Impulse zu den Sonntagen
Ein Impuls zum Evangelium des 5. Sonntag der Osterzeit von Pfarrer P. Severin Kranabitl |
„Herr Pfarrer, bitte beten Sie für mich. Sie sind doch näher bei Gott dran. Ich bin ja nur ein "armer Sünder" - sie haben doch einen besseren Draht zu ihm.“ Immer wieder werden mir solche oder ähnliche "Sprüche" gesagt. Ich bleibe nachdenklich zurück. Natürlich möchte ich im Gebet mit anderen solidarisch sein und fürbittend für andere vor Gott hintreten. Aber: bin ich wirklich "näher dran an Gott? Habe ich einen besseren" Draht " zu ihm? Bin ich gleichsam eine erhöhte Zwischeninstanz zwischen den "armen Sünder" und Gott?
Heute am 5. Ostersonntag wird uns in der 2. Lesung aus dem 1.Petrusbrief 2, 4-9 gesagt: Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm. Der Verfasser schreibt diese Zeilen nicht an die Bischofskonferenz oder den Priesterrat, er schreibt sie an eine Gemeinde - also an sie und mich! Die Lesung ist die grundlegende biblische Aussage zur Lehre über das allgemeine Priestertum aller Getauften. Gerade das ist die befreiende Erfahrung, die bereits die ersten Christen machen durften: Zwischen uns und Gott gibt es keine Zwischeninstanzen mehr- keine Priester, die stellvertretend für uns Opfer darbringen. Wir haben direkten Zugang zu Jesus Christus. Jeder und jede wurde im Zeichen der Salbung bei der Taufe und Firmung mit einer priesterlichen und königlichen Würde ausgestattet!
Welche Konsequenzen hat diese Aussage? Ich höre es immer wieder: Ja, Sie als Pfarrer dürfen nicht lügen, müssen den Bettler etwas geben... Ich antworte dann gerne: Für mich gelten keine anderen Gebote als für Dich! Natürlich bin ich mir der Vorbildfunktion eines Priesters bzw. Pfarrers bewusst, aber für die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Gemeinschaft steht jeder an seinem Platz ein. Dazu brauche ich kein Studium der Theologie oder muss predigen können. Die beste und wirksamste Verkündigung ist immer das gelebte Zeugnis, das freundliche Wort, die menschlich warmherzige Zuneigung, die kleine Geste, die helfende Hand - all das sind Dinge , auf die es ankommt.
Pfarrer P. Severin Kranabitl |
Ein Impuls zum Evangelium des 4. Sonntag der Osterzeit (Joh 10, 1-10) von Pfarrer P. Severin Kranabitl |
Diebe und Räuber kommen heute auf ganz anderer Weise zu uns. Sie nutzen weltweit vernetzte Informationsströme, um unsere Vorlieben und Gewohnheiten zu erforschen. Sie schöpfen unsere Daten ab, wo sie können ohne es uns wissen zu lassen, und erzielen damit satte Gewinne. Und so werden wir täglich „zielgenau“ mit Werbung bombardiert, die angeblich unseren Interessen entspricht, und bekommen E-Mails von Leuten, denen wir nie unsere Adresse gegeben haben.
Wissen wir, wer mithört, wenn wir telefonieren, wer uns über die Schulter schaut, wenn wir Mails schreiben, wer die Spuren liest, die wir im Netz hinterlassen?
Fakt ist: Auch heute, ja, gerade heute, in Zeiten offener virtueller Grenzen, müssen wir uns schützen, "Firewalls" hochziehen, um Mensch zu bleiben.
