Samstag 20. April 2024
Pfarre Bad Ischl

Der Beginn

Der Ischler Kalvarienberg (calvaria - lateinisch: Schädelstätte) entstand im Zeichen barocker Frömmigkeit

Den ersten Kalvarienberg im Salzkammergut errichteten die Jesuiten in ihrer Residenz zu Traunkirchen im Jahre 1696. Zehn Jahre später folgt an zweiter Stelledie Kalvarienbergkirche von Ischl, die in den Jahren 1704 bis 1706 erbaut worden ist.

Am Fest der Kreuzerhöhung des Jahres 1706, am 14. September- so berichtet die Pfarrchronik- wurden "die Statuen" von Ischler Bürgern in feierlicher Prozession von der Pfarrkirche auf "den Berg" getragen. Darunter dürfen wir die Figuren der Kreuzigungsgruppe verstehen. Wir kennen den Meister nicht, der diese Statuen geschnitzt hat, die den zentralen Mittelpunkt des Kalvarienberges bilden. Vielleicht war es der Mondseer Bildhauer Johann  Georg Kammerdorfer, der sich 1704

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

im Markt Ischl ankaufte, 1707 sein Haus wieder verkaufte, da sein Auftrag - "die Statuen“ – erfüllt war. Kammerdorfer gehörte zum Kreis der berühmten Guggenbichler-Werkstatt in Mondsee. Zu den  Statuen der Kreuzigungsgruppe aus meisterhand zählen Jesus, die beiden Schächer, die hl. Maria und der hl. Johannes. Spätere Zutaten sind Maria Magdalena am Fuße des Kreuzes knieend und zwei Reiter link s und recht s der Gruppe. Einer davon mit Lanze (vgl. .loh 9,34), der zweite könnte der bei den Synoptikern angeführte Hauptmann se in (vgl. Mk 15, 39) Diese drei Figuren werden das erste Mal in einem Gebetsblüchlein von 1761 vorgestellt. Diese späteren Ergänzungen unterscheiden sich in ihrer künstlerischen Qualität ganz wesentlich von den Hauptfiguren der vielbewunderten Kreuzigungsgruppe.

Die älteste Ansicht der Kalvarienbergkirche, deren Ausmaß im Grundriss das hellgraue Steinpflaster umgrenzt, bietet ein Votivbild, mit der Bezeichnung  "Brand im Gries". Dieses Bild aus dem Jahre 1709 zeigt eine eintürmige Kirche

und die Kreuzwegkapellen, die den stufenreichen Weg begleiten. Zusammen

mit der Kirche entsprechen die vier  Stationskapellen den fünf Geheimnissen des schmerzhaften Rosenkranzes. Mit dem hl. Florian und dem hl. Antonius hält die Gottesmutter ihre schützende Hand über Ischl, das im Stadtteil "Gries" (am rechten Traunufer) von einer Brandkatastrophe heimgesucht worden war. Die Inschrift auf diesem Bild, das sich als Leihgabe im Museum der Stadt Bad Ischl befindet, besagt:

"Anno 1709 den 13. Juni, am Fest des heyl. Antoni de Padua, ist zwischen 1 und 2 Uhr nachts ein unversehene Feuers-Prunst entstanden, wodurch drey Heuser völlig in Aschen seint gelegt worden. Als man sich aber in solcher den ganzen Marckht vor schwenten Gefahr mit heyl. Meß und Protseßion alshero auf den Perg Calvariae verlobet, ist solche Prunst mit gnad Gottes nit allein glickhlich gedempft, sondern auch damit es niet weiter gegriffen bey heller Sternnacht durch einen windstill kommenen Rögen verhietet worden. Hat dem nach Gott seinen bittersten  Leyden und Sterben seiner schmerzhafften Muetter Maria, auch den heyl. Florian und Antoni zu schuldigsten Lob und Danckh Herr Franz Creutzberger, des Inneren Raths und Gastattgeb alhir, wie auch in Löbl. Bürgerschafft und andere Guetthetter zu ainer wehrenten Gedechtniß dise Contrafeitur und Taft alhiro machen lassen."

Ein Teilmotiv dieses Bildes, nämlich die vorher beschriebene "Madonna mit den Tränen", befindet sich in einer noch älteren Darstellung eingefügt in den heutigen Seitenaltar. Es trägt am unteren Rand die Inschrift: "R. P. Felix Ezinger, Profeß Lambacensis, Ord. S. P. Benedicti, 1705". Gemeint ist der am 2. Nov. 1663 in Ischl geborene Pater Felix Ezinger, Konventuale des  Benediktinerstiftes Lambach und erster nachweisbarer Priester aus Ischl. Er dürfte als Initiator und Baumeister maßgebend für unsere Kalvarienbergkirche gewesen sein. Belegt ist sein späteres Wirken als Baumeister noch bei anderen Kirchen wie Kalvarienberg Lambach (1717), Dreifaltigkeitskirche Stadl-Paura (1717 -24) und Kalvarienberg Neumarkt (1728).

 

War also durch die beiden Votivbilder die gnadenbringende Kraft des Kalvarienberges augenscheinlich erwiesen, so verstehen wir auch, dass die Pfarrchronik von zahlreichen Bittprozessionen berichtet, die "am Berg" Hilfe in den verschiedensten Anliegen suchten: um schönes Wetter, um Abwendung von Pest, Hunger, Krieg usw. Hierher gehören auch die vielen Stiftungen, die in einem Verzeichnis im Pfarrarchiv zusammengefasst sind.

