Prato, eine Stadt in der Toskana, nicht weit von Florenz, mit rund 200.000 Einwohnern, ist seit altersher Zentrum für die Herstellung hochwertiger Textilien. Im März 1944 kommt es zu einem großangelegten Streik. Gegen die Belegschaft in den Betrieben wird hart vorgegangen. Wahllos werden die Arbeiter festgenommen und in Konzenttrationslager deportiert. Nach Ebensee, rund 700 km von ihrer Heimatstadt entfernt, werden etwa 950 Prateser gebracht, um Zwangsarbeit zu leisten. Nur rund 400 von ihnen erleben die Befreiung und können heimkehren. Aber sie kommen wieder zurück nach Ebensee, um jener zu gedenken, die im KZ Ebensee umgekommen sind. Einer von ihnen ist Roberto Castellani, der bei seiner Verhaftung 17 Jahre alt war, und er hat eine Idee. Das "Nie wieder" soll Gestalt bekommen. Eine Städtepartnerschaft des Friedens zwischen Prato und Ebensee, den beiden Gemeinden, die zwangsweise durch eine schreckliche Geschichte miteinander verknüpft wurden, soll den Friedensgedanken in beiden Ländern stärken.
Vor 35 Jahren, am 27. September 1987, wurde in Prato die entsprechende Urkunde unterzeichnet, die Unterzeichnung in Ebensee erfolgte am 14. Mai 1988. Eine besondere Verbindung ist entstanden und über die Jahre gewachsen, nicht nur auf kommunaler, sondern auch auf kirchlicher, schulischer und privater Ebene.
Am Sonntag, 7. Mai 2023, wurde in der Pfarrkirche Ebensee, vom Ebenseer Pfarrer Alois Rockenschaub und Don Alessandro, Pfarrer von St. Lucia, eine tiefgehende Partnerschafts - und Friedensmesse zelebriert. Auch Altbischof Maximilian Aichern, dem die Städtepartnerschaft ein Herzensanliegen ist und der bei vielen Besuchen in Prato mit dabei war, wohnte dem Gottesdienst, der auch im Gedenken an der verstorbenen Pfarrer von St. Lucia, Don Mauro Rabatti stand, bei.
" Nie wieder! Nie wieder darf so etwas passieren. Daher haben wir unsere Städtepartnerschaft des Friedens ins Leben gerufen. 35 schöne Jahre der Freundschaft sind vergangen. Wir müssen alles daran setzen, dass die enge Verbindung zwischen Prato und Ebensee auch in Zukunft weiter lebt. Wir müssen den Frieden Leben!", war der Tenor dieses verbindenden Gottesdienstes.
Die beiden Pfarren tauschten zum 35 Jahr-Jubiläum Ehrenpräsente aus. Großartig musikalisch gestaltet wurde die Friedensmesse von " Fannys SoulSisters".
" Beati gli operatori di pace", - " Selig, die Frieden stiften", steht in großen Lettern auf dem Lesezeichen zum Städtepartnerschafts-Jubiläum, das jeder Gottesdienstbesucher von den Gästen aus Prato überreicht bekam.
Text + Fotocredit: Reinhard Hörmandinger