Gerade da ist es beruhigend zu wissen, dass Gott anders- ganz anders ist. Er spielt nicht mit uns die Spielchen der großen Internetkonzerne. Er spielt mit offenen Karten und kommt durch die Tür. Und alle, die ihm angehören, tun dasselbe. Wer Jesus nachfolgt, übertölpelt von hinten, er quatscht niemanden fromm von der Seite an, er wird nicht übergriffig und setzt nicht auf Tricks und Überrumpelung, weder rhetorisch noch predigend, noch sexuell, weder in Geschäfts- noch in Freundschafts- und Liebesbeziehungen. Der im Stile Jesu Handelnde kommt von vorne auf die Menschen zu und er spricht von gleich zu gleich - von Mensch zu Mensch.
Jesus, du guter Hirte, du kennst die Deinen. Ja, du kennst alle deine Pappenheimer, auch die, die dich verleugnen wie Petrus, die nicht glauben können wie Thomas oder die dich verfolgen wie Paulus. Und trotzdem baust du gerade mit ihnen deine Kirche. Du kennst auch unsere Schwächen und Stärken, unseren Zweifel und unseren Glauben. Und auch uns - auch mich - berufst zu Mitarbeitern in deinem Reich. Lass uns - mich - deine Stimme hören. Pfarrer P. Severin Kranabitl
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Ein Impuls zum Evangelium des 3. Sonntag der Osterzeit von Pastoralassistentin Bernadette Hackl |
Die Emmausjünger (Lk 24, 13-35) Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, Die Emmausjünger begegnen Jesus nicht in einer Synagoge oder im Tempel. Die Männer begegnen Jesus nicht während eines rituellen Gottesdienstes. Diese Begegnung findet einfach so statt. Mitten am Weg. Unverhofft. Unvorbereitet. Unorganisiert. Sie lebt vom Hören, Erzählen, und von der Offenheit des Sich-Aufeinander-Einlassens.
Sie drängten ihn Als er mit ihnen bei Tisch war, Beim Abendessen, beim Tischgebet, da spüren die Jünger plötzlich, dass es Jesus ist. Sie erkennen, er ist da: hier am Tisch, in diesem einfachen Dorf, an diesem (fast) normalen Abend.
Wir müssen auf das gemeinsame Gottesdienst-feiern in der Kirche und unser gemeinschaftliches Pfarrleben verzichten. Wir müssen aber nicht auf Jesus verzichten. Warum sollte es bei uns anders sein, als bei diesen beiden Männern? Wenn ihnen so etwas widerfährt, kann es auch uns eine Begegnung mit Jesus passieren:
mitten auf dem Weg, unverhofft, unvorbereitet, unorganisiert, mit offenen Augen und brennendem erfüllten Herzen!
Pastoralassistentin Bernadette Hackl |
Ein Impuls zum Weißen Sonntag von Gabriele Ammer |
Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, Joh 20,26-28
Thomas zweifelt an den Erzählungen der anderen Jünger. Für ihn ist es noch nicht wirklich begreifbar, dass Jesus auferstanden sein soll. Er möchte es mit seinen eigenen Sinnen wahrnehmen. Er möchte Jesus spüren. Ihm persönlich nahe sein. Jesus nimmt Thomas Hadern ernst. Er steht ihm auch in seinem Zweifel zur Seite. Ist für ihn da. Er erscheint den Jüngern bewusst noch einmal, um auch Thomas seinen Glauben zu ermöglichen.
