Donnerstag 18. April 2024
Pfarre Ebensee

Geschichte der Glocken von Ebensee

Neben den Glocken im kirchlichen Bereich, die man erwarten würde, gab es auch bis zu sechs "private" Glocken und eine - unrühmlich - im KZ-Lager.

Aus dem Buch: Glockenkunde der Diözese Linz, verfasst von Prälat Florian Oberchristl, Linz a. d. D. 1941, Verlag von R. Pirngruber

Ebensee, Dek Bad Ischl

Als Ort „Langwat“ urk. 1340, ca. 1450 „Ebensee“, pfarrte nach Traunkirchen; 1656 bestand eine Josefi Kap mit Priester, seit 1786 Pf, 1928 Markt. - Pfk 1729 vollendet, 1911 vergrößert. Turm 45 m h. KP Nährvater Josef.

Beim Brande am 9. 7. 1835, dem auch der Dachreiter über dem Altarhause zum Opfer fiel, schmolzen 3 Gl. Von den verbliebenen 2 kleinen Gl war 1 schadhaft geworden, so daß nur 1 Gl für alle Funktionen vorhanden war. 1841 wurde der jetzige, massive Turm gebaut, 5 neue Gl angeschafft, in Salzburg geweiht und am 21. 12. 1841 aufgezogen. Gl 1, 2, 5 und 6 waren eine Geschenk Kaiser Ferdinand I., der sie beim Turmbau widmete, wie die Is auf Gl 1, 2 und 5 besagt: Munificentia Imperatoris Ferdinandi I. Gl 4 war eine Spende von Wohltätern. Alle 5 reich verzierten Gl trugen am H die Us: Franz Hollederer in Salzburg 1841.

+ 1. Die große oder Josefi Gl 117 cm Dm 878 kg Ton f Gj 1841. B Kreuzesgruppe. Josef (KP). Himmelskönigin. Florian.

+ 2. Zwölfer oder Marien Gl 94 cm Dm 484 kg Ton a Gj 1841. B Maria mit JK. Kreuzesgruppe. Josef JK (KP). Johann B.

+ 3. Meß Gl 73 cm Dm 261 kg Ton c GJ 1841. Am S: Gottes Segen meinen Wohlthätern. Im F in in einem von 2 Engeln gehaltenen Eichenlaubkranz: Joh. Ev. Kurany, Pfarrherr. B Kruzifix. Himmelskönigin. Johann Ev (Namens des Pfr).

+ 4. Speis Gl 59 cm Dm 144 kg Ton f Gj 1785. + Johann Michael Zöchbauer goss mich in Linz Anno 1785. B Immakulata auf der Weltkugel. Josef mit JK.

Diese Gl, eine Spende des Salinen-Gegenschreibers Franz Grundtner in Ebensee, wurde beim Brande 1835 nur beschädigt; diente früher als Zügen Gl.

+ 5. Kinder Gl 50 cm Dm 58 kg Ton dis GJ 1841. B Die hl. 3 Könige Kaspar, Melchior und Balthasar. Pietà. Florian. Romana. Die B in Kränzen gefaßt.

VI. 6. Zügen (jetzt Zeichen-) Gl 44 cm Dm 54 kg Ton a Gj 1841. B Dolorosa. Florian mit Wassersechterl und Fahne. Am H und S Muschelzier.

Am 28. 1. 1917 wurden die Gl 1, 3 und 5 abgeliefert. 30. 3. 1917; am 4. 12. 1917 folgten Gl 2 und 4 sowie eine kleine vom Kalvarienberg. 29. 12. 1917. Es blieb nur Gl 6. - Am 26. 10. 1920 spendete die Salinenverwaltung von Ebensee, welche das Patronat über die Pfarrkirche hat, Gl III und IV, die bisher am Salinenturm für den Schichtwechsel und bei Feuersgefahr dienten und bei der Fronleichnams-Prozession geläutet wurden. Am Sonntag vor Allerheiligen wurden die Ebenseer mit dem Dreigeläute überrascht . - 1925 kamen Gl II und V dazu 1926 Gl I; es sind jetzt wieder 6 Gl im Turme; Stimmung f, as, cis, f, gis, a.