 

Allein diese Aufzählung und die vielen Bittprozessionen machen es verständlich, dass man schon 1708 an eine Erweiterung der Kalvarienbergkirche dachte, die dann im Jahre 1714 auch durchgeführt worden ist, ohne dass wir von den baulichen Veränderungen Näheres erfahren. Wir wissen nur, dass zu dieser Zeit zwei Seitenaltäre schräg zum Hochaltar aufgestellt wurden. dass 1715 der Lidl'sche Marienaltar dazukam und dass Paul Preisl (gestorben am 13. Sept. 1724 zu Ischl) das " Jüngste Gericht“  1715 malte (Ölbild über dem Seiteneingang).

Eine weitere Kostbarkeit erhält unser Kirchlein noch im Jahre 1715 als Johann Lorenz Santmayr in die hölzerne Empore eine höchst form- und klangschöne Orgel einbaut.

Santmayr war Schulmeiser und Organist in Wimsbach (OÖ) und betrieb dort neben seinem Beruf eine kleine Orgelbauwerkstatt. Fünf Register und 45 Metallpfeifen im einfeldrigen Prospekt geben dieser Königin der Instrumente eine herzliche und edle Klangfarbe.

Eine Aufzeichnung berichtet darüber: "Dieses Werk ist durch Herrn Lorenz Santmayr, Organist und Orgelbauer in Wimsbach nächst Lambach gemacht, welcher in seinem Kontrakt zu diesem Gotteshaus 50 Gulden zu einem Opfer gebracht hat, anno 1715." Die kleine Orgel ist von reichem Schnitzwerk umrahmt, gekrönt von Engeln und der Gestalt König Davids. An der Brüstung das Bild der hl. Cäcilia, Patronin der Kirchenmusik.

Dieser Zeit dürfen wir auch jenen "Plan von Jerusalem" zuzählen, der den Leidensweg Christi verzeichnet und die Überschrift trägt: "Die Stadt Jerusalem, wie selbe zur Zeit Christi war."

Mit der Einfügung einer Glocke in die eintürmige Kirche hatte der Ischler Kalvarienberg seine wesentliche Grundausstattung. Auf der Glocke finden wir die Figuren St. Nikolaus, St. Antonius und das Kruzifix. Ihre Inschrift besagt:

JESUS VON NAZARETH, REX JUDAEORUM

ZU GOTTES EHR BIN ICH GEFLOSSEN,

JOHANNES HÄCKHL HAT MICH GEGOSSEN

IN SALZBURG ANNO 1724.

Wenden wir uns nach dieser Übersicht über die ersten Jahrzehnte der Ischler Kalvarienbergkirche hinsichtlich ihrer Bau- und Kunstgeschichte den kirchlichen Belangen zu, so verzeichnen wir am 14. Jänner 1707 die Bewilligung zum Messelesen auf dem Hochaltar. Diese Urkunde ist gezeichnet vom Passauer Fürsterzbischof Kardinal Philipp Graf Lamberg, der im Jahre 1711 auch die Weihe der Kalvarienbergkirche vollzog und bei dieser Gelegenheit - so berichten die Chroniken - vielen Tausenden das hl. Sakrament der Firmung spendete. Sein Amtsnachfolger Ferdinand Raimund Rabatta erteilte am 26. Nov. 1716 die Messlizenz für die Seitenaltäre. In diesem Zusammenhang sei bemerkt, dass das Salzkammergut bis zur Errichtung der Diözese Linz (1785) dem Passauer Bistum zugehörte. Dort suchte der Jesuitenrektor Josef Sancho im Jahre 1764 um die Erlaubnis zur Errichtung einer Hl.-Grab-Kapelle auf dem Kalvarienberg an. Es ist anzunehmen, dass im selben Jahr der Kapellenbau unmittelbar südlich der Kirche erfolgte.

 

Drei Jahre vorher 1761 wurde das schon oben erwähnte Gebetbüchlein von Gregori Menhardt in Steyr mit einem Bild des Hochaltares mit folgendem Titel herausgegeben. " Andächtige Besuchung des nächst bey dem Kaiserl.Königl. Salzkammergut Markt Ischl befindliche und mit anmüthigen Stationen gezierten Berg Calvariä". Es führt durch alle Gesätzchen des schmerzhaften Rosenkranzes analog den Kreuzwegstationen. Enthalten ist auch der Text des alten Fastenliedes, das in der ersten Strophe sagt.

0 Sünder, faß zu Herzen

Und schau dein'

Heiland an:

Wie er da hang in Schmerzen

Am harten Kreuzesstamm

Erschrecktich

zugericht'

Sein göttlich Angesicht,

Von Blut ganz

überronnen,

Gleicht einem

Menschen nicht .. .

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Jubel der Auferstehung ist eingefangen im Osterlied, das oft bei den  Frühandachten des Ostersonntags auf Calvarie gesungen wurde:

Auf mein Herz, und jubilier

Bei so gnehmen Tagen.

Alleluja singen wir,

Denn der Feind ist g'schlagen.

Höll, Tod, Teufel liegt zugleich,

Unser ist das Himmelreich.

Jesus Christus, Mensch und Gott,

ist erstanden von dem Tod ...

Am Ostermorgen wurde nach Entfernen des Leichnams aus der Grabkapelle eine spätgotische Holzplastik des Auferstandenen am Hochaltar aufgestellt. Zurzeit befindet sich diese Figur aus Sicherheitsgründen im Pfarramt Bad Ischl.

 

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Evangelium von heute
Joh 6, 60-69 "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens"

FRANZ JÄGERSTÄTTER 1907 - 1943
 

Unter dem Altar von St. Nikolaus ruht seit 2017 eine Reliquie des Seligen Franz Jägerstätter.

 

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