Donnerstag 28. März 2024
Pfarre Bad Ischl

Die Erweiterung

Der zunehmende Pilgerstrom machte eine Erweiterung der Kirche notwendig.

Darüber berichtet eine Aufzeichnung in der Sakristei aus dem Jahre 1779:

"In Jahr 1779, den 30.0ktober ist man allhier in den hochwürdigen

Calvariberg mit dem Geby fellig fertig worden allwoh als den allerhöchsten

Gott ewigen Dank gesagt seye daß alles so gliklich und guat

vorbeigangen. Indem die zwey dürn von neuen seynd aufgemauret und

der Berg etwas erweitert worden wie auch die Verschallung inwendig

von neuem hinaufgemacht wie auch ausgemallen worden allwoh die

hierauf ergangenen Unkosten, dass mehrere von der Berg

Calvariekasse bezahlt worden, aber auch vielen von denen

Guatthätern beigetragen worden welches ich bezeig Johann Sebastian

Lidl als der Zeit ich die Ehre gehabt, als Bauherr Verwalter zu sein.

Als Oberverwalter und Herr Pfarrer ist gewest der Hochwürdige Herr

Georg Weinhauser. Sey also Gott die Ehr und Dank gesagt."

Das Wesentliche dieser Erweiterung ergibt sich aus dem Anbau der Apsis für die Kreuzigungsgruppe, dem Zubau der Sakristei und dem Neubau von zwei Türmen. In der Stirnfront finden wir drei flache Nischen in denen sich drei Figurengruppen befinden. Diese fast lebensgroßen Terrakotta-Statuen zeigen das "Gericht Jesu". Auch hier wissen wir nicht, wer diese interessanten Figuren geschaffen hat und ob sie nicht vielleicht schon die eintürmige Fassade geziert

haben. Bleibt nur der Hinweis, dass sich am Karner in Lorch (Enns) Figuren von gleicher Art befinden. Die Entstehungszeit dieser Tonstatuen dürfen wir in die Jahre der Türkenkriege verlegen, tragen  doch die Feinde Jesu - besonders deutlich die Gerichtsdiener in der rechten Figurengruppe - türkische Gewandung.

Für Johann Steiner freilich ist das ein Anlass, in seinem weit verbreiteten Reiseführer der Biedermeierzeit zu bemerken:

"Die Figuren in den drei Nischen der vorderen Kirchenfront sind zwar

dem Ort und der Leidensgeschichte, aus welcher sie eine Vorstellung

abgeben sollen, angemessen und durch ihre Größe imponierend; alleine

sie erregen für den in der Geschichte Bewanderten einen unangenehmen

Eindruck, wenn man zur Zeit der Leidensgeschichte des

Herrn neben einem jüdischen Hohenpriester einen katholischen

Priester in gegenwärtiger Kleidung und einen den Heiland spottenden

Juden in einer gestreiften Pantalonhose erblickt."

 

 

Johann Steiner: Der Reisegefährte durch die Österreichische Schweiz oder das obderennsische Salzkammergut. Linz, 1832 (Seite 181/182).

Die "gestreifte Pantalonhose" weist auf die ursprünglich bunte Bemalung der einzelnen Figuren hin, Bilder der Biedermeierzeit zeigen noch diese bunte Gewandung, die im späten 19. Jh. durch einen grauen Ölanstrich, bei der Renovierung 1964 durch einen dunkelroten Grundton ersetzt worden ist.

 

Neben diesen Terrakotta-Figuren bestimmen die beiden Türme mit den Zwiebelhelmen, das Auge Gottes, eine Sonnenuhr und Engelköpfe im Stuckzierat das Gesicht der Stirnfront.

 

Aus vorheriger Aufzeichnung erfahren wir auch, dass die Kirche 1779 "außgemallen" worden ist. Damit ist wohl in erster Linie das barocke Deckenfresko gemeint. Es zeigt Gottvater, der auf der Weltkugel trohnt, den Hl. Geist in Gestalt der Taube und das Kreuz Christi. Dieses ist umgeben von Engeln, die die Leidenswerkzeuge (Geißel, Schwamm, Schweißtuch der Veronika) in Händen halten. Wiederum verschweigen die vorhandenen Aufzeichnungen den Namen des Künstlers.

Dass uns dieses Deckengemälde heute fast in der ursprünglichen Konzeption begegnet, verdanken wir der Renovierung des Jahres 1961. Damals war geplant, das Kircheninnere neu auszumalen. Bei der Vorbereitung des Untergrundes entdeckte der mit der Färbelung beauftragte Malermeister Heinrich Neureiter die Reste einer Barockmalerei. Daraufhin wurden weitere Zonen freigelegt. Erst jetzt konnte man den Zusammenhang mit dem barocken Gesamtkonzept aus dem Jahre 1779 erkennen.

