Freitag 19. April 2024
Pfarre Dorf an der Pram

Denkschrift zur Strukturänderung in den Pfarren

von Diakon Reinhart Daghofer

Nach dem ursprünglichen diözesanen Vorschlag sollten die Pfarrgemeinden Riedau und Dorf an der Pram, entsprechend ihrer Zugehörigkeit zum politischen Bezirk Schärding, zur neuen größeren Pfarre „Andorf“ kommen.

Für diesen sehr naheliegenden Vorschlag sprechen gewichtige Gründe:

Zum ersten die schon erwähnte Zugehörigkeit zum Bezirk Schärding, also zum Innviertel; es gibt aber auch gewichtige innere Gründe, die viel tiefer gehen als die Zugehörigkeit zu einem politischen Bezirk.

Nachdem ich mich im Jahr 1980 mit meiner verstorbenen ersten Ehefrau und den Kindern in Riedau angesiedelt hatte, habe ich nicht nur den Kontakt zur örtlichen Pfarre gesucht, sondern auch mehrfach Gottesdienste in der sehr nahe liegenden Pfarrkirche Zell an der Pram besucht. Nun muss man den nicht ortskundigen Entscheidungsträgern ins Bewusstsein rufen, dass die beiden Pfarrkirchen ganz nahe bei einander liegen. Von verschiedenen Punkten kann man leicht beide Pfarrkirchen als religiöse Kristallisationspunkte gleichzeitig erblicken. Es fiel mir allerdings bei verschiedenen Gesprächen sofort auf, dass die sehr enge geographische Nähe, die jedem unbefangenen Beobachter eine Zusammenarbeit erwarten lässt, nicht mit einer wirklichen, also auch religiös spürbaren, Nähe verbunden ist.

Ganz im Gegenteil:

Die beiden Pfarrgemeinden scheinen in verschiedenen religiösen Welten zu leben. Warum ist das so?

Zell an der Pram gehört zum  Dekanat Andorf, Riedau zum Dekanat Kallham. Die kirchliche Einteilung folgt nach wie vor der alten, bis 1779 durch Jahrhunderte existierenden Grenze zwischen Österreich und Bayern. Das Kerngebiet von Riedau gehörte zum Land ob der Enns, Zell an der Pram war altbayerisches Gebiet. Obwohl die beiden Gemeinden seit nunmehr 240 Jahren zur gleichen politischen Einheit gehören, sind sie sich in der Tiefe des kollektiven  Unbewussten gegenseitig "Ausland" geblieben. Geradezu legendär ist der rivalisierende Antagonismus auf beiden Seiten. So werden "die Riedauer" von manchen "Zellern" gerne als "Kochlöffelleute" verspottet. Es führte jetzt zu weit, diesen Spott näher zu erklären. Man ist sich aber immer gegenseitig nichts schuldig geblieben.

Die eigentliche Ursache der Rivalität ist den handelnden Personen in aller Regel natürlich nicht bewusst.

Und das ist leider kein "Schnee von gestern", sondern die tiefer liegende Realität, die man allerdings nur erfassen kann, wenn man die geschichtlichen Wurzeln kennt und nicht bloß einer oberflächlichen und damit zwangsläufig technokratischen Betrachtungsweise huldigt.

Nicht nur die besondere geographische Nähe, sondern vor allem auch der kirchliche Sendungsauftrag legen es nahe, den alten Unfug zu überwinden, eine echte Nähe zu suchen und im oberen Pramtal die Botschaft vom gekreuzigten Auferstandenen gemeinsam zu verkünden und zu leben.

Das zuletzt Gesagte gilt mittelbar auch für die Pfarrgemeinde Dorf an der Pram. Zwischen Dorf und Riedau ist es gelungen, früher noch spürbare Rivalitäten glaubwürdig zu überwinden und einen gemeinsamen Weg zu suchen und zu gehen. Nun sollte auch eine echte "Brücke" zur Pfarrgemeinde Zell an der Pram errichtet werden.

 

Demgemäß hoffe ich, dass der ursprüngliche Plan der Zugehörigkeit der Pfarrgemeinden Riedau und Dorf zur größeren Pfarre Andorf wieder aufgenommen wird.

 

Riedau zu Pfingsten 2019.

 

Reinhart Daghofer

Pfarre Dorf an der Pram
4751 Dorf an der Pram
Dorf 1
Telefon: 07764/8426
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: