Donnerstag 28. März 2024
Pfarre Ebensee

Johann Brandner, Mesner und Chorregent (1856 – 1940)

Ferdinand Giesriegl und Franz Kasberger sen. sind die prägenden Persönlichkeiten des Ebenseer Kirchenchores. Den Grund gelegt hat jedoch Johann Brandner (1856 - 1940). Durch 44 Jahre hat er den Chor geleitet. Dieser Aufsatz soll seine Verdienste würdigen und sein Andenken bewahren.

 

 

 

Er wurde am 10. Oktober 1856 in Ebensee geboren. Josef Moser, 1807 geborener,
salinenbediensteter Füderlschreiber, nahm Johann Brandner „an Kindes statt“ an. Brandner
war der uneheliche Sohn eines Försters aus Gosau, die Eheleute Moser waren Onkel und
Tante. Über seine schulische und weitere Ausbildung wissen wir nichts. Er wird jedoch
sicherlich auf Grund seines musikalischen Talentes eine fundierte musikalische Ausbildung
erhalten haben, sonst hätte er nicht Organist und Chorregent werden können. Aus seinen
Aufzeichnung kann man schließen, dass er auch Latein konnte. Das legt eine gymnasiale
Schule, eventuell an einem Stiftsgymnasium nahe. Im Zivilberuf war Brandner Sekretär im
Kaufhaus Jud in Ebensee.
Im Jahre 1884, im Alter von 28 Jahren, übernahm Brandner die Stelle des Mesners und
Chorregenten. Sein Vor-Vorgänger in diesen beiden Stellen war Ignatz Staininger, von dem
ein Tantum ergo stammt. Mesner bleibt Brandner bis 1908, Chorregent bis 1928, also 44
Jahre.
Im Jahr 1885 beginnen die Aufzeichnungen Brandners. In den Partituren der Thomas-Messe
und der Jordani-Messe, beide von Johannes Ev. Habert, hatte Brandner penibel alle
Aufführungen mit zusätzlichen Anmerkungen aufgezeichnet. So lesen wir zum Beispiel in der Partitur der Thomas-Messe:
1 mal 1885 25/3 Maria Verkündigung Hochamt RD Hr Schadler
ohne Blas Instr. Alt b. Agnus nicht angefangen

Die Messe wurde also am 25. März 1885 (an einem Mittwoch) zum ersten Mal aufgeführt.
RD steht für „reverendus dominus“, was „Ehrwürdiger Herr“ bedeutet, Herr Schadler war
Priester in Ebensee von 1881 bis 1887. Die Sache ging nicht ganz reibungslos ab. Ein Jahr
später, wieder zum Fest Maria Verkündigung am 25. März 1886 (Donnerstag) wurde die
Messe zum zweiten Mal aufgeführt, mit Hörnern, diesmal ohne Probleme.
Bemerkenswert ist, dass diese Messe von Johannes Ev. Habert im Jahr 1879 in Gmunden im
Druck erschienen ist. Habert wirkte von 1860 bis zu seinem Tod 1896 in Gmunden als
Organist und Regens chori. Dass die Messe sechs Jahre nach dem Erscheinen, im ersten Jahr
der Tätigkeit als Chorleiter bereits aufgeführt wurde, legt nahe, dass sich Brandner und Habert zum mindesten gekannt haben, wenn nicht mehr. Möglicherweise erhielt Brandner bei Habert seine musikalische Ausbildung.
Eine Partitur der Jordani-Messe, einer weiteren Messe Haberts, wurde dem Chor geschenkt
mit dem Vermerk: „der Kirche Ebensee gewidmet vom hochw. Herrn Beneficiaten Ludwig J.
Bermanschläger im Aug. 1888
“. Auf dem Deckblatt der Orchesterstimmen steht: „Der
Pfarrkirche zu Ebensee geschenkt von Bermanschläger, Ebensee, 4. II. 88
“. Bermanschläger
war Priester in Ebensee von 1885 – 1894. In dieser Partitur lesen wir:
1888 21/3 Beichtamt ohne Credo RD Bermanschlager Binder Franz v. Seitenstetten Sopran
und in der Partitur der Thomas-Messe:
1888 8/9 Maria Geburt RD Bermanschläger
Schluß(?), unleserlich, Binder Franz v. Seitenstetten Sopran

