Freitag 19. April 2024

Weihnachten

Wort zum Fest
Krippe in der Pfarrkirche Gutau

Weihnachten ist traditionell das Fest der Familie, der Liebe und des Friedens. Oft vergessen wir dabei, dass dieses Fest auch einen religiösen Hintergrund hat: Jesus wird als kleines Kind in der Krippe geboren, Gott wird Mensch.

Beim Lesen der sog. Kindheitsevangelien fasziniert mich an diesem Jesus, dass seine Geburt offensichtlich Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten anspricht. Egal ob Hirten auf dem Feld oder Magier aus fernen Ländern, die wir heute als Hl. 3 Könige kennen, sie alle kommen, um das Kind in der Krippe zu sehen. Nur durch seine Existenz wird dieses Kind in der Krippe so zu einem Symbol der Einheit, ja mehr noch, es bewirkt die Einheit, die ansonsten so schwer ist.

 

Vielleicht können wir ja daraus auch etwas für unsere heutige Zeit lernen. Mit Blick auf die Spaltungen, die derzeit durch unsere Gesellschaft, aber auch unsere Familien und Freundeskreise gehen, würde es doch Sinn machen, einmal wieder mehr auf das Einende als das Trennende zu blicken. Wir sind derzeit so auf das Trennende und Spaltende fixiert, dass wir das Gemeinsame, das uns eint, nicht mehr sehen können. Weihnachten möchte unseren Blick schärfen für das Wesentliche. Bei all den Themen, die wir heute oft sehr kontrovers diskutieren, dürfen wir nicht vergessen, dass es unsere Gemeinschaft, unsere Pfarre, unsere Familie, unseren Freundeskreis auch noch gibt, wenn Corona und die Pandemie längst Geschichte sind. Wie wollen wir dann aber zusammenleben, wenn wir uns jetzt über den Umgang mit dieser Herausforderung fast die Köpfe einschlagen. Wir müssen aufpassen, dass Verletzungen, die wir uns jetzt zufügen, nicht dann unser Vertrauen zueinander unmöglich machen.

 

Bevor nun wieder jemand versucht, diesen Text für den nächsten Streit zu verwenden: Ich meine mit dieser Mahnung beide Seiten, denn ich erlebe von allen Seiten zur Zeit eine massive Radikalisierung. Die Pandemie und Maßnahmen bzw. deren Leugnung werden hier zu einer Wahrheit, für deren Durchsetzung manche sogar Gewalt anwenden. Aber weder die Pandemie noch deren Leugnung ist eine Religion, sondern eine naturwissenschaftliche Herausforderung für die Medizin unserer Zeit.

 

Könige (Magier) und Hirten sind bei Christus willkommen. Er ist nicht gekommen, um uns Menschen zu spalten, sondern uns in seinem Namen zu einen. Wenn schon nicht die Liebe zueinander, so doch die Liebe, die wir alle von diesem Jesus empfangen, kann uns wieder zu einer Gemeinschaft bauen, kann Vertrauen schaffen, weil ich dann eben weiß, dass in meinem Gegenüber auch Christus gegenwärtig ist, er/sie auch Sohn oder Tochter Gottes ist. Diese Gewissheit kann und muss uns tragen, wenn wir voll Vertrauen auf dieses Kind in die Zukunft blicken.

 

In diesem Sinne wünsche ich ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest.

Andreas Golatz

Pfarre Gutau
4293 Gutau
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Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

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