 

 

Im Restaurierungsbericht von Herrn Prof. Fritz Fröhlich heißt es dazu: das 120 m2 große Fresko secco liegt in der ungegliederten Tonne ... Daran schließt sich ein breiter Rahmen. Genau in der Mittelteilung .. . je ein Medaillon (Evangelienseite: Moses mit der ehernen Schlange; Epistelseite: Adam und Eva), gut erhalten, doch fehlt die barocke architektonische Einbindung ... Im Zuge der Renovierung (1824) erhielten die beiden Medaillons eine dekorative Einfassung durch je ein Putto-Engelpaar, eingefügt in unbeholfen ausgeführt, quasi barocke, Scheinstuckgebilde ... Die nächste Renovierung (1893) brachte eine weitere, die barocke Situation völlig aufhebende Neuerung. Das Gemälde wurde auf ein Sechstel der Gesamtgröße verkleinert, dieser Teil mit Ölfarbe "verbessert" übermalt, der Teil außerhalb bis an den Rand der Tonne mit Leimfarbe in einem krausen Arabeskengewirr schablonenhaft ausgemalt."

 

Das also war die Situation, welche die Restauratoren des Jahres 1960/61 vorfanden. Was nun geschah, sei nur in einigen Sätzen aus obigem Restaurierungsbericht wiedergegeben: "Nach Abwaschen der verhältnismäßig sich rasch lösenden Leimmalerei wurde die sehr hart gewordene Ölmalerei, sowie der als "Schlußlasur" darübergelegte Ölfirnis Schicht um Schicht abgenommen. .. An allen Stellen, an denen sich auf die Berohrung durchgehende Sprünge zeigten, sowie an mürben Putzstellen wurde das Gefüge geöffnet, die Randzonen mit Kalkmilch gehärtet und die Stellen neu verputzt. Nach Abschluß dieser Vorarbeiten präsentiert sich das gesamte Gemälde gut überschaubar in der vom Barockmeister intendierten Konzeption."

 

Durch diese kunstgerechte Renovierung hat die Kalvarienbergkirche an künstlerischer Geschlossenheit und Qualität ganz wesentlich gewonnen. Das mag auch mit ein Grund sein, dass dieses in einer grünen Stille liegende Gotteshaus auch eine Hochzeitskirche geworden ist, die sich steigender Beliebtheit erfreut.

 

Doch zurück ins beginnende 19. Jh., in dem der alte Salzmarkt Ischl

 

 

durch den kaiserlichen Leibarzt Dr. Pranz Wirer zum Heilbad wird (1823).  Dieser Arzt schreibt in seinem Buch "Ischl und seine Heilanstalten" (1842) Seite 226:

"An der Straße nach Salzburg liegt der Kalvarienberg, zu dessen

Kirche, welche vorzüglich von ferne einen malerischen Anblick

gewährt, man leicht emporsteigt, da steinerne Stufen unmittelbar bis

an den Kirchenplatz heranführen. Obschon der Hügel, auf welchem

diese vom Frömmigkeitssinne der Ischler begründete und erhaltene

Anlage sich befindet, nicht hoch ist, eröffnet sich doch daselbst seine

überraschend schöne Aussicht."

Kein Wunder, dass die Maler des Biedermeier den Kalvarienberg und seine Stationskapellen in ihre Studien einbeziehen. Hierher gehören: 1828: Thomas Ender (1793 - 1875), "Erste Station aus dem Kalvarienberg" (Stahlstich); um 1830: Rudolf v. Alt (1812- 1905), "Ischl mit der Kalvarienbergkirche" (Aquarell), Original im Kupferstichkabinett Akademie der Bild. Künste, Wien (beide Bilder

wiedergegeben in Marks, Oberösterreich in alten Ansichten, OÖ. Landesverlag, Linz, 1966, Ender: Nr. 199, Alt: Farbtafel XVIII); u. 1840; Anton Schiffer (1811 1849), "Die Ischler Kalvarienbergkirche ", ovales Ölbild, Privatbesitz.