I. Die Große 116 cm Dm 949 kg Ton f Gj 1926. Am SR: Mich goss Johannes Dettenrieder (Betriebsleiter) in St. Florian bei Linz 1926. FS: St. Florian 1926. B Kreuzesgruppe mit Fegefeuer, darunter: Auf Christi Kreuz den Blick gewandt // Wird dir ein Kreuz von Gott gesandt. - Josef mit JK und Lilie (KP). Hl. Josef, Helfer in der Not, // Hilf uns erwerben das tägliche Brot! - Florian mit Fahne und Wassersechterl. In Brand und Feuersnot // St. Florian bitt du bei Gott. Am H und ober F muschelförmige Verzierung mit Ährenbündel, Blumengirlanden und Draperien. 6 Kb mit Mädchenköpfen. Preis 6272 S.

II. Zwölferin oder Ave Gl 98 cm Dm 579 kg Ton as Gj 1925. Am SR: Mich goss Johannes Dettenrieder in St. Florian bei Linz 1925. - Gottes Segen meinen Wohltätern. - Karl Ruhsam, Pfarrer. B Kruzifix. Immakulata auf der Weltkugel mit Schlange stehend, die Hände abwärts haltend. Josef mit JK in der Linken und Lilie in der Rechten. FS: St. Florian 1925. Am H Weizenähren, Blumengirlanden und Draperien. Preis 3149 S (Geldsammlung).

III. Meß Gl 67 cm Dm 190 kg Ton cis Gj 1837. Am H: Gegossen von F. X. Gugg in Salzburg 1837. B Kruzifix. Brust B Kaiser Ferdinand I. in einem Lorbeerkranz. Am H Weinlaub mit Trauben und Ähren. Preis 290 fl 13 kr K. M.

IV. Allerseelen Gl 54 cm Dm 97 kg Ton f Gj 1837. Im SB am H: K. k. Saline Ebensee. Gegossen von F. X. Gugg zu Salzburg 1837. B Florian mit Wassersechterl und Fahne. Doppeladler. Am H Palmzweige und Kränze, darunter Nischenformen. Preis 126 fl 29 kr.

V. Sterbe Gl 48 cm Dm 71½ kg Ton gis Gj 1925. Am S: Mich goss Johannes Dettenrieder in St. Florian bei Linz 1925. B Himmelskönigin mit beiden Händen das JK haltend, beiderseits Rosensträuche, darunter: Gloria Deo, Pax hominibus (Ehre sei Gott – Friede den Menschen). Leopold mit Kirche und Fahne (in einem barocken Rahmen). Herz Jesu B, nach oben blickend, die Linke am flammenden Herzen, die Rechte abwärts weisend. FS: St. Florian 1925. Am H Blumenband. Preis 388 S (Geldsammlung).

Orts Pfr Karl Ruhsam nahm unter Assistenz der 3 Benefiziaten an den Kirchweih-Sonntagen: 26. 10. 1925 die Weihe der Gl II und V und am 17. 10 1926 die Weihe der Gl I vor.

Kalvarienberg Kap. 1690 Holz Kap, 1779 neugebaut. + Meß Gl 33 cm Dm 17 kg Gj 1780. Im SB am H: Micael (!) Zechbaur goss in Linz 1780. Darunter Akanthusblatt. Ohne B. Am kleinen, 10 m h Türmchen wurde 1780 nebst der vorgenannten Gl noch 1 kleine angebracht, welche 1864 in die Kap der neu errichteten Kinderbewahr-Anstalt überstellt wurde. Beim Hochwasser 1899 wurde sie verschüttet. - Jetzt ist ein Meß-Glöckerl vorhanden 33 cm Dm 20 kg Ton h Gj 1922. FS: St. Florian 1922. B Kreuz (eingraviert). Am H Palmetten. Preis 200 S, Spende des Orts Pfr K. Ruhsam, der sie am 8. 8. 1925 weihte. Die Gl wurde der Landes-Lungenheilanstalt in Buchberg Pf Traunkirchen abgekauft.

Kapelle am Feuerkogel, gebaut und geweiht 1934. 1 Gl 44 cm Dm 55 kg Ton h Gj 1932. B Josef. Mich goss Johannes Dettenrieder, Betriebsleiter in St. Florian 1932. (Gelegenheitskauf.)