Wann haben Sie das letzte Mal an etwas gezweifelt? Vielleicht sogar an Gott? Gab es Momente, in denen auch sie das Gefühl hatten, dass Gott ihnen dabei helfen möchte, ihre Zweifel zu überwinden? Gabriele Ammer, Pastorales Einführungsjahr |
Ein Impuls zum Palmsonntag von Pfarre P. Severin Kranabitl |
Lass mich dein Esel sein Ist Glaube Dummheit und Christsein eine Eselei? Der 1999 verstorbene brasilianische Bischof Dom Helder Camara - "Optimist Gottes" und "Bruder der Armen" - hält dagegen: "Lass mich dein Esel sein, Christus. Lass mich einer sein, der dich zu den Menschen trägt." Esel gelten gemeinhin als dumm und störrisch. Seit alters her dienten sie als Last -und Haustiere. Sie trugen und zogen schwere Lasten, drehten unermüdlich Brunnenräder und Mühlsteine, brachten Personen von einem Ort zum anderen. Von stolzen, freien, unbeugsamen Wildtieren wurden sie zu treuen und gar nicht so dummen Weggefährten des Menschen. Esel vergessen nicht, was sie gelernt haben; sie vergessen nicht, was ihnen passiert ist oder zugefügt wurde. Sie schließen Freundschaften fürs Leben, wenn man einmal ihr Vertrauen gewonnen hat. Immer öfter werden sie als Therapietiere eingesetzt. In der Bibel spielen sie als treue und intelligente Lasttiere sowie als Wegbegleiter des Menschen ihre Rolle. So denke man an den Esel des Bileam (Num 22), der seinen Herrn vor Unheil bewahrte, indem er keinen Schritt weiterging.
Lass mich dein Esel sein, Christus, der dich zu den Menschen trägt. Du, eine teure last, und ich, wie ein Esel dir vertrauend, kooperativ und in einem guten Sinn stolz und unbeirrbar, ja in gewisser Weise stur. Lass mich dein Esel sein, der dich, deine Botschaft und den Geist des Evangeliums zu den Menschen und die Welt hinein trägt.
Allen Widerständen - aller Gleichgültigkeit - aller Krisen zum Trotz!
Beten wir für alle die in diesen Tagen und Wochen voller Angst sind -die verzweifelt und hoffnungslos sind:
Lastesel Herr Jesus Christus, Du willst nicht Du bist unser Sündenbock und Lastesel geworden- Nun sind wir entlastet. Dafür danken wir dir. Aber nun wollen wir Lasten tragen Wir wollen ganz in ihrer Nähe sein. Lass uns dein Lastesel sein, Christus! Dom Helder Camara Pfarrer P. Severin Kranabitl |
Ein Impuls zum 5. Fastensonntag von Gabriele Ammer |
Im Evangelium des 5. Fastensonntags sagt Jesus zu Marta: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?" Marta antwortete ihm: "Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll." Marta schöpft auch in einer Notsituation aus einem tiefen göttlichen Urvertrauen, dass ihr Kraft gibt auch in einer persönlichen Krisenzeit nach vorne zu schauen.
Gottes Gegenwart ist für mich im Moment tagtäglich in der Mitmenschlichkeit und Solidarität spürbar, die Menschen in die Gemeinschaft einbringen. Ob beim Einkaufengehen, bei einem Telefonat, einem Gespräch mit Sicherheitsabstand oder der wohlwollenden Aufforderung sich wieder einmal die Hände zu desinfizieren. Auch wenn viele Situationen befremdend wirken und uns voneinander fernhalten sollen, habe ich immer wieder das Gefühl, dass uns die räumliche Distanz im Herzen und Gedanken ganz besonders verbindet. Gabriele Ammer, Pastorales Einführungsjahr
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Ein Impuls zum 4. Fastensonntag von Pfarrer P. Severin Kranabitl |
Warum müssen Menschen leiden - warum die Coranakrise? Warum tragen Menschen, einige lebenslang, Leiden, Schmerz, seelische Not? Warum muss ich leiden - warum habe ich den großen Schmerz verdient? Georg Büchner (1813-1837) hat die Frage nach Leiden den "Fels des Atheismus" genannt. Am Leiden, an der Krankheit kann der Glaube eines Menschen zerbrechen wie ein Schiff, das am Felsen zerschellt.