 

Im Jahre 1866, zurzeit Pfarrer Ferdinand Auböcks, erhielten die Stationskapellen neue Bilder im Stil der Nazarener-Schule. Das ist die Zeit, in der sich auch das bäuerliche Umland rund um den Kalvarienberg wandelt. In unmittelbarer Nähe entsteht in den sechziger Jahren das noble "Hotel Bauer", das u.a. den deutschen Kaiser Wilhelm I., den Kaiser von Brasilien, Don Pedro II. und den König von Siam Tschulalongkorn I. zu seinen Gästen zählt. Es wurde 1969 wegen Baufälligkeit abgetragen . Vielleicht sind auch die  ekrönten den Weg auf Calvaria gegangen, von dem der schön gelegene Kaiser Elisabeth-

Waldweg nach Pfandl (bei der 3. Station) und der Bauernfeld-Weg nach Ahorn (bei der Hl.-Grab-Kapelle) abzweigt.

 

Im Abrechnungsbuch "Ecclesia inmonte Calvaria", von Pfarrer Weinmayr am 1. Jänner 1876 begonnen und mit peinlicher Genauigkeit geführt bis ins Jahr 1911, da ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm, finden wir einige  interessante Eintragungen. Abgesehen von den immer wiederkehrenden Ausgaben für Chorregent, Orgelaufzieher, Mesner, Ministranten usw. finden wir unter dem 29. März 1883 die Notiz "Beleuchtung des Kreuzes" und 1887: "Nachtwache in der Karwoche, Amperl zur Kreuzbeleuchtung." Darunter dürfen wir das Lichterkreuz verstehen, dessen 132 Talglichter ("Amperl") ihren Schein in die Karfreitag- und Karsamstagnacht gesandt haben. In den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Jahr 1963 betreute die Familie Malermeister Neureiter dieses Lichterkreuz. Im Zuge der Außenrenovierung wurde 1964 der im Jahre 1840 errichtete hölzerne Vorbau abgetragen, auf dem das Lichterkreuz befestigt war. Die Fassade der Stirnfront hat durch diese Maßnahme ihre barocke Grundgestalt zurückbekommen.

 

Die zahlreichen Bildstöcke, die am Waldrand hinter der Kirche von Ischler Familien errichtet worden waren, entsprachen dem Frömmigkeitsstil des 19. Jahrhunderts. Nur drei davon sind bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben: eine Marienkapelle am Beginn des Bauernfeld-Weges, eine steinerne Bildsäule und eine Rindenkapelle mit der Darstellung "Christus im Elend“. In der Sakristei Ecke wird Jesus im Kerker gezeigt, der Westwand im Südturm ist eine Gedenktafel "Zur frommen Erinnerung an Minka Gärfin Almasy, geb. Gräfin Wenkheim, 1837 - 1917", eingefügt. Unterhalb des Messnerhauses befindet sich eine Marmortael mit dem Text "Aus Dankbarkeit, 25. Juli 1918", die für das nebenstehende Antoniusbil gedacht war und Zeugnis für die Beliebtheit und Verehrung dieses Heiligen gibt.

 

Das ausgehende 19. Jh. brachte auf Calvaria mancherlei Neuerungen: Zunächst die seltsame Dekorationsmalerei (1893) im Inneren der Kirche, von der schon anlässlich der Renovierung des Deckenfreskos die Rede war. Um diese Zeit erfolgte auch die Neugestaltung der Seitenaltäre. In prachtvolle Barockrahmen werden Bilder im Nazarener-Stil eingefügt. Auf der  evangelienseite eine "Beweinung Christi", auf der Epistelseite die "Kreuzabnahme". Diese beiden Bilder flankieren nun die Kreuzigungsgruppe. An den Seitenaltären verblieben barocke Holzstatuen: St. Sebastian und St. Antonius (Evangelienseite) und St. Franziskus von Assisi und St. Johannes der Evangelist (Epistelseite). Schließlich bleibt noch der Neubau des Mesnerhauses 1891 zu erwähnen.

 

Um die Jahrhundertwende betreute der Mesner Stefan Bachauer zur Weihnachtszeit die gern besuchte Kalvarienberg-Krippe . Ein wesentlicher Teil ihres Bestandes ist indessen auf weiten Umwegen in den Krippenraum des Linzer Schlossmuseums gewandert und hat dort als "Salzkammergut-Heimatkrippe" einen würdigen Platz gefunden (1964). Die Jahre 1901 - 1904 sind ausgefüllt mit Verhandlungen, die Prälat Weinmayr mit verschiedenen Ordensgemeinschaften (Franziskaner, Kapuziner, Karmeliter) führte, um den Kalvarienberg mit einem Kloster zu krönen. Bis zum Grunderwerb und Planentwurf war dieses Vorhaben schon gediehen, doch blieb ihm schließlich der Erfolg versagt. Im Jahre 1904, da die Bemühungen endgültig gescheitert waren, finden wir aber einen neuen Spender im Abrechnungsbuch, der Jahr für Jahr bis zu seinem Tod der Kalvarienbergkirche 200 Kronen stiftet: Seine Majestät Kaiser Pranz Joseph.