Eine Nachfrage im Sommer 2011 im Stift Seitenstetten (Pater Jacobus Tisch) ergab, dass es
dort von der Barockzeit bis etwa 1950 Sängerknaben gab. Ein Franz Binder war auffindbar, er stammte aus Wolfsegg, OÖ und hat 1893 dort maturiert. Er war also 1888 etwa 13 Jahre alt, konnte also Sopran singen. Wie kommt aber ein junger Mann aus Wolfsegg, der in
Seitenstetten ins Gymnasium geht, dazu, in Ebensee ein Sopransolo zu singen?
Den Kontakt könnte Habert hergestellt haben. Franz Binder wird diese Habert-Messen
sicherlich in Seitenstetten einstudiert und gesungen haben. Eine Verbindung Haberts mit
Seitenstetten besteht darin, dass Haberts Neffe 1888 in Seitenstetten maturiert hat und
anschließend in das Noviziat aufgenommen wurde. Es handelt sich um Pater Columban
(Franz Xaver) Habert, Sohn des Jordan Habert, der der Widmungsträger der Jordani-Messe
ist. Haberts Messen dürften also in Seitenstetten bekannt gewesen und gesungen worden sein.
Unter den Anmerkungen finden sich auch andere Namen von Knabensolisten, zum Beispiel:
Promberger Carl von St. Florian Sopran
Edlinger Ferdinand von St. Florian Sopr. s.g.
Binder Robert gut Sopr
Schendl Franz Fellner Frz. v. Salzburg Sopr. u. Alt s.g.

Und im Mai 1892:
Brdner (sic!) Sepperl und Ferdl Sopr. + Alt
Hier hat Brandner offensichtlich seine Söhne als Solisten eingesetzt und zwar Josef Brandner (28.11.1881 – 17.11.1940) und Ferdinand Brandner (18.11.1880 – 31.7.1961). Sie waren damals 10 bzw. 11 Jahre alt.
Die Thomas-Messe wurde laut diesen Aufzeichnungen zwischen 1885 und 1893 zehn Mal
aufgeführt und die Jordani-Messe zwischen 1888 und 1927 insgesamt 41 Mal. Das Programm des Chores muss enorm gewesen sein. So wurde allein die Jordani-Messe im Jahr 1893 vier Mal aufgeführt und zwar am 2. Februar (Lichtmess, Donnerstag), 28. Mai (Trinitate, Sonntag), 30. Juli (Sonntag), 29. Oktober (Sonntag). Dazu im selben Jahr die Thomas-Messe am 25. März (Maria Verkündigung, Samstag), 3. April (Ostermontag), 6. August (Sonntag). Dabei werden sicherlich auch noch andere Messen dargeboten worden sein. Wie damals genügend Sängerinnen, Sänger und Musiker aufgeboten werden konnten, ist heute unvorstellbar. Dazu kommen noch die äußeren Bedingungen, elektrisches Licht in der Kirche gab es erst ab dem 1. November 1891. Vorher wurde mit Unschlitt beleuchtet.
Anlässlich der Enthüllung der Kaiserbüste im Kaiserpark (heute Kriegerdenkmal vor Leder
Daxner) wurde am 17. August 1902 ein Pontifikalamt mit Erzbischof Katzer und Bischof
Doppelbauer gefeiert, bei dem Brandner die Festmesse von Kirms dirigierte.
Nach der Jahrhundertwende werden die Aufzeichnungen weniger ausführlich und in der
Schrift auch sichtbar unsicherer. Es kommen große Umwälzungen auf den inzwischen
55-jährigen Brandner zu.
Im Oktober 1910 wird mit dem Kirchenumbau begonnen, die Orgel musste abgebaut werden.
Nach einem Jahr, am 12. Oktober 1911, wird die erweiterte Kirche wieder eingeweiht. Die
alte Orgel wurde an die evangelische Kirche von Hallstatt verkauft, für den Organisten
Brandner gibt es für vierzehn Jahre nur ein Harmonium. 1922 wird ein Orgelbauverein
gegründet und am 3. August 1924 wird die neue, die dritte Orgel eingeweiht.
Die letzte Eintragung vom Jahr 1927 (in der Partitur der Jordani-Messe) lautet:
27 9/10 Sontag 9 Uhr Benef. Grömer
Im Jahr 1928 mit 72 Jahren trat Brandner nach 44 Jahren als Chorleiter von seinem Amt zurück. Im November 1929 wurde Johann Brandner vom Bundespräsidenten die Ehrenmedaille für 40 jährige treue Dienste verliehen.

Dann kamen neue Zeiten. Ein junger Pfarrer, Ferdinand Giesriegl, mit neuen
musikalischen Ambitionen folgte ihm nach. Am 12. Jänner 1928 starb Brandners Frau
Theresia, möglicherweise war auch das ein Grund für seinen Rücktritt. Er selbst starb am
20. Juni 1940 im 84. Lebensjahr, sein Grab und das seiner Familie ist auf dem Ortsfriedhof
von Ebensee.
Brandners Verdienst war es, die damals sicherlich sehr modernen Messkompositionen
Haberts in Ebensee eingeführt und aufgeführt zu haben. In dieser Tradition, der des
österreichischen Cäcilianismus, steht der Kirchenchor von Ebensee heute noch.

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