Warum muss ein Mensch leiden? Eine Antwort auf diese Frage ist nicht so einfach wie: 2x2=4. Im Ersten Testament muss der glückliche Ijob plötzlich leiden und fragt: „Warum?“. Alle seine Freunde sagen: „Du hast Schuld auf dich geladen, darum wirst du von Gott bestraft.“ „Nein“, sagt Ijob, „das stimmt nicht. Ich bin nicht schuldig geworden gegen Gott“. Auch Jesus sagt zu einem, der ihn nach der Strafe Gottes fragt: So ist Gott nicht. Dieser Gott straft nicht wie ein Rächer - so einfach und plump dürfen wir uns Gott nicht vorstellen. Und trotzdem: Viele empfinden ihre Krankheit, ihr Leiden als eine Strafe für eine Vergehen, für eine Sünde. Aber warum bleibt dann eine offensichtliche Schuld ungestraft? Manche meinen, dass Gott sie prüfen will. Aber: Was wäre das für ein Gott, wenn der Liebhaber des Lebens Strafe nötig hätte und Prüfungen. Ja, was wäre das für ein Gott, wenn er überhaupt etwas nötig hätte? So ist Jesus! Eines Tages wird er von seinen Jüngern gefragt, warum ein blinder Mensch diese Krankheit hat, ob er oder seine Eltern gesündigt hätten. Da sagt Jesus: Das Leiden ist keine Strafe. Ein Mensch leidet, damit an ihm die "Werke Gottes offenbar werden". Eine rätselhafte Antwort. Was will Jesus denen sagen, die fragen: Warum muss ich leiden? Jesus will sagen, was er selber glaubt. Es gibt göttliche Weisheit, die größer ist als mein Verstand - ja Gott ist größer als mein Verstehen. Anders formuliert: Ich erkenne nicht, was Gott will. Ich verstehe nicht, welche Gründe Gott haben könnte - es ist mir alles verschlossen. Ich frage: Warum ist das alles so - und erhalte keine Antwort. Ich kann mich trösten mit einer vorläufigen Antwort - aber diese reicht nicht lange - es bleibt so vieles im Dunklen. Es ist leider so, auf manche Fragen gibt es keine Antwort. Die Frage nach dem Leiden, Krankheit, gehören dazu. Ein lieber Mensch stirbt, und ich weiß nicht, warum Gott das zulässt. Trost kann es sein, dass Jesus selber im Garten Getsemani auch ratlos ist und seinen Vater bittet: Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe.
Ich weiß, es ist schwer, Gott nicht zu verstehen und auf Antwort zu warten. Es kann aber ein wenig Trost sein, der aus der Zuneigung von Menschen kommt. Dass mich ein Mensch mich lieb behält, mitten in der Isolation zu Hause, mitten im Schmerz, ist manchmal genug Antwort. Zwar gibt Gott nicht immer Antwort, aber Hoffnung und Trost schenkt er.
Wir bitten
Ist fromm sein "gefährlich"? Eine dumme Frage? Immerhin: Das Evangelium scheint es so zu sehen. Jesus jedenfalls hatte die größten Probleme nicht mit den Ungläubigen, nicht mit den Fremden, nicht mit den Asozialen. Nein - die meisten und größten Probleme hatte Jesus mit den besonders Frommen - ihre "Frömmigkeit", ihre felsenfeste Gewissheit hat ihn sogar das Leben gekostet…
Pfarrer P. Severin Kranabitl |
Ein Impuls zum 3. Fastensonntag von Pastoralassistentin Bernadette Hackl |
"Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten." aus dem Sonntagsevangelium: Joh 4, 23-24
Wenn Jesus sagt: "Betet zu Gott im Geist und in der Wahrheit." Dann heißt das: Zeige dich Gott, so wie du bist. Sei ehrlich. Schäme dich nicht. Sei wahrhaftig.
Beten in diesen Tagen? Kann heißen - Gott mein Herz ausschütten. Mir im Gebet, für eine bestimmte Zeit erlauben, alle Gefühle zu zu lassen. Alle Sorgen, die Furcht, meinen Ärger, meine Anspannung ...
Und dann geh ich wieder in den Alltag, versuche ruhig und zuversichtlich zu sein. Tue was ich kann.
eure Pastoralassistentin Bernadette Hackl |