 

 

Vielleicht war er in der Karwoche 1889 mit Kaiserin Elisabeth auch auf dem Kalvarienberg, berichtet doch die Prohaska-Chronik S.55, dass in diesem Jahr Kaiser und Kaiserin mit ihrem Hofstaat anlässlich der Trauer um den Kronprinzen (Mayerling!) die Karwoche, sowie die Osterfeiertage in Ischl verbrachten.

 

Die Not der Jahre nach dem Zerfall der Monarchie erlaubte auf Calvaria nur die notwendigsten Reparaturen. Ähnlich war es nach dem Zweiten Weltkrieg. 1952 hatte Prof. Daringer die 12 Stationsbilder der Kreuzwegkapellen erneuert. Die große Renovierungsarbeit "am Berg" konnte aber erst in den Jahren 1960/68 unter Stadtpfarrer Monsignore Pranz Mayr geleistet werden. Darüber berichtet ausführlich die Urkunde, die am 18. August 1968 im Turmknauf hinterlegt worden ist.

 

Die Nacht vom 21. zum 22. Mai 1975 brachte der Kirche einen schweren Verlust. Brutale Verbrecher raubten von der Kreuzigungsgruppe vier Kelche- tragende Engel samt Silberleuchtern. Sie sind bis heute verschollen. Die derzeitigen Figuren sind gut gelungene Kopien der Originale. Einen erfreulichen Zuwachs brachte das Jahr 1996, als Herr und Frau Dr. Strauss, die schon die durch den ersten Weltkrieg in Verlust geratene Glocke des nördlichen Turmes durch eine neue ersetzten mit der Inschrift: "Künde uns Frieden und Freude" daneben die Darstellungen des heiligen Franziskus und des heiligen Georg sowie das Signum der Glockengiesserei Grassmayr Innsbruck. Ein Frater namens Georg vom Franziskanerorden war es auch, der die  Kirche 27 Jahre hindurch betreute, bis ihn 2007 Gott zu sich rief. Eine

Gedenktafel an der Südseite erinnert an ihn. Ab 2008 haben das Ehepaar Maria und Hans Schrattbauer Wohnung und Betreuung übernommen.

 

In der Zeit vor Ostern ist der Kalvarienberg ein viel und gern besuchter Ort. Ab der ersten Fastenwoche ist jeden Freitag morgens Messfeier, in der Karwoche Kreuzwegandachten und am Karfreitag eine Feierstunde.   Der   Karsamstag   Nachmittag   ist für   zahlreiche Ischler Familien Anlass bei den   Stationskapellen, in der Kirche und am Hl. Grab sich im stillen Gebet für den Ostersonntag vorzubereiten.

 

 

Damit haben wir den Rundgang durch die Geschichte des Heiligtums beendet und wir dürfen nach dieser historischen Wanderung in einem Gedicht von Dr. Hans Stögner (gest. 1962) zusammenfassen, was der "Berg Calvary" dem gläubigen Volk von Ischl immer gewesen ist:

Vom Wald am Berge schau ich nieder,

Ein Kind zwar längst vergangner Zeit.

Doch immer kommen gern sie wieder,

Wenn freundlich ladet mein Geläut.

 

Mit ihren Sorgen, Bitten, Leiden

Seh ich herauf zu mir sie ziehn;

Noch alle sah ich trostvoll scheiden,

die kamen, betend hier zu knien.

 

Ich bin ja selbst ein treuer Beter

für euch, ihr Ischler, jederzeit:

Mein Kreuz sei Führer euch und Retter

Auf steilem Pfad zur Ewigkeit.

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Die Bedrohungen durch die Klimakrise machen Angst. Hitzeperioden und Umweltkatastrophen betreffen alle Menschen auf...
Namenstage
Hl. Gundelind, Hl. Guntram, Hl. Wilhelm Eiselin, Hl. Josef Sebastian Pelczar
Evangelium von heute
Joh 13, 1–15 (Gründonnerstag)

FRANZ JÄGERSTÄTTER 1907 - 1943
 

Unter dem Altar von St. Nikolaus ruht seit 2017 eine Reliquie des Seligen Franz Jägerstätter.

 

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