Privat Gl. 1. Sodafabrik. + Gl 27 cm Dm 10 kg Gj 1895. Am H zarter Spitzbogenfries; Ant. Gugg, Linz 1895 (GN). - 2. Uhrenfabrik Junghans. + Gl 31cm Dm 17 kg GJ 1872. Im F eingraviert „1872“. - 3. Armenhaus. Gl 32 cm Dm 19 kg Gj 1902; Ant. Gugg Linz 1902 (GN). - 4. J. Warsch, Villa Aster. Gl 29 cm Dm 14 kg Gj 1902, Ant. Gugg, Linz 1905 (GN).

Abkürzungen:

+ Datum der Abnahme der Glocke vom Turm während des Krieges. (Gemeint 1. Weltkrieg)

Datum der Übernahme durch das Abwägen seitens der Heeresverwaltung.

1, 2, 3, 4 Reihenfolge der Vorkriegsglocken. (Gemeint 1. Weltkrieg)

I. II. III. IV. Reihenfolge der Nachkriegsglocken. (Gemeint 1. Weltkrieg)

B Bild (Reliefbild auf der Glocke).

Dek Dekanat.

Dm Durchmesser (größter) der Glocke am unteren Schlagrande.

F Feld der Glocke zwischen Hals und Schlag.

FS Firmaschild.

Gj Gußjahr (Jahr in welchem die Glocke gegossen wurde).

Gl Glocke, Glocken.

GN Gugg, Notizen. Aufzeichnungen der Glockengießerfamilie Gugg in Braunau

H Hals der Glocke: die obere Partie der Glocke von der Haube abwärts, meist mit einem Schriftbande.

h hoch.

JK Jesuskind (Bild) .

Is Inschrift auf Glocken.

K Kirche.

Kb Kronbögen, an denen die Glocke aufgehängt ist.

Kap Kapelle.

KP Kirchenpatron.

P Patrozinium.

Pf Pfarre.

Pfr Pfarrer.

Pfk Pfarrkirche.

S Schlag der Glocke, die Stelle, wo der Schwengel anschlägt.

SB Schriftband.

SR Schlagrand der Glocke.

Urk Urkundlich.

Us Umschrift um die Glocke, ein Bild, Wappen . .

 

Ergänzungen nach 1941

„Lagerglocke“ des Konzentrationslagers während des 2. Weltkrieges. Sie wurde nach dem Krieg in der Seelsorgestation Roith in einem kleinen Glockenturm aufgehängt und benützt, bevor sie nach Prato kam. Diese Glocke befindet sich zur Zeit als Dauerleihgabe im Museo della Deportazione in Prato. Dem Anschein nach ist dies eine in der Kriegszeit entzogene Kirchenglocke.

 

Ergänzungen aus dem Pfarrbuch von 2004

(22. 12. 1941) die Kirchenglocken müssen abgeliefert werden (außer dem Zügenglöcklein), das sind: 5 Glocken der Kirche, die Kalvarienberg-Glocke, die Glocke der Fürsorgekapelle und die der Feuerkogelkapelle

(27. 03. 1949) Glockenweihe! Die am 15. 12. 1948 in der Glockengießerei St. Florian von Meister Johann Dettenrieder gegossenen Glocken in der Stimmung e (1191 kg, Dreifaltigkeitsglocke), fis (819 kg, Michaelsglocke), a (516 kg, Josefsglocke), cis (279 kg, Leonhardsglocke, Ewiges Licht) werden von Dompfarrer Prälat Zierer unter riesiger Beteiligung des Kirchenvolkes am Salinenplatz geweiht.

 

 

 

In diesem Kirchturm (rechts hinten), nach dem Bau 1729, waren vermutlich noch keine Glocken.
Nach 1786 erhält die nunmehrige Pfarrkirche einen hölzernen Turm mit fünf Glocken.
Aus "Lageplan von Ebensee nach 1796".
Beim Salinenbrand 1835 brennt auch der Kirchturm. Vier Glocken werden zerstört, eine mit dem Gussjahr 1785 bleibt erhalten. 1841 kamen in den neuen Turm fünf neue Glocken hinzu.
Pfarrer Ruhsam musste 1917 zuerst drei, dann noch zwei Glocken abliefern, eine blieb. 1920 kamen zwei Glocken von der Saline, 1925 und 1926 weitere drei, da waren's wieder sechs.
Die Geschichte wiederholte sich. 1941 waren fünf Glocken abzuliefern, 1949 kamen vier neue dazu, sodass jetzt wieder fünf Glocken läuten können.

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