel. Nach einem Training sitzt er mit der Mannschaft wieder im Bus zum Hotel. Er schaut aus dem Fenster. Im Vorbeifahren sieht er einen Jungen am Straßenrand. Der Junge trägt ein Sauerstoffgerät. In der Hand hält er ein Plakat. Auf dem steht: „Christiano, gibt mir eine Umarmung.“
Der Bus fährt vorbei. Aber nicht lange. Der Fußballer springt plötzlich auf und bittet den Fahrer anzuhalten. Der Junge wird in den Bus gebracht. Das kann er nicht alleine, er ist zu krank. Ronaldo hebt den Jungen zu sich und umarmt ihn. Der Junge strahlt übers ganze Gesicht. Für den Fußballer ein winziger Moment, für den Jungen das Glück seines Lebens.
Da ist noch etwas in der Welt, was nicht von dieser Welt ist. Dem Leben ist es egal, wie alles läuft. Ob krank oder gesund, arm oder reich, dem Leben ist das gleichgültig, das kümmert das Leben nicht. Der Mensch aber macht etwas. Er denkt nach, ihm fällt etwas auf, er findet manches gerecht und anderes ungerecht.
Dann genügt es Menschen plötzlich nicht mehr, nur reich zu sein. Dann soll noch mehr sein. Liebe vielleicht Fürsorge für die, die weniger Leben haben. Dann hält man den Bus an, als hielte man kurz sein Leben an. Steigt aus, hilft dem Jungen in den Bus und umarmt ihn. Eine Feier des Lebens.
Da blitzt etwas auf in der Welt, was nicht von dieser Welt ist. Ein winziger Moment für den Fußballer, ein ewiges Glück für den kranken Jungen. Bloß eine Umarmung – im rechten Moment. Dann ist dieses unfassbare Ostern auf einmal unsere Feier des Lebens.
Pfarrer Franz Starlinger
zu den Bibelstellen: Apg 3,12a. 13-15. 17-19 | Ps 4,2. 4. 7-9 | 1 Joh 2,1-5a | Lk 24,